Oberfranken Die Arztpraxis der Zukunft

Timo Schmidt
Die Marktleugaster Ärztinnen Carola Klein und Natascha von Schau und ihr Arzthelferinnen-Team (von links) empfangen ihre Patienten von Montag an im Erdgeschoss des neu errichteten Bürgerbegegnungszentrum. Bei der Einweihung am Freitag gratulierten Landrat Klaus Peter Söllner (Zweiter von rechts) und der Marktleugaster Bürgermeister Franz Uome (rechts). Foto: /tisch

Die Räume der Ärztinnen in Marktleugast liegen im Erdgeschoss des neuen Bürgerbegegnungszentrums. Die restlichen Bauarbeiten dauern noch bis nächstes Jahr.

 
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Von außen wäre ein Zuschauer kaum auf die Idee gekommen, warum im Inneren des neuen Bürgerbegegnungszentrums in Marktleugast gefeiert wurde. Baugerüste, Bagger und Berge an Schutt beherrschen aktuell noch das Bild der Szenerie. Doch im Erdgeschoss des Neubaus ist bereits alles hergerichtet. Von Montag an werden die beiden Marktleugaster Ärztinnen Carola Klein und Natascha von Schau dort ihre Patienten empfangen.

Die Einweihungsfeier am Freitagnachmittag nutzten auch zahlreiche Bürger, um sich die neuen Behandlungsräume der Praxis schon einmal anzusehen. Etwa 250 Quadratmeter beträgt die Fläche der Arztpraxis. „Die Handwerker haben alles ihnen mögliche getan, dass wir jetzt schon die Einweihung feiern können und nicht erst in ein, zwei Monaten“, bedankte sich Natascha von Schau.

Der Marktleugaster Bürgermeister Franz Uome (CSU) zeigte sich begeistert von den „großen, hellen und schönen Räumen“ der Praxis. Er bezeichnete den Umzug der Arztpraxis in den Neubau als „Meilenstein in der Entwicklung des Marktes“. Der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner fand es gut, dass die Arztpraxis inmitten der Gemeinde steht. „Das erspart vor allem älteren Patienten einen langen Weg.“

Mit der Eröffnung des restlichen Bürgerbegegnungszentrums rechnet Rathauschef Uome im Februar oder März nächsten Jahres. Im Moment stünden vor allen Dingen noch Arbeiten an der Fassade an, auch die Parkplätze vor dem Begegnungszentrum beziehungsweise der Praxis müssten noch entstehen. „Die Bauarbeiten stören den Praxisbetrieb nicht“, versichert Carola Klein. „Schwieriger ist die Parksituation.“ Die Parkplätze vor der alten Praxis bestünden zum Glück noch, allerdings sei jetzt der Fußweg bis in die neue Praxis eben etwas weiter. „Aber er ist barrierefrei“, freute sich Klein.

Die Kosten für das Zentrum beziffert Bürgermeister Uome auf knapp 3,5 Millionen Euro. Einen Großteil der Kosten übernimmt der Freistaat dank des Projektes „Förderoffensive Nordostbayern“. 70 Millionen Euro habe der Kulmbacher Landkreis bisher an Fördermitteln aus diesem Topf erhalten, berichtete Landrat Söllner. „Und kaum ein Landstrich in Ostoberfranken hat davon so sehr profitiert wie die Gemeinden Marktleugast und Grafengehaig.“

Trotzdem muss Marktleugast einen nicht unwesentlichen Teil der Baukosten für das Bürgerbegegnungszentrum selbst übernehmen. Den genauen Betrag wollte Bürgermeister Uome in seiner Rede nicht nennen. „Damit uns allen die Feierlaune nicht gleich vergeht.“ Auf Nachfrage unserer Zeitung gab Uome an, er wolle die genauen Kosten noch nicht veröffentlichen, bis der Gemeinderat darüber informiert sei. In einer Gemeinderatssitzung im Mai diesen Jahres hatte der Rathauschef von Rechnungen in Höhe von 960 000 Euro gesprochen, die man bisher bezahlt habe.

Der Rathauschef erinnerte in seiner Rede aber auch daran: „Wenn wir das Ganze nicht so gemacht hätten, gäb es jetzt einen Arztsitz weniger.“ Seit 2015 habe die Gemeinde um die Erhaltung ihrer Landarztstelle gekämpft. Er habe nicht locker gelassen, als es darum ging, die damals angehende Ärztin Natascha von Schau nach Marktleugast zu holen. Uome würdigte dabei auch die Mithilfe des ehemaligen Arztes der Gemeinde, Josef Schmidt.

Aktuell scheint die Ärzteversorgung in Marktleugast also gesichert. Doch mit dem Bürgerbegegnungszentrum will man noch weiter in die Zukunft denken. Über der Arztpraxis entstehen zusätzlich zwei Studentenwohnungen. Dort könnten Medizinstudenten unterkommen, die in der Praxis von Klein und von Schau praktische Erfahrungen sammeln möchten. Das mache es leichter, jungen Ärzten den Betrieb einer Praxis auf dem Land schmackhaft zu machen, erklärte von Schau. „Wir sind eine Modellarztpraxis der Zukunft.“

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