Seine Mutter wurde in Hof geboren, und oft hat er als Kind die hier lebenden Großeltern besucht. Später kam Matthias Politycki zwei Mal als Schriftsteller wieder: 1988 stellte er in der Buchhandlung Kleinschmidt sein schon vor dem Erscheinen mit einem Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ausgezeichnetes Debütwerk, den experimentellen Roman "Aus Fälle", vor. 21 Jahre später, bei einer Lesung in der Hofer Buchgalerie, hatte er den Schelmenroman "In 180 Tagen um die Welt" - mit dem Kreuzfahrtschiff MS Europa in Gesellschaft der Reichen und Alten - und den Gedichtband "Die Sekunden danach" im Gepäck. In der Zwischenzeit hatte sich Politycki, der heute vor 60 Jahren in Karlsruhe geboren wurde und in München aufgewachsen ist, als einer der viel beachteten - und zugleich besonders vielseitigen - Autoren der deutschen Literatur etabliert. Bald nach seinen Anfängen als "formfixierter Avantgardist" schrieb er ein Plädoyer für die "neue Lesbarkeit" literarischer Werke und ließ der Theorie prompt die Praxis folgen: Sein "Weiberroman" über drei Frauen, drei Städte, drei Lebensalter und die goldenen 70er- und 80er-Jahre schaffte es auf die Bestenliste der Kritiker und errang Kultcharakter. Es folgten unter anderem die Romane "Ein Mann von vierzig Jahren" und "Samarkand Samarkand", dazwischen Erzählungen, Essays und Gedichte, die schon mal von intensivem Biertrinken oder dem Aufenthalt in der Nordkurve des Fußballstadions handeln und einen Herrn Schachtlmacher über Lyrik lästern lassen: "Is ja doch eh alles nur / verquirlter Quark, / wode ums Verreckn nich kapierst, / was gemeint ist." Derzeit begeistert Politycki, der mit einer Arbeit über Nietzsche zum Doktor der Philosophie promovierte, viele Leser mit seinem Buch über den Marathonlauf - Titel: "42,195" -, für den er selbst seit einigen Jahren die Schuhe schnürt.