Marktredwitz Finanzaufsicht rügt unerlaubte Geschäfte

Rainer Maier
Verschlossene Türen bei Michael Bauschkes Ergo-Subdirektion in Marktredwitz: "Wir machen Betriebsurlaub", heißt es auf einem Zettel. Am 12. August soll das Büro wieder öffnen. Foto: Rainer Maier

Die Bafin hat den Marktredwitzer Versicherungsvertreter Michael Bauschke aufgefordert, Einlagen in Prämiendepots sofort zurückzuzahlen. Sein Handeln sei illegal.

 
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Marktredwitz - Michael Bauschke, regionaler Subdirektor der Ergo-Versicherung in Marktredwitz und vielfältig vernetzter Unternehmer, ist in Schwierigkeiten. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) in Frankfurt hat ihn aufgefordert, sein Einlagengeschäft einzustellen und die hier investierten Gelder vollständig an die Kunden zurückzuzahlen. Die Staatsanwaltschaft Hof ermittelt gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz und Verdachts der Untreue. Und der Ergo-Versicherungskonzern hat sich vorsorglich von ihm distanziert und eine interne Prüfung eingeleitet.

Prämiendepot

Ein Prämiendepot ist ein Kapitalanlageprodukt, das für gewöhnlich in Verbindung mit einer kapitalbildenden Lebensversicherung oder Rentenversicherung abgeschlossen werden kann. Es dient dazu, bei einer Einmalzahlung der Beiträge oder einer verkürzten Beitragsdauer die Laufzeit des Vertrages derart zu dehnen, dass die Mindestbedingungen für eine steuerliche Begünstigung erreicht sind. So können Anleger zum Beispiel von Steuervorteilen bei zwölfjähriger Vertragslaufzeit profitieren. Hierfür leistet der Versicherte die Zahlung im Voraus, die Prämien werden zur Fälligkeit vom Versicherer aus dem Depot entnommen. Während Versicherungen und Bausparkassen mit Prämiendepots um Kunden werben, dürfen Vermittler diese Anlageprodukte ohne Erlaubnis nicht betreiben. Denn laut Bafin besteht die Gefahr, dass sie für derart eingesammelte Gelder nach alternativen Finanzierungsmodellen suchen.

Bauschke selbst sagt ganz klar: Nie habe er im Auftrag von Kunden Geld angelegt. Er verweist darauf, dass die Vorwürfe von der Bafin derzeit erneut geprüft würden - "auch zu meinem Schutz". Dieses durch seinen Widerspruch angestoßene laufende Verfahren müsse man abwarten, dann werde sich "alles aufklären". Die Darlehensvorschriften im Bafin-"Merkblatt zum Einlagengeschäft" seien supereng gefasst, die hier niedergelegte Bagatellgrenze habe die Bundesanstalt in seinem Fall wohl versehentlich nicht berücksichtigt. Er habe eine Anwaltskanzlei in Düsseldorf, die auf fehlerhafte Bafin-Bescheide spezialisiert sei, mit seiner Vertretung beauftragt. "Der geschilderte Tatbestand ist so nicht richtig", sagt Bauschke. "Mit der Prüfung wird sich das alles auflösen."

Auf ihrer Webseite warnt die Finanzaufsichtsbehörde Anleger aktuell, dass Bauschke ohne Erlaubnis ein Einlagengeschäft betreibt. Als solches wertet die Bafin sein "Prämiendepot" in der Lebensversicherung. Wenn Unternehmen in Deutschland gewerbsmäßig Bankgeschäfte betreiben wollen, brauchen sie hierfür die Erlaubnis der Bafin. So schreibt es das Kreditwesengesetz (KWG) vor. Auch ein "Prämiendepot" als Einlagengeschäft zählt dazu.

Die Bafin wacht darüber, dass der Betreiber solcher Geschäfte ausreichend solvent ist und die Abwicklung transparent geschieht. Diese Aufsichtspraxis ist nun Michael Bauschke zum Verhängnis geworden. Er hat, so vermutet die Behörde, Gelder seiner Kunden eingesammelt und angeblich gewinnbringend für sie angelegt. Solche "Prämiendepots" betreibt er nach Erkenntnissen der Frankenpost schon seit mindestens zehn Jahren.

