Was ist eigentlich Humor?" Diese Frage wurde im Zürcher Literaturhaus gestellt. Anlass war die erstmalige Verleihung eines neuen Literaturpreises. Er ist nach dem anglo-irischen Schriftsteller Jonathan Swift ("Gullivers Reisen") benannt und soll alljährlich an einen Autor vergeben werden, dessen Werk sich besonders auszeichnet durch Satire und Humor. Erste Empfängerin war die Österreicherin Eva Manesse, die sich mit Romanen ("Vienna") und Erzählungen einen Namen machte. Bei der Preisverleihung in Zürich hielt der Feuilletonist Helmut Schödel aus Hof, der lange für die Süddeutsche Zeitung das Wiener Kulturleben beobachtet hat, die Laudatio auf die 45-jährige Preisträgerin. Diese selbst machte sich Gedanken über das, was die Jury reichlich in ihren Büchern entdeckte: den Humor. Ein schwer erklärliches Phänomen nannte sie ihn und befand: "Humor ist kein Spaß." Spaß nämlich sei eine Gemütlichkeitssoße, die dazu führe, dass sich alle noch ein bisschen wohliger fühlten in der vorübergehenden Übereinkunft, schunkelnd den Verstand abzuschalten. Den von Spaßmachern oft zitierten Satz "Spaß muss sein" ließ sie nicht gelten. Denn Spaß, der sein müsse, sei gar kein Spaß, er sei bedrohlich. Wo immer die Formel "War doch nur Spaß" gebraucht werde, sei dies ein sicherer Hinweis darauf, dass ein "verbaler Grenzübertritt" passiert ist. In unerfreulicher Nachbarschaft befinde sich aber auch der echte Humor; am Hang der Katastrophe wachse er, "neben der Gewalt und dem Grauen, neben Tod, Vernichtung, Verletzung und Hoffnungslosigkeit". Darum gebe es ohne Ernst keinen Humor. Der wahre Humor werde als Mittel der Erkenntnis gebraucht. Die Beschränkt- und Begrenztheit der menschlichen Existenz erkenne er, aber indem er sie in sich aufnehme, überwinde er sie auch. Und übrigens: "Wenn man bei einem guten Witz nicht auch ein bisschen erschrickt, ist es meistens keiner."