Maisach In Nordbayern wird das Futter knapp

Sabine Dobel

Auf den Feldern in Bayern hat die Ernte begonnen. Auch wenn es zuletzt genug Regen gab - ganz problemlos war das Wetter für die Landwirte auch in diesem Jahr nicht.

 
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Maisach - Bayerns Bauern rechnen nach zwei Dürresommern heuer mit einer durchschnittlichen Ernte. Vor allem die Trockenheit im Frühjahr habe den Pflanzen erneut geschadet, erläuterten Bauernpräsident Walter Heidl und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) am Mittwoch bei der traditionellen Erntepressefahrt in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. Die Niederschläge im Juni machten aber bei vielen Pflanzenarten die Schäden wenigstens teilweise wett. Die Bauern erwarten deshalb beim Getreide eine Menge um das Fünfjahresmittel von acht Millionen Tonnen.

"Nach den trockenen Wochen im März und April kam der Regen zumindest in Südbayern im Frühsommer für die meisten Kulturen gerade noch rechtzeitig", sagte Heidl. "Das Wetter hat wieder Kapriolen geschlagen - und wie in den vergangenen Jahren auch war es wieder sehr unterschiedlich in den verschiedenen Regionen." So machten etwa im Frühjahr niedrige Temperaturen den Kulturen zu schaffen. Gelitten habe die Wintergerste, vor allem in Nordbayern. Punktuell seien bis zu 100 Prozent ausgefallen. Noch im April seien Rapsflächen erfroren. Mancherorts habe es nicht oder unzureichend geblüht. Oder der Frost habe Stängel platzen lassen - ein Einfallstor für Krankheiten. Infolge der Trockenheit wurde in einigen Regionen in Nordbayern das Futter knapp, da der erste Grünlandschnitt ausfiel.

Auch Kaniber sprach von einem deutlichen Süd-Nord-Gefälle. Für die Landwirtschaft in den Trockengebieten Nordbayerns solle für die Zukunft ein neuer Forschungsstandort Lösungen erarbeiten. Das Erntejahr 2020 bestätigte die Prognosen der Klimaforscher. "Unsere Landwirte werden sich auch in Zukunft auf Extremwetterlagen wie Starkregen vor allem im Süden und Trockenheit besonders im Norden Bayerns einstellen müssen", sagte Kaniber.

Heidl und Kaniber betonten die Wichtigkeit regionaler Versorgung. "Das Coronavirus hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie abhängig wir von weltweiten Warenströmen sind. Grenzen waren plötzlich geschlossen, der Warenverkehr kam ins Stocken und Arbeitskräfte konnten nicht mehr so wie gewohnt einreisen", sagte Heidl. "Wir brauchen künftig eine regionale, eine noch regionalere Versorgung." Kaniber verwies hier auch auf den anhaltenden Anstieg beim Anbau von Eiweißpflanzen. Bei den Sojabohnen sei die Fläche um mehr als 3000 auf rund 18 600 Hektar gewachsen. "Das bestärkt unsere Bayerische Eiweißinitiative noch einmal deutlich, mit der wir unsere Bauern unabhängiger von Soja-Importen aus Übersee machen wollen."

Der Rückgang der Anbaufläche von Braugerste um 6600 auf 95 000 Hektar geht laut Kaniber auf die Preisentwicklung zurück. Wenn Preis und Vertragsbestimmungen der Mälzereien und Brauereien für die Landwirte besser wären, würde auch wieder mehr heimische Braugerste angebaut. Bundesweit erwarten die Bauern eine leicht unterdurchschnittliche Getreideernte, ebenfalls mit großen regionalen Unterschieden.

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