Mit Verträgen auf Papier mit Ergo-Briefkopf (oder von der Vorgängergesellschaft Victoria), allerdings ohne die üblichen Hinweise auf Geschäftsführung und Gerichtsstand am unteren Rand der Seite, garantierte Bauschke seinen Kunden die sichere Anlage über die Versicherungsgesellschaft und stellte eine Verzinsung von zunächst 5,5 Prozent in Aussicht. Das Geld fließe in eine bunt gemischte Anlage, die von der renommierten Gesellschaft Münchner Rück verwaltet werde.

Im Gespräch mit der Frankenpost schildert einer der Anleger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, dass er immer wieder Beträge zwischen 10 000 und 23 000 Euro auf das Treuhandkonto seines Prämiendepots einbezahlt habe - übrigens habe er auf Bitten von Bauschke das Geld stets in bar übergeben. Insgesamt habe er einen sechsstelligen Euro-Betrag angelegt. Als er später sein Geld wiederhaben wollte, habe ihn der Versicherungsvertreter vertröstet: Eine vollständige Rückzahlung auf einen Schlag sei nicht möglich, er könne etwa die Hälfte allerdings sofort in bar zurückerhalten, den Rest in vierzig monatlichen Tranchen.

Als dennoch keine Rückzahlung erfolgte, habe er schließlich Anzeige erstattet. Die Ergo-Versicherung in Düsseldorf, die der Anleger wegen des Aufdrucks auf den Briefköpfen hinter den Geschäften vermutete, sei trotz Anfragen per Einschreiben nicht zur Aufklärung der Sache bereit gewesen.

Oberstaatsanwalt Dr. Andreas Cantzler, der Pressereferent der Staatsanwaltschaft Hof, die für Wirtschaftsstrafsachen in ganz Oberfranken zuständig ist, bestätigte der Frankenpost, dass seine Behörde ein Ermittlungsverfahren gegen Michael Bauschke wegen Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz und wegen Verdachts der Untreue führt. "Weitere Einzelheiten können aufgrund des derzeitigen Ermittlungsstandes nicht genannt werden", teilte er mit.

Für die Ergo-Gruppe antwortete deren Pressesprecherin Katharina Denkler auf unsere Anfrage, alle Unternehmen und Mitarbeiter des Konzerns seien dem Grundsatz verpflichtet, rechtlich einwandfrei zu agieren und die vertraglichen Pflichten, besonders den Verhaltenskodex der selbstständigen Vertriebspartner, einzuhalten. "Wir dulden keinerlei Verstoß gegen diese Grundsätze und unterbinden festgestellte Verstöße schnell und konsequent", sagte Denkler. Im Fall Bauschke finde aktuell eine interne Prüfung statt, detaillierter könne man sich derzeit nicht äußern.

Dass die Marktredwitzer Versicherungsagentur über die Ergo-Internetseite nicht mehr aufrufbar ist, lässt allerdings vermuten, dass sich die Ergo-Gruppe vorsorglich von Michael Bauschke distanziert hat. Im Büro in der Marktredwitzer Bahnhofstraße ist auch niemand zu erreichen: "Wir machen Betriebsferien", heißt es dort auf einem Zettel an der Tür. Ans Telefon geht nur der Anrufbeantworter. "Die Betreuung der Kunden ist durch die zuständige Regionaldirektion sichergestellt", sagt Ergo-Sprecherin Denkler. "Sie werden aktuell schriftlich über ihren konkreten Ansprechpartner informiert."

Michael Bauschke ist in Marktredwitz vielfältig unternehmerisch aktiv, unter anderem in der Arbeitnehmerüberlassungsfirma CP Communications- & Planungs-GmbH und in der Ripstyle GmbH, die ein Fitnessstudio und eine Eventhalle betreibt.

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