Menschen sollen Todesangst davor bekommen, diese Demokratie zu repräsentieren und zu verteidigen. Das System soll so auf Dauer destabilisiert werden. In letzter Konsequenz soll Platz gemacht werden - für eine autoritäre, menschenverachtende Ordnung. Auf diese bestürzende Erkenntnis reagiert das Land mit einer eigenartigen Verzögerung. Hoffentlich war hier - zum letzten Mal - die offenkundige Unfähigkeit der Verantwortlichen zu sehen, die Dimension der Bedrohung durch Rechtsterrorismus für dieses Land zu begreifen. Denn was passiert ist, ist nicht neu. Die Liste der Opfer ist viel zu lang, sie umfasst Morde an Obdachlosen, Migranten, Juden, sie umfasst den Anschlag aufs Münchner Oktoberfest und die Terrorserie des NSU. Walter Lübcke ist der erste Politiker, der getötet wurde. Selbst dem letzten Beschwichtiger muss klar sein, welches Signal mit dieser Tat gesetzt werden soll: Die Szene ist zu allem bereit. Und sie ist zu immer mehr in der Lage. In dieser Erkenntnis liegt der dringende Handlungsauftrag an die Politik. Selbst der Innenminister musste diese Woche bekennen, nicht "alles Menschenmögliche" gegen Rechtsextremismus getan zu haben. Das gibt immerhin Anlass zur Hoffnung, dass Entscheider Entscheidendes begriffen haben.