Deutschland ist ein Mieterland. Weniger als die Hälfte der Haushalte wohnt in den eigenen vier Wänden. Neben der Schweiz ist Deutschland damit das einzige europäische Land, in dem die Wohneigentumsquote unter 50 Prozent liegt. Auch zehn Jahre Niedrigzins haben daran nichts geändert. Nur wenn man sich die Zahlen genauer anschaut, zeigt sich etwas Bewegung - allerdings nach unten. Jüngere Menschen, so aktuelle Auswertungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), schaffen es nicht mehr, sich eine Immobilie zu kaufen. Warum, dafür gibt es viele Erklärungen. Der Zuzug jüngerer Menschen aus anderen Ländern wird ins Feld geführt. Doch eine Wahrheit ist auch: Die niedrigen Zinsen verhindern, dass jüngere Menschen genug Kapital aufbauen, um sich überhaupt eine Immobilie leisten zu können. Bausparkassen warnen, dass Deutschland das Sparen verlernt. Wer Geld für ein Eigenheim beiseite legt, ist dabei meist konsequenter. Die lange Niedrigzinsphase ist in mehrfacher Hinsicht schuld an der verfahrenen Situation am Wohnungsmarkt. Denn die niedrigen Zinsen haben die Märkte angeheizt. Inzwischen sind die Preise mancherorts so hoch, dass sie den Vorteil niedriger Kreditzinsen auffressen. Von den hohen Preisen profitiert vor allem einer - der Staat. Denn je höher der Kaufpreis, desto höher die Grunderwerbsteuer. Thüringen zum Beispiel liegt mit 6,5 Prozent des Kaufpreises in der Spitzengruppe der Länder, Bayern und Sachsen nehmen nur 3,5 Prozent.