Es gibt kein anderes Ministerium, bei dem sich der gesellschaftliche Wandel deutlicher ablesen lässt als beim Frauenministerium. Auch wenn es ein solches Ressort dem Namen nach erst seit 30 Jahren gibt, existiert Frauenpolitik doch schon seit den Anfängen der Bundesrepublik. Damals freilich war Frauenpolitik ausschließlich Mütterpolitik. Die kinderlose Frau, die berufstätige Frau, die unverheiratete Frau - sie rückten erst viel später in den Fokus der Gesellschaft. Vergleicht man die gegenwärtige Absicherung und Förderung von Frauen mit ihrer Lage Anfang der 50er-Jahre, wird deutlich, wie sehr sich diese Republik verändert hat. Damals war der Ehe-Name automatisch der des Mannes, die gesetzliche Vertretung des Kindes war dem Mann vorbehalten, und ihm war auch die Möglichkeit gegeben, die berufliche Anstellung seiner Frau zu kündigen. Heute unvorstellbar, doch damals Ausdruck der männlich dominierten Gesellschaftspolitik der Nachkriegszeit.