Mittelalterlicher Wall und mitleidiger Markgraf Ein schönes Dorf mit langer Geschichte

Die Teilnehmer an der Exkursion des FGV nach Heidelheim erfuhren allerhand Interessantes über das Dorf und seine Geschichte. Im Bild links Kulturwart Werner Bergmann, ganz rechts der zweite (und derzeit amtierende) Vorsitzende des Kirchenlamitzer FGV-Ortsvereins Willi Kießling. Foto: /pr.

Heidelheim gilt als eines der schönsten Dörfer im Landkreis Wunsiedel. Eine Anekdote sorgt für Erstaunen.

 
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Nach Heidelheim führte in diesem Jahr die Sommerexkursion des FGV-Ortsvereins Kirchenlamitz. Kulturwart Werner Bergmann hatte im Rahmen seiner Forschungen zu den „Dörfern im Fichtelgebirge und ihrer Geschichte“ das Dorf Heidelheim ausgewählt, weil es eines der ältesten in der gesamten Region ist. Die Endung „-heim“ verweist auf eine fränkische Namensgebung, dem „Heim des Heidilo“, mundartlich „Hädlem“. Durch unterschiedliche Flurformen lassen sich jetzt noch zwei Gründungsphasen nachweisen, im 8. und im 12. Jahrhundert, letztere durch bayerische Siedler. Als ausgewiesener Kenner der Materie erläuterte Bergmann den Teilnehmern die Weiterentwicklung von Heidelheim bis in die Gegenwart und ging dabei auch auf die Kulturlandschaftselemente Anger, Dorfteich, Häuser- und Dachformen, Gemeinschaftsgarten, Hirten- und Schulhaus sowie auf volkskundliche Aspekte des Dorflebens ein.

Zwölf Höfe im Mittelalter

Am Ausgang des Mittelalters bestand Heidelheim aus zwölf Höfen und gehörte in das Amt Kirchenlamitz. Als Folge von Teilungen erhöhte sich die Höfeanzahl bis 1787 auf vier ganze Höfe, 15 halbe und zwei Viertelhöfe. Hinzuzuzählen sind noch vier Tropfhäuser und das Hirtenhaus. 1818 fasste man Heidelheim, Buchbach (1953 zu Schönwald) und Steinselb zu einer Landgemeinde im Landgerichtsbezirk Selb zusammen. Infolge der Trennung von Justiz und allgemeiner Verwaltung entstanden 1863 die Bezirksämter. Die Landgemeinde Heidelheim kam zum Bezirksamt (seit 1938 Landkreis) Rehau, im Zuge der Landkreisreform 1972 zum Landkreis Wunsiedel und 1978 als Ortsteil zur Stadt Selb. Heidelheim liegt am Fränkischen Gebirgsweg und ist der Evangelischen Kirchengemeinde Spielberg zugehörig. Das Dorf, das zu den schönsten im Landkreis zählt, hatte bis 1968 eine eigene Schule.

Markgraf Friedrich und der weinende Greis
Als der junge Markgraf Friedrich, ein passionierter Reiter und Jäger, zum ersten Mal in das Gebiet von Kaiserhammer kam, versuchte er auch mit den einfachen Menschen ins Gespräch zu kommen. In Heidelheim traf er einen 80-jährigen Mann weinend vor der Tür seiner Hütte. Der Markgraf fragte teilnahmsvoll, warum er denn so bekümmert und niedergeschlagen sei. Die Antwort lautete: „Weil mich mein Vater heute nicht nur heftig gescholten, sondern auch noch verprügelt hat.“ Der Markgraf, der die Behauptung des Alten zunächst nicht glauben wollte, musste bei näherer Nachforschung feststellen, dass der Achtzigjährige recht hatte. Man fand im gleichen Dorf den Vater Lorenz Zeitler, der das Alter von 100 Lebensjahren bereits überschritten hatte und noch munter und wohlauf war. Der Markgraf machte sich ein Vergnügen daraus, den Vater mit dem Sohn zu versöhnen.
Im Kirchenbuch von Kirchenlamitz findet sich die Bestätigung, dass der Bauer Lorenz Zeitler von Heidelheim am 30. Dezember 1737 das gottbegnadete Alter von 103 Jahren und vier Monaten erreichte. „Bis an sein Ende konnte er den Druck ohne Brille lesen. Die Hände dagegen waren ihm so steif geworden, daß er die Finger weder zusammenziehen noch ausstrecken konnte.“ Rudolf Heinrich Richter hat noch ein Porträt des uralten Mannes gemalt, der wohl damals der älteste Mensch im Sechsämterland überhaupt gewesen ist. Karl Müssel, „Siebenstern“ Nr. 1 von 1980

Sven Reinel von der Dorfgemeinschaft Heidelheim und einige andere Einheimische ergänzten aus erster Hand die Ausführungen. Hier wurden das Vereinsleben, die Neu- und Umbauten und die Freiwillige Feuerwehr dargestellt, der neue Pavillon auf dem Dorfanger präsentiert und ein in Renovierung befindliches Bauernhaus in der ortstypischen Gliederung Wohnbereich, Flur/Schwarze Küche und Stall konnte besichtigt werden. Im Ort, der nach Selb hin orientiert ist, gibt es noch einen Vollerwerbslandwirt.

Lorenz Zeitler wurde 104 Jahre alt

Die Geschichte des 1737 im 104. Lebensjahr verstorbenen Lorenz Zeitler aus Heidelheim (siehe Kasten) erweckte das Interesse der Teilnehmer. Er war seinerzeit der älteste Mensch im gesamten Sechsämterland. Den Abschluss bildete die Besichtigung einer frühgeschichtlichen Wallanlage. Etwas abseits des Dorfes sind noch Reste des vor gut einem Jahrtausend aufgeworfenen Erdwalls zu sehen ist. Ihr frühester Hinweis findet sich im Staatsarchiv Bamberg auf einer handgezeichneten Karte des Amtes Kirchenlamitz aus dem Jahr 1753. WeBe

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