Malergesangverein von 1887 Selb Chor-Institution mit modernem Repertoire

Der Malergesangverein Selb besteht seit 135 Jahren. In jüngster Zeit setzt ihm die Pandemie gehörig zu. Nach einem Jahr „zum Warmlaufen“ machen die Sänger Pläne für 2023.

 
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„Seit ich am Ruder bin, sind wir noch kein einziges Mal aufgetreten.“ Franz Reiter, der 2020 – einen Monat vor dem ersten Lockdown – zum Vorsitzenden des Malergesangvereins von 1887 Selb gewählt wurde, nimmt’s mit Humor. „Den ersten Auftritt unter meinem Vorsitz musste ich gleich absagen, und seitdem war nichts möglich.“ Wie alle anderen aktiven Mitglieder des traditionsreichen Chores freut er sich darauf, dass es hoffentlich bald wieder losgehen kann mit den Proben.

Akustisch problematisch

In seinem angestammten Probenlokal, dem Lutherheim in Selb, durfte bislang wegen der hohen Inzidenzen noch nicht geprobt werden. „Die Corona-Regeln werden dort streng befolgt“, sagt Reiter, „aber ich hoffe, dass wir ab Mitte Mai wieder singen können.“ Alternative Proberäume hätten sich bisher als akustisch problematisch erwiesen. „Deshalb sind seit zwei Jahren keine Proben möglich gewesen.“

Für das kulturelle Leben der Stadt Selb wäre es auf jeden Fall ein großer Gewinn, wenn sich die aktuell 40 Sänger wieder treffen, neue Lieder einstudieren und bald wieder auftreten könnten. Denn, Hans Hanft, ehemaliger Vorsitzender und seit 25 Jahren aktiver Sänger im zweiten Tenor, sagte es mit Stolz: „Wir sind eine In-stitution, wir ,Maler’ sind hoch angesehen.“

Wachsende Qualität

Eine Institution ist der Chor in der Tat. Gegründet wurde er vor nunmehr 135 Jahren von Porzellanmalern der Hutschenreuther Porzellanfabrik. Die Verbundenheit mit der Urzelle des Chores zeigt sich auch dadurch, dass er seine Vereinsfahne von 1901 dem Porzellanikon als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. Das Museum ist in Selb in dem ehemaligen Hutschenreuther-Werk untergebracht.

Heute finden sich unter den Sängern, deren Altersdurchschnitt hoch in den Fünfzigern liegt, nur noch vier ehemalige Porzelliner. Doch glücklicherweise hatte sich der Chor schon relativ bald nach seiner Gründung – 1914 – auch für Angehörige anderer Berufsgruppen geöffnet. So stieg die Anzahl der Mitglieder auf zwischenzeitlich um die 50 Sänger; dazu kommen noch etliche passive Mitglieder.

Die Qualität des Chores wuchs mit jedem Chorleiter. Besonders verdient gemacht hat sich in dieser Hinsicht Günter Fischer, der den Chor über 35 Jahre lang leitete.

Beliebtes Ensemble

2015 wurde dann Jürgen Tröger sein Nachfolger. Er trat mit der Absicht an, das Repertoire breiter auszubauen, es aufzufrischen und neben den traditionellen Stücken auch modernere Werke aufzunehmen; nicht zuletzt, um neue – jüngere – Sänger zu gewinnen. So sind zu Volkslieder-Repertoire und Opernchören längst auch Schlager, Musical-Melodien, Filmmusik und englischsprachige Lieder gekommen.

Obwohl es in der Geschichte des Männergesangvereins immer wieder große Auftritte wie die Konzerte mit den Hofer Symphonikern oder die Einladung ins Maximilianeum in München gegeben hat, sind es doch die Auftritte in der Region und besonders in Selb, die den Chor zu einem beliebten Musikensemble machen. Regelmäßig finden die „Maler“ unter anderem beim Misereor-Singen, beim Wiesenfest, beim Porzellanflohmarkt, am Weihnachtsmarkt und beim traditionellen Weihnachtssingen zugunsten von „Brot für die Welt“ ihr begeistertes Publikum. Dazu kommen in zweijährigem Rhythmus große Chorkonzerte im Rosenthal-Theater.

Qualität von Quantität

Das gemeinsame Musizieren ist das eine, das reichhaltige gesellige Leben der Chormitglieder und ihrer Familien das andere. Denn auch außerhalb der Proben und Konzert treffen sie sich in schöner Gemeinschaft zu Ausflügen und Vereinsfeiern. „Die Kameradschaft im Chor ist gut“, bestätigt Hans Hanft.

Die Corona-Zeit, als überhaupt nicht geprobt werden durfte, hat den Chor durchaus den einen oder anderen Sänger gekostet. „Wir werden wohl weniger Sänger sein, wenn wir wieder singen dürfen“, glaubt Franz Reiter. Aber er hält es mit Chorleiter Jürgen Tröger, dem die Quantität nicht so wichtig ist, wenn nur die Qualität stimmt.

Dennoch wären die „Maler“ natürlich froh über ein paar junge, frische Stimmen; besonders im Tenor. Dass sich auch jüngere Chorsänger im Malergesangverein gut aufgehoben fühlen können, zeigen Max Geiger – der 22-Jährige ist einer der stellvertretenden Vorsitzenden und aktiver Sänger – und der fast gleichaltrige Fabian Röhtig.

Große Pläne hat der Malergesangverein von 1887 Selb für dieses Jahr noch nicht gemacht. „Natürlich wollen wir gerne auch wieder mit anderen Chören auftreten“, sagt Vorsitzender Franz Reiter. Aber angesichts der unklaren Lage, ab wann, in welcher Zusammensetzung und wo wieder geprobt werden kann, sieht er das Jahr 2022 derzeit als eines „zum Warmlaufen“.

Die „Maler“
Der Malergesangverein 1887 Selb probt montags ab 19.30 Uhr im Lutherheim in Selb. Der Chor hat aktuell 40 Sänger, Chorleiter ist Jürgen Tröger.
Neue Sänger sind immer gerne willkommen; Interessenten können sich an den Vorsitzenden Franz Reiter, Telefonnummer 09287/8899498, wenden.

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