Mehr regenerative Energie Helmbrechts hat grüne Pläne

Werner Bußler
Sauberer Strom: In Helmbrechts geht noch was. Foto: /dpa/Jens Büttner

Die Stadt hat bei den regenerativen Energien noch viel Potenzial. Die Energieagentur Nordbayern rechnet dem Stadtrat vor, dass die Kommune weit mehr als nur energieautark werden könnte.

 
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Helmbrechts - Im Stadtgebiet von Helmbrechts werden fast 53 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Das besagen die neuesten Verbrauchsdaten. Dies ergibt einen Jahreswert von 26,9 Millionen Kilowattstunden. Der Hauptanteil kommt aus der Windkraft mit 40 Prozent der Gesamtsumme, dahinter folgen Photovoltaikanlagen (knapp zehn Prozent) und Biogasanlagen (drei Prozent). Diese Produktion soll in den nächsten beiden Jahrzehnten mindestens vervierfacht werden. Das klinge ambitioniert, sei aber eine lösbare Aufgabe. Wie man dieses Ziel erreichen kann, hat Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern in der jüngsten Stadtratssitzung aufgezeigt.

Wind und Sonne

Zunächst erklärte er, dass in den vorgelegten Zahlen nicht alle Daten von Selbstversorgern enthalten seien, eine angemessene Grundlage für Prognosen sei die Statistik trotzdem. In die Berechnungen bezog die in Kulmbach ansässige Agentur Faktoren wie Einwohnerzahlen, Schwankungen der Industrie und die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger mit ein.

Die Planer sehen es als ihre Pflicht an, Kommunen anzuhalten, PV-Anlagen nicht grundsätzlich abzulehnen. „Wie sollen wir unseren Kindern erklären, dass wir vor einem Anstieg der Benzinpreise mehr Angst hatten als vor der Steigung der Meeresspiegel?“, hielt der Referent möglichen Kritikern entgegen. Mit ihren Vorschlägen habe die Energieagentur ein „tragfähiges Szenario für die Nutzung alternativer Energiequellen“ entwickelt. So soll die Kommune anhand eines Merkmalkatalogs in die Lage versetzt werden, den Ausbau erneuerbarer Energien auf der Basis überprüfbarer und nachvollziehbarer Kriterien zu steuern, Fehlentwicklungen zu verhindern und selbst wirtschaftlich von der Stromerzeugung im Stadtgebiet zu profitieren. In dem Konzept bilden Wind und Sonne, die sich im Jahreslauf ergänzten, die Stützpfeiler. Dazu machte der Redner deutlich, dass die Kosten für Investitionen in erneuerbare Energie erheblich gesunken seien.

Chancen mit PV-Anlagen

Laut Prognosen dürfte der Stromverbrauch in den nächsten Jahren steigen, betroffen davon seien hauptsächlich die Bereiche Verkehr und Wärme. Was Heizungen betrifft, sei es möglich, mit Wärmepumpen Effizienzsteigerungen zu erzielen.

Der Referent zeichnete dann einzelne Arten der künftigen Energiegewinnung auf. Demnach sei bei der Biomasse kein Zuwachs zu erwarten. Was die Windkraft anbelangt, stehen im Stadtgebiet derzeit fünf Windräder. Selbst bei einer Reduzierung auf drei, brächten diese demnächst, dank geplanter Modernisierung der Anlagen, insgesamt mehr Leistung. Für den Bereiche der Photovoltaik sei Potenzial durchaus vorhanden, allerdings gebe es keine rechtliche Möglichkeit, die Installierung von Solarflächen auf Hausdächern durchzusetzen. Daher müssten alternativ Freiflächen entsprechend bebaut werden.

Genug Flächen

Um die angestrebten Ziele zu erreichen bräuchte man für diese Zwecke vier bis fünf größere Solarparks auf im Bereich von Helmbrechts verteilten insgesamt 50 Hektar. Dies entspricht 1,76 Prozent der Fläche des Stadtgebiets. Für die Auswahl des Geländes sollten aber bestimmte Gesichtspunkte beachtet werden, betonte Ruckdeschel. Um der Verwaltung eine Bewertungshilfe an die Hand zu geben, habe die Agentur Kriterien zur Genehmigung von PV-Flächen erarbeitet. Dabei müsse man aber ökologischen und landschaftlichen Auflagen Aufmerksamkeit schenken.

Vorrangig empfohlen werden entsprechende Bauten in der Nähe der Autobahn, an Bahnschienen, in Gewerbebieten oder auf landwirtschaftlichem Grund, wenn es sich dabei nicht um Ausschlussflächen handelt. Entsprechendes Gelände gebe es in Helmbrechts auf 2700 Hektar, davon werden aber weniger als zwei Prozent tatsächlich benötigt. Das letzte Wort zur Errichtung von PV-Depots habe in allen Fällen der Stadtrat.

Bürger beteiligen

Ein Problem, das es zu lösen gilt, sprach Markus Ruckdeschel auch an, nämlich die nur begrenzte Aufnahmefähigkeit der vorhandenen Netze beziehungsweise die Installation von Speichermöglichkeiten. Doch sollte dies zu lösen sein.

Der Referent empfahl einen Ausbau in Eigenregie und die Beteiligung von Bürgern an den Projekten, damit die Wertschöpfung in der Region bleibt. Ideal wäre es seiner Meinung nach daher, die Aufgabe den Stadtwerken, in diesem Fall dem Unternehmen Licht- und Kraftwerke Helmbrechts, zu übertragen, statt Projektierer von irgendwoher damit zu betrauen. Wie Ruckdeschel ausführte, sind es Vorgaben, die bis 2040 realisierbar sind, aber: „Für eine schnellere Energiewende wird niemand bestraft.“

Bürgermeister Stefan Pöhlmann betonte im Anschluss, die Stadt müsse „sich den Herausforderungen stellen“ und, unter dem Aspekt, was der Bevölkerung zuzumuten sei, einen guten Energiemix finden. Den vorgelegten Kriterienkatalog werde man in den Ausschüssen des Stadtrates weiterentwickeln, um ein funktionierendes Instrument an der Hand zu haben.

Robert Popp (HNW/ÜWG) sagte in der Diskussion, öffentliche Gebäude sollten stromautark sein und vorbildlich PV-Anlagen auf den Dächern montieren.

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