Ein kleiner Schnitt für einen Menschen, aber ein großer Schnitt für die Menschheit: Sollte Lorena Bobbitt ungefähr so gedacht haben, als sie vor 25 Jahren ihrem Ehe-Unglück ein Ende setzte? Jahrelang hatte John, ihr Mann, sie sexuell gedemütigt und missbraucht; auch am 23. Juni 1993, wie Lorena später aussagte. Doch als er diesmal nach der Vergewaltigung zu Bett ging, griff sie sich ein Küchenmesser und trennte dem bereits schlummernden Gatten das Werkzeug ihres Martyriums an der Basis ab. Anschließend fuhr sie mit der Beute im Auto davon, warf das sinnlos gewordene Körperteil aus dem Fenster in ein Feld und wählte den Notruf. Nach aufwendiger Suche wurde es gefunden - und wieder angenäht. Keine Story aus dem Horrorkino; aber das Fernsehen soll sie demnächst erzählen: Die Amazon Studios schicken sich an, den einst weltweit aufsehenerregenden Fall mit Joshua Rofé als Regisseur und Oscar-Drehbuchpreisträger Jordan Peele als Produzenten zu verfilmen, in aller Ausführlichkeit, nämlich vierteilig. Sollte wirklich nur der 25. Jahrestag der blutigen Begebenheit den Anlass dazu geben? Vielleicht muss man das Vorhaben ja als Beitrag zur "#Metoo"-Debatte verstehen - als zweifelhaften Beitrag. Rät die Dokumentation traumatisierten Frauen womöglich implizit, wie sie sich für Notzucht und Entehrung rächen können: Wehrt euch, Pimmel ab? Immerhin fand die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer einschneidende Maßnahmen à la Lorena Bobbitt praktikabel: "Sie hat ihren Mann entwaffnet. Jetzt ist der Damm gebrochen. Es kann zurückgeschlagen werden." Freilich ist Überlegung geboten: Die Angeklagte kam frei, weil die Richter sie für unzurechnungsfähig hielten; und ihrem Mann John waren die Vorwürfe nicht nachzuweisen. Der prahlte nach seiner Genesung, sein Liebesleben verlaufe befriedigender denn je, und wirkte sogar in Pornofilmen mit. Schlimmeres als er erlitt übrigens 2011 ein Kalifornier: Sein bestes Stück, von der Gemahlin amputiert, zerkleinerte nebst anderem Müll ein Häcksler.