Martin Frank Auftritt vor ausverkaufter Stadthalle

Michael Meier
Martin Frank begeisterte das Publikum in der ausverkauften Stadthalle. Foto: Michael Meier

Der Kabarettist Martin Frank trat in der ausverkauften Marktredwitzer Stadthalle auf. Von seiner Oma bis hin zum Publikum nahm er alles und jeden auf die Schippe.

 
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Der Niederbayer Martin Frank ist einer der jüngsten und erfolgreichsten Kabarettisten Bayerns. Da ist es auch kein Wunder, dass er es auf Anhieb geschafft hat, die Stadthalle am Donnerstag schon im Vorfeld auszuverkaufen. „Einer für Alle, Alle für Keinen“, stand als roter Faden im Programmtitel. Sein Aufruf ans Publikum, ihm zu verraten, wo sie alle herkommen, war dann das nächste Aha-Erlebnis: „Bärnau, Kulmain, Nagel, Selb und Vogtland“ lauteten die Zurufe. „Ich weiß gar nicht, ob Ihr es in Marktredwitz mitbekommen habt. Wir hatten eine weltweite Pandemie“, machte er sich gleich zu Beginn Gedanken über die Bürger der Großen Kreisstadt. Corona war überhaupt ein großes Thema im kurzweiligen und gut pointierten Abendprogramm von Martin Frank.

Und natürlich kokettierte er auch mit seiner ländlichen Herkunft, vor allem seine Oma musste immer wieder für Pointen herhalten: „Wie kann man nur sein Geld in der Unterhose vor dem Computer verdienen?“, lautete deren Frage zur Homeoffice-Tätigkeit des Enkels. „Wenn man sie auszieht, dann geht’s schon“, war dessen flapsige Antwort. „Alles, was auf dem Hof übrig ist, friert die Oma ein - bis zur Unkenntlichkeit. Manchmal merkt man erst auf’m Teller, dass der Kuchen eigentlich ein Lendchen ist“, plauderte der Niederbayer noch aus dem Nähkästchen.

Humorvolle Konfrontationen

Gerne baute der Kabarettist auch immer wieder eine humorvolle Konfrontation zwischen Fleischesser und Veganer auf: „In Niederbayern ist man doch schon bei der Geburt der Nahrung dabei. Wenn es dumm läuft, dann ziehe ich persönlich mein zukünftiges Schnitzel aus der Rinderlende heraus“, erklärte er dem begeisterten Publikum. Und ebendieses wurde auch gerne ins Programm eingebunden. „Ist eigentlich jemand aus der Landwirtschaft heute Abend hier?“, begutachtet der Junior-Landwirt sein Publikum und schnüffelt in Richtung Zuschauer. „Ja, doch, mei, i rieachs doch.“

Und immer wieder schweifte sein Blick auch auf das wahre Leben. Dorthin, wo individuelle Luxusprobleme den gesunden Menschenverstand zu überschatten scheinen. Wo gestandene Mannsbilder Diskriminierung beim Vorhandensein von Frauenparkplätzen spüren. Das gleiche gilt jedoch auch für Mädchen (und deren Helikoptereltern), die nicht im Knabenchor singen dürfen. „Ich wollte auch gern Mitglied im Frauenbund sein, aber da waren Krampfadern eine Aufnahmevoraussetzung. Und da wollte ich dann doch nicht mehr“, lautete eine Erinnerung des Künstlers.

Seltsamer Alpaka-Hype

Etwas seltsam fand der Niederbayer auch den derzeitigen „Alpaka-Hype“. Für ihn ist es erstaunlich, dass man hierzulande aber nicht deren Wolle oder gar das Fleisch nutze, sondern mit ihnen langsam spazieren gehe. „Für 60 Euro in der Stunde ziehen wir die störrischen Viecher hinter uns her. Da fragt sich der arme Hund im Tierheim schon: Liegt es wohl an mir, weil mich keiner holt?“ „Wir leben im Plemplem-Land“, war das Fazit des Bauernjünglings. Er outete sich auch selbst mit der Information, dass er kein Bier mag, dafür trinkt er für sein Leben gerne Kaba.

Wichtig war für Martin Frank auch der Appell an die Menschen im Saal, dass es in unserer Gesellschaft wieder mehr Empathie und Verständnis geben muss: „Man muss einfach mal die Perspektive wechseln. Gehen Sie auch mal als Veganer zum Schlachtschüssel essen oder mit dem Kirchenvorstand auf die Erotikmesse“. Und gleich zweimal gab er sogar eine Arie zum Besten: Einmal schallte daher das Lied vom Schweinefürsten aus dem Zigeunerbaron ins Publikum und für Eleonore aus Nagel wurden lautstark rote Rosen besungen.

Einige Zugaben

Die Zuschauer erfuhren zum Schluss auch noch, dass es am Friedhof einen geheimen Code gibt: „Hat man die Düse der Gießkanne nach unten, dann will man trauern und seine Ruhe haben. Spritzt das Wasser der Kanne nach oben weg, dann ist man offen für alles“. Da war es nur folgerichtig, dass ein Frauenstammtisch aus Kulmain in der ersten Reihe gleich mit seinen Gießkannen anrückte und für Stimmung im Saal sorgte. Erst nach 22 Uhr und nach einigen Zugaben wurde Martin Frank, mit viel Applaus, in seinen wohlverdienten Feierabend entlassen.

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