Marktredwitz Seelbinder zieht eine stolze Bilanz

Herbert Scharf
Blumen zum Abschied: Oberbürgermeister Oliver Weigel bedankt sich bei Dr. Birgit Seelbinder für ihre Arbeit als Präsidentin der Euregio Egrensis. Foto: Herbert Scharf

Die frühere Marktredwitzer Oberbürgermeisterin stand fast 30 Jahre an der Spitze der Euregio Egrensis. Für ihre Leistungen und ihre Erfolge spenden die Mitglieder stehend Applaus.

 
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Marktredwitz - Zu einer wegen Corona "ungewöhnlichen", aber zugleich auch "historischen Sitzung" hat Dr. Birgit Seelbinder, die Präsidentin der Euregio Egrensis Bayern, die Mitglieder am Freitag zur Hauptversammlung im großen Saal des Egerland-Kulturhauses begrüßt. Ungewöhnlich deshalb, weil umfangreiche Schutzmaßnahmen galten und auch spezielle Schutzmasken am Eingang verteilt wurden.

Um die grenzübergreifende Arbeit aber nicht stillstehen zu lassen, um einen neuen Vorstand zu wählen und um einen 1,2-Millionen-Euro-Haushalts zu verabschieden, habe man sich dennoch entschlossen, die Mitgliederversammlung anzuberaumen. Zumal es in diesem Jahr - wegen der Pandemie - nur wenige Möglichkeiten für Treffen gegeben habe. Und eine virtuelle Versammlung sei nicht möglich gewesen.

Seelbinder betonte, dass die Pandemie auch die Zusammenarbeit über die Grenze hinweg auf eine harte Probe stelle, "die größte seit dem Bestehen der Euregio Egrensis". Eine Grenzschließung von heute auf morgen habe man sich bisher gar nicht vorstellen können. Trotz aller Hindernisse aber sei die Arbeit auch in diesem Jahr weitergegangen, und man habe Kontakte zu tschechischen Politikern vermittelt und gehalten.

Aus dem derzeit laufenden Programm "Interreg Bayern-Tschechien" stehen nach ihren Worten mit etwa sechs Millionen Euro noch sechs Prozent der Gesamtsumme zur Verfügung. Projektanträge für Großprojekte könnten noch eingereicht werden. Auf bayerischer Seite standen zwei Millionen Euro aus dem Dispositionsfonds zur Verfügung. Wie Seelbinder sagte, wurden seit dem Start 129 bayerische und 122 tschechische Projekte aus dem Fonds bewilligt und alleine in Bayern 1,4 Millionen Euro gebunden.

Die künftige Förderung durch die EU werde sicher geringer, hänge aber letztlich vom Ausgang des Brexits ab, sagte Seelbinder. In diesem Zusammenhang teilte sie mit, dass die Euregiones Bayern, Böhmen und Sachsen gegenseitig beigetreten seien, um ein starkes Zeichen der Solidarität in schweren Zeiten zu senden.

Derzeit laufe eine Entwicklungsstudie als Teil des Netzwerkes "Neue Impulse für den Grenzraum" der Universität Sankt Gallen und der Ostböhmischen Entwicklungsagentur. Leider hätten in diesem Jahr viele Treffen und geplante Veranstaltungen ausfallen müssen.

Ausdrücklich bedankte sich Seelbinder bei den ausscheidenden Vorstandskollegen. Ihre beiden Stellvertreter Dr. Karl Döhler und Wolfgang Lippert, die früheren Landräte von Wunsiedel und Tirschenreuth, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Seelbinder bekannte, dass ihr das Ausscheiden als Präsidentin nicht leichtfalle. Sie wünschte dem künftigen Präsidium alles Gute und viel Erfolg mit der Arbeit über Grenzen hinweg.

Oberbürgermeister Oliver Weigel unterstrich in seiner Rede die Bedeutung des Engagements der Egerländer in Marktredwitz. Bereits vor 50 Jahren sei das Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz gebaut worden: ein Zeichen der Verbundenheit, aber mit seinem Museum auch ein Treffpunkt von Egerländern aus ganz Deutschland. Weigel nannte die Euregio Egrensis eine wichtige Vereinigung für grenzübergreifende Aktivitäten. Gleichzeitig aber leiste sie einen bedeutenden Beitrag bei der Bewältigung der Geschichte zwischen beiden Ländern. Der scheidenden Präsidentin bescheinigte er, dass sie mit großem Engagement und viel Herzblut an der Spitze stand. Sie habe es geschafft, Grenzen in den Herzen zu öffnen. Somit habe sie mit ihrer Arbeit der ganzen Region geholfen, sagte Weigel und überreichte einen Blumenstrauß.

Nach der Zustimmung der Mitglieder zu dem ausgeglichenen Haushalt 2020 und dem Rechnungsprüfungsbericht des Arzberger Bürgermeisters Stefan Göcking verabschiedete Seelbinder aus dem Vorstand neben ihren beiden Stellvertretern Karl Döhler und Wolfgang Lippert auch Hermann Hübner aus Bayreuth, Harald Fichtner aus Hof, Kurt Seggewiß aus Weiden und Thomas Koller von der Handwerkskammer Bayreuth.

Seelbinder selbst spendeten die Mitglieder lange stehend Applaus.

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