Den britisch-indischen Erzähler machten 1988 seine "Satanischen Verse" berühmt, so weltumspannend - und mit so fatalen Folgen -, dass man den heute 71-Jährigen, ungeachtet seines vielteiligen OEuvres, hauptsächlich mit diesem, heute vor dreißig Jahren erstveröffentlichten Roman in Verbindung bringt. In ihm erzählt Rushdie von zwei Überlebenden einer Flugzeugexplosion, die das Dasein beider Männer von Grund auf verändert: Zum Erzengel mutiert der eine, der andere zum Dämon; und Mahound alias Mohammed, der Prophet und Stifter der islamischen Religion, muss erdulden, dass ihn nicht ein Engel, sondern insgeheim der Teufel mit göttlichen Offenbarungen versorgt. Sogleich und zunehmend blutig protestierten fanatische Muslime gegen die satirische Verdrehung ihrer Heilsgeschichte, die ihnen als Blasphemie galt. Den Bannstrahl der "Fatwa" schleuderte Ajatollah Khomeini, der steinalte und -harte iranische Revolutionsführer, gegen den Verfasser: ein Todesurteil, das Rushdie für vogelfrei erklärte. Jahrelang musste er daraufhin in Verstecken verbringen, von Angst gezeichnet, doch ungebremst in seinem Fabuliertrieb. Der empörende, von einem - 2016 neuerlich erhöhten - Kopfgeld flankierte Mordaufruf konfrontierte die Weltöffentlichkeit hart mit der vielerorts brutalen Unterdrückung der Meinungs- und Bekenntnisfreiheit. Hierzulande schlossen achtzig Verlage einen Pakt, um die "Verse" auf Deutsch zu publizieren. Dazu gehörte ein Mut, den auch Theater aufbringen müssen, wollen sie eine Bühnenfassung des ruhmreich-verfemten Stoffes zeigen. In Frankfurt vor zwei Jahren, zum Beispiel, hielt die Polizei schon bei den Proben Wache.