Marktredwitz Tafel appelliert an Selbstversorger

Hilfe aus dem eigenen Garten: Wer Obst oder Gemüse übrig hat, findet in der Marktredwitzer Tafel einen dankbaren Abnehmer. Foto: Daniel Vogl/dpa

Bedrohlicher Engpass: Seit rund drei Wochen muss der Marktredwitzer Verein ohne seinen wichtigsten Sponsor auskommen. Zur Erntezeit hofft Vorsitzender Johannes Müller auf Obst und Gemüse aus regionalen Gärten.

 
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Der Marktredwitzer Tafel gehen die Spenden aus. „Wir haben versorgungstechnisch einen absoluten Tiefstand erreicht“, klagt Vorsitzender Johannes Müller. Nachdem der Verein – bedingt durch die Arbeitsniederlegung bei Edeka – schon längere Zeit mit deutlich schmäleren Lebensmittelspenden aus dem Logistikzentrum in Marktredwitz hatte auskommen müssen, wurde die Versorgung vor etwa drei Wochen komplett eingestellt. „Ob vorübergehend oder langfristig, das wissen wir leider nicht, und auch die Hintergründe sind noch unklar, obwohl wir von dem Streik als Ursache ausgehen.“

Dauerhafter Wegfall von Edeka herber Schlag

Was hingegen offensichtlich ist: Für die Tafel in Marktredwitz wäre der dauerhafte Wegfall von Edeka ein herber Schlag. „Da zwei Drittel unserer Waren an Gemüse, Obst und Milchprodukten aus dem Logistikzentrum kommen, sind wir eigentlich dringend darauf angewiesen.“ Deswegen sucht Müller mit den Verantwortlichen von Edeka das Gespräch, um die aktuell prekäre Lage der Tafel sowie die Bedeutung eines fortlaufenden Spendenstopps zu verdeutlichen. „Wenn das etwas anstoßen könnte, wären wir unheimlich dankbar.“

Hoffnungsträger Selbstversorger

Aber auch auf private Spender setzt der Tafel-Chef in der Not. „Da gerade Erntezeit ist, hoffen wir auf Obst und Gemüse von Selbstversorgern aus der Region, die Äpfel, Pflaumen, Zucchini, Tomaten und Co. übrig haben und uns damit unterstützen möchten.“

Wer der Tafel helfen möchte, aber nicht mit Waren aus dem eigenen Garten dienen kann, kann Sachspenden, also Lebensmittel, die gekauft und nicht geöffnet wurden, abgeben oder Gutscheine von Discountern oder Supermärkten spenden. Beides nehmen die Mitglieder immer mittwochs von 13.30 bis 16 Uhr oder donnerstags zwischen 10 und 15 Uhr vor Ort in der Franz-Schubert-Straße 18 entgegen.

Bloß noch 120 bis 150 Kunden

In etwa 400 Menschen und deren Familien haben Anspruch darauf, sich Waren in der Ausgabestelle abzuholen. „Gerade kommen zu den Terminen aber nur etwa 120 bis 150, der Engpass hat sich natürlich herumgesprochen.“ Einen Aufnahmestopp gibt es bislang noch nicht, und auch mit leeren Händen mussten Müller und die Mitarbeiter der Marktredwitzer Tafel noch niemanden nach Hause schicken: „Wir achten auf eine gerechte Verteilung, jedoch bekommt der einzelne in der Summe momentan deutlich weniger“, sagt der Vorsitzende und betont gleichzeitig: „Deswegen sind wir derzeit umso dankbarer für Brot und Kuchen aus dem Backhaus Kutzer, Backwaren der Bäckerei Brunner und Wurstwaren von Houdek.“

Es gibt einen Plan B

Obwohl Müller alles daran liegt, Edeka als Sponsor zurückzugewinnen, ist er gezwungen, einen Plan B parat zu haben. „Bricht Edeka als Lebensmittelspender komplett weg, müssen wir eine Werbekampagne starten und versuchen, weitere Discounter mit ins Boot zu holen.“

Edeka äußert sich (noch) nicht

Die Pressestelle von Edeka in Rottendorf, die unter anderem das Logistikzentrum in Marktredwitz betreut, teilt auf Anfrage unserer Zeitung lediglich mit, dass es zu dem Thema in Kürze ein Gespräch mit der Tafel und der zuständigen Lagerleitung geben werde, „sodass wir den Termin gerne erst abwarten möchten“.

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