Bis er 2007 "für sein Lebenswerk" ausgezeichnet wurde, stand Ennio Morricone fünf Mal auf der Nominierten-Liste. Nun endlich hielt der Italiener einen Oscar für seinen Beitrag zu einer konkreten Produktion in Händen, für Quentin Tarantinos neues Gewaltdrama "The Hateful Eight". Nicht immer, aber gern bedient der Komponist sich des großen Orchesters, um Bilder und Figuren zu charakterisieren. Für ein wenig altmodisch könnte man darum auch so manchen seiner jüngeren Soundtracks halten. Indes macht überhaupt seit einiger Zeit klassische Großsymphonik Furore in Lichtspielhäusern - und in Konzertsälen, die sich zu Filmtheatern wandeln. Geradezu ein Boom lässt sich beobachten: Zwischen Kiel und Salzburg - und am 9. April auch in Bamberg - sind "die spektakulärsten Szenen" aus der BBC-Dokumentation "Planet Erde" zu erleben, "live in concert", nämlich "auf gigantischer Leinwand" und begleitet von leibhaftigen Philharmonikern; in Stuttgart beschützt Ende März das Knuddelmonster "Grüffelo" eine Maus, unterstützt von einem Live-Orchester; am 24. März lockt "Disney in Concert - Live" in die Hofer Freiheitshalle, wo das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und "Starsolisten" die Leinwand und die Trickfilmszenen darauf flankieren. Mit ähnlichem Aufwand gab's 2015 Sönke Wortmanns Film "Die Päpstin" in Braunschweig und Francis Ford Coppolas "Paten" in Nürnberg und München. Gleichfalls in der Landeshauptstadt soll vom 8. bis zum 10. April die "Titanic" mit "großem Orchester, Chor und Solisten" untergehen. Kinogeschichtlich ohne Beispiel ist dergleichen nicht: Bereits Stummfilme wurden nicht immer von Pianisten, Organisten oder Bands begleitet, sondern auch schon mal vollsymphonisch. Werden jemals Streifen mit Musik von Morricone live in concert aufgeführt, könnte auch das "spektakulär" ausfallen: Dann wird dabei durch gespitzte Lippen gepfiffen und Mundharmonika gespielt.