Die Kritik ist berechtigt. Es ist beschämend, wie wenig medizinische Hilfe Italien in der Not von den Nachbarn bekommt. Viel zu spät ergreift die EU-Kommission die Initiative und organisiert eine Börse für Betten auf den Intensivstationen. Es ist die moralische Pflicht jener EU-Mitglieder, die (noch) nicht von der Pandemie mit voller Wucht getroffen werden, sich zu beteiligen. In Italien steht gerade Deutschland mächtig in der Kritik. Rechte Hetzer greifen Ressentiments aus der Schuldenkrise von vor zehn Jahren auf. Sie bedienen sich dabei eines ebenso bewährten wie abgeschmackten Musters: Was auch immer schiefläuft in Europa, die Verantwortung wird gern in Deutschland abgeladen. Die Breitseiten gegen Berlin sind unberechtigt. Deutschland ist neben Luxemburg und in geringerem Ausmaß Österreich das einzige Land in Europa, das seine noch nicht ausgelasteten Kapazitäten auf den Intensivstationen seit Wochen für Schwerstkranke aus Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden zur Verfügung stellt. Das ist europäische Solidarität. Höchste Zeit, dass sich andere Länder daran ein Beispiel nehmen.