Neonfarben waren ja schon in der jüngsten Vergangenheit beliebt, sie wurden aber vor allem bei der sportlich-lässigen Kleidung für den Alltag gesichtet, ein gewisses Proll-Image gehörte dazu. Ab sofort dürfen grelle Kopftücher, Schuhe und Taschen auch im feinen Lