Mit Bezug zu Hof Karl Mays Bühnen-Triumphe

Ralf Sziegoleit
Jean-Marc Birkholz als Winnetou bei den Karl-May-Festspielen in Elspe. Foto: picture alliance/dpa/Marius Becker

Der berühmte Autor wurde posthum auch in den Theatern heimisch. Wie erfolgreich, das erzählt eine Trilogie des Bamberger Karl-May- Verlags. Auch Hof kommt im ersten Band vor.

 
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Hof/Bamberg - Das Buch ist ein Prachtstück: groß und dick und üppig mit Szenen- und Porträtfotos bestückt. Als Autoren haben die Karl-May-Experten Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke recherchiert und aufgeschrieben, wo Bearbeitungen der Romane gespielt und wie sie beurteilt wurden. Der Schwerpunkt des ersten „Karl May auf der Bühne“-Bandes liegt auf Winnetou-Stücken in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auf Karl-May-Festspielen von Rathen über Ratingen bis Bad Segeberg.

Mit aufsehenerregenden Inszenierungen hatte „Winnetou“ zwischen 1919 und 1929 zunächst Theater in München, Wien und Berlin erobert. Danach wurden dramatisierte Abenteuer-Fantasien um die edle Rothaut und ihren Blutsbruder Old Shatterhand im gesamten deutschsprachigen Raum gefeiert, nicht nur in Großstädten, sondern „auch in beschaulicheren Gefilden wie Rudolstadt, Döbeln und Annaberg“, schreiben die Autoren. Besonders folgenreich war 1938 der Erfolg der ersten Karl-May-Freilichtspiele im sächsischen Rathen.

Das Kapitel „Karl May auf Freilichtbühnen im Gebiet der heutigen Bundesrepublik“ nimmt so breiten Raum ein und nennt so viele Spielorte, dass man sich fragt, warum nicht auch die Luisenburg im Fichtelgebirge darin vorkommt. Deutlich geringerer Aufwand wird in dem Buch für „Winnetou im Zeichen von Nationalsozialismus und Kriegsrhetorik“ benötigt. Der Leser erfährt, dass es „ideologische Instrumentalisierung“ gab, und schon die Einleitung weist auf den May-Bühnenautor Ludwig Körner hin, der NS-Funktionär war, in die Winnetou-Textbücher sein nationalsozialistisches Gedankengut einschleuste.

In Hof wäre Karl May nur beinahe gespielt worden. Entsprechende Pläne verfolgte Adalberto Wolf, der Geschäftsführer des Hofer Kulturbundes, als er 1951 nach Radebeul reiste, um mit dem damals dort ansässigen Karl-May-Verlag zu verhandeln. Gespielt werden sollte von Mitte Juni bis Mitte August im Freien, als Akteure standen die Schauspieler des Städtebundtheaters bereit, die Rolle des Winnetou sollte Rolf Honold, dem sehr populären Star des Ensembles, anvertraut werden. Das Projekt scheiterte letztlich ebenso wie die Alternatividee, „Wander-Zelt-Spiele aufzuführen“.

Das ist zwar nicht viel über Hof, aber einheimische Theaterfreunde, die sich lange zurückerinnern, stoßen in dem Buch darüber hinaus auf zwei Personen, die in der Geschichte ihres Theaters eine Rolle spielen. Der eine ist Toni Graschberger, der 1975, nachdem ihm als Chef der Winnetou-Festspiele in Bad Segeberg fristlos gekündigt worden war, Intendant am Städtebundtheater wurde. Seine bis 1978 dauernde Amtszeit war von Skandalen überschattet, Teile des Ensembles begehrten gegen ihn auf. 1981 kehrte er nach Oberfranken zurück, um Stücke von Shakespeare und Anzengruber auf der Naturbühne Trebgast zu inszenieren.

In ausgesprochen positiver Erinnerung dürften Hofer den Namen des 1927 geborenen und 1988 gestorbenen Schauspielers Harry Walther haben. Der stand in den 60er-Jahren in großen Rollen auf der Hofer Theaterbühne, vom Sommer 1964 an spielte er parallel den Old Shatterhand in Bad Segeberg. Die dortigen Festspiele prägte er bis zu seinem Tod, also über 20 Jahre lang, so entscheidend mit, dass er im neuen Karl-May-Buch auf fünf Szenenfotos und mit einem ganzseitigen Porträt verewigt wurde. Mehr Bilder sind nur Pierre Price gewidmet, der seinen Ruhm als Parade-Winnetou elf Filmen verdankt und später als Publikumsmagnet den Freilichtbühnen zunächst in Elspe und dann in Bad Segeberg diente.

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