Marktschorgast Der Mann, der Sicherheit im Auto schafft

Bruno Preißinger
Ewald Nüssel wird heute 80 Jahre als. Foto: Bruno Preißinger Quelle: Unbekannt

Der Name Ewald Nüssel ist bei den Herstellern von Kindersitzen ein Begriff. Der Marktschorgaster gilt als geistiger Vater von Rückhaltesystemen in Fahrzeugen.

 
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Marktschorgast - Der Pionier der Kindersicherheit, so nannte die Fachzeitschrift "Baby-Junior" im Jahr 2006 den Marktschorgaster Ewald Nüssel. Am heutigen Montag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Der berufliche Lebensweg von Ewald Nüssel begann 1954, als er eine Lehre als Werkzeugmacher bei Max Ihle in Marktschorgast antrat. Nach beruflicher Weiterbildung und Erfahrungen in mehreren Firmen wechselte er 1965 in die Abteilung Werkzeugbau der Firma Storchenmühle in Mannsflur. In jener Zeit befasste er sich hauptsächlich als Entwickler von Kindersitzen in Autos und als Ausbilder von Lehrlingen. An über hundert Auszubildende gab er sein Wissen weiter, um für die Region gute Facharbeiter zu gewinnen. Nüssel durchlief verschiedene in der Storchenmühle Stationen bis hin zum Technischen Leiter.

1987 ergab sich für ihn die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. Er gründete die Firma Lo-fer, in der er für die "Marke Storchenmühle" Rückhaltesysteme für Kinder im Auto entwickelte und herstellte. Im Hinblick auf seine Beschäftigten legte er großen Wert darauf, auch schwer vermittelbaren und älteren Mitarbeitern eine Chance zu geben.

In dieser Zeit arbeitete er auch in den DIN-Normen-Ausschüssen in Köln und Berlin, bei Stiftung Warentest sowie im neuen Europäischen Regelwerk der ECE 44 für Rückhaltesysteme mit. Seine Erfindungen in der Kindersicherung wurden durch Auszeichnungen und Anerkennungen gewürdigt. So war in der Fachpresse Baby-Junior 2006 zu lesen: "Der Pionier der Kindersicherheit geht von Bord".

Wie sehr Ewald Nüssel die Sicherheit der Kinder am Herzen lag und ihm noch liegt, macht eine Geschichte deutlich. In den 1990er-Jahren war er zum Kanzlerfest in Bonn eingeladen. Er demonstrierte dort mit einem Schlitten und einem Dummy wie es ungesicherten Kindern im Auto bei einem Aufprall mit nur sieben Stundenkilometern geht: "Der Dummy wurde aus dem Sitz geschleudert und vollführte einen Purzelbaum", erzählte Nüssel.

Der damalige Verkehrsminister Matthias Wissmann hat Bundeskanzler Helmut Kohl und seine Frau Hannelore an die "Teststrecke" geholt. Sie waren beeindruckt. Wenig später wurde der Autokindersitz bei Mitfahrt von Kindern gesetzlich vorgeschrieben.

Weitere Ehrungen waren 2000 die goldene Urkunde des Unternehmens Storchenmühle für herausragende Verdienste und den unermüdlichen Einsatz zur Sicherung des Kindes und die langjährige, Treue für die "Marke Storchenmühle". Im Jahre 2017 verlieh der Landkreis Kulmbach durch Landrat Klaus Peter Söllner den Innovationspreis in Würdigung herausragender zukunftsorientierter Unternehmerleistung an Ewald Nüssel. Mit Ewald Nüssel wurde eine besondere Persönlichkeit ausgezeichnet, die in Fachkreisen einen Namen hat. Landrat Söllner führte damals aus "Ewald Nüssel ist ein Spezialist in Sachen Sicherheit des Kindes im Auto. Er ist einer der ältesten Entwickler in dieser Branche. Er legte den Grundstein für Kindersicherheit im Auto. Die Bedeutung seiner Arbeit, seiner Entwicklungen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, vergegenwärtigt man sich, wie viele Kinderleben bei Unfällen gerettet und gesundheitliche Schäden vermieden wurden. Nüssels Leben ist geprägt von Aktivität, Dynamik und Innovation."

Ewald Nüssel ist heute mit seiner Firma "EHV" für die Branche als technischer Berater tätig, vor allem, wenn es um Fragen der Patentverwertung geht. Das will er noch tun, so lang es die Gesundheit zu lässt.

Über seine Unternehmeraktivitäten hinaus engagierte sich Ewald Nüssel in vielfacher Weise in Politik und im Vereinsleben. 62 Jahre ist er Mitglied in der SPD. Für seine Partei war er 24 Jahre im Gemeinderat Marktschorgast. Neben Auszeichnungen vom bayerischen Staat ist er Träger der silbernen und goldenen Bürgermedaille der Marktgemeinde Marktschorgast. Er ist in vielen Vereinen Ehrenmitglied. Sein Herz schlug hauptsächlich für den Allgemeinen Sportverein. Über 20 Jahre leitete er die Fördergruppe, die von seiner Seite großzügige finanzielle Unterstützung erfuhr.

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