Sich gemütlich in einen weichen Sessel zurücklehnen und mit den Helden - oder auch ganz gewöhnlichen Figuren - für eineinhalb Stunden oder länger durch dick und dünn gehen: Das ist Kino-Erlebnis pur. Die Vorliebe, gemeinsam mit anderen Filme zu sehen, hatte ihre erste Hoch-Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. In den Zwanzigerjahren, erst recht mit dem Aufkommen des Tonfilms, entstanden wahre Filmpaläste wie der Mercedes-Palast in Berlin mit 2500 Plätzen oder der Ufa-Palast in Hamburg mit sogar 2665 Plätzen; das größte Kino stand in den USA - im Roxy Theatre in New York konnten 6200 Besucher gleichzeitig einen Film sehen. Als die Fernsehgeräte die Wohnzimmer eroberten, sanken die Besucherzahlen immer mehr, und die riesigen Kinosäle wurden leerer und leerer. Bis Kinobetreiber in den USA die zündende Idee hatten, ihre Paläste in kleinere Einheiten zu unterteilen. Die ersten Multiplex-Kinos mit drei bis sechs Vorführsälen eröffneten in den Sechzigern in nächster Nachbarschaft zu Shoppingcentern. Das erste wirkliche Cineplex-Center mit 18 Sälen und 1700 Plätzen entstand 1979 in Toronto, und vor 25 Jahren wurde in Hürth bei Köln das erste Multiplex-Kino in Deutschland eröffnet. Heute gibt es sie in allen größeren Städten; das größte steht in Nürnberg: Das Cinecittà beherbergt 22 Kinosäle mit insgesamt rund 4900 Plätzen, nur das Cinemaxx in Essen hat mit 5152 mehr Plätze, in allerdings nur 16 Räumen. In der Regel sind die monströsen Multiplexe Teil eines regelrechten Freizeitzentrums mit Restaurants, Spielhallen und Fanshops. Allein diese Nebengeschäfte bringen den Betreibern schon etwa 20 Prozent ihres Gewinns. Darüber hinaus kann ein Multiplex einen Film solange zeigen, bis ihn wirklich keiner mehr sehen will: Um die großen, luxuriösen Kinosäle nicht mit zwar langlebigen, jedoch nur noch spärlich besuchten Filmen zu blockieren, zeigt man sie eben in einem der kleineren Säle.