Marktredwitz: Abschied von der Seele der Euregio - Fichtelgebirge

Marktredwitz Abschied von der "Seele der Euregio"

Herbert Scharf 30.10.2020 - 18:08 Uhr

Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz würdigt die Verdienste der scheidenen Präsidentin. Zu deren Nachfolger wählen die Mitglieder Landrat Peter Berek .

Marktredwitz - Mit dem Ausscheiden von Birgit Seelbinder aus dem Amt der Präsidentin geht in der Euregio Egrensis eine Ära zu Ende. Das sagte Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz am Freitag bei der Mitgliederversammlung im Egerland-Kulturhaus. Der Abschied war ein durchaus persönlicher, immerhin kennen sich die Regierungspräsidentin und die Euregio-Präsidentin seit langem. Piwernetz war einst Referentin bei Seelbinder in deren Zeit bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth.

Neue Amtsträger

In den neuen Vorstand der Euregio Egrensis Bayern wurden gewählt: als Präsident Peter Berek, als Stellvertreter Roland Grillmeier, Landrat in Tirschenreuth, sowie der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner. Weitere Mitglieder im Vorstand sind: Eva Döhla aus Hof, Thomas Ebeling aus Schwandorf, Thomas Eberberger aus Bayreuth, Andreas Meier aus Neustadt an der Waldnaab, Jens Meyer und Weiden, Oliver Weigel aus Marktredwitz, Professor Dr. Andrea Klug, Präsidentin OTH Amberg-Weiden, Rainer Beck von der Handwerkskammer Oberfranken und Florian Rieder von der Industrie- und Handelskammer Nordoberpfalz.

Seelbinder sei eine Kämpferin und eine "Frau mit europäischem Herz", sagte Piwernetz. Mit einer gewissen Unnachgiebigkeit, aber auch mit Charme und Überzeugungskraft habe sie vieles auf den Weg gebracht in der Region. Darunter auch manche Dinge, die man nicht für möglich gehalten habe.

In Schulen, mit dem Gastschuljahr und dem eigenen Wörterbüchlein, herausgegeben von der Euregio Egrensis, sei es Seelbinder gelungen, Interesse an der Sprache der Nachbarn zu wecken und die grenzübergreifende Zusammenarbeit zu verbessern.Eine Vielzahl von Ehrungen, darunter die Jan-Masaryk-Medaille und die Verfassungsmedaille in Gold, habe sie aufgrund ihrer Verdienste um die deutsch-tschechische Verbindung entgegennehmen dürfen. Außerdem habe sie vielen Politikern geholfen, eine 85-prozentige Förderung für grenzübergreifende Projekte zu bekommen. Und bis 2022 gebe es noch Zuschüsse aus dem Dispositionsfonds, fügte Piwernetz an.

Der Schock der plötzlichen Grenzschließung im Frühjahr sitze bei vielen sicher noch tief, fuhr die Regierungspräsidentin fort. Leider gebe es auch keine Garantie für eine stete Aufwärtsentwicklung der guten Beziehungen zwischen den Ländern. Das sei eine Aufgabe und eine Herausforderung gerade für die Region im Herzen Europas. Lang anhaltender Beifall der Mitglieder schloss sich an.

Mit persönlichen Worten verabschiedete auch Seelbinders bisheriger Stellvertreter Wolfgang Lippert die Gründungspräsidentin. Im Vorstand, sagte er, habe man sie die "Seele" der Euregio genannt. Sie sei der Motor gewesen, habe die Arbeit der Euregio mit Leben erfüllt und mit der grenzüberschreitenden Gartenschau in Marktredwitz und Eger 2006 gekrönt. Lippert bedankte sich "mit Respekt und Anerkennung" für Seelbinders Arbeit im Sinne der Region. Symbolisch überreichte er Seelbinder einen Stein, denn sie habe so manchen Stein in der grenzübergreifenden Zusammenarbeit aus dem Weg geräumt. Mit einem Lachen wünschte Lippert der scheidenden Präsidentin, sie möge "steinalt" werden.

Der neue Vorsitzende, Landrat Peter Berek, erinnerte daran, dass ihn Seelbinder einst bei der Stadtverwaltung Marktredwitz eingestellt habe. Inzwischen hätten sie beide einen langen gemeinsamen politischen Weg hinter sich. Nun übernehme er zwar gerne den Staffelstab, in die großen Fußstapfen, die Seelbinder in 28 Jahren hinterlassen habe, wage er sich aber nicht. Berek versprach, in Zukunft auch neue Wege der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zu suchen und zu gehen. Wozu ihm seine Vorgängerin viel Erfolg wünschte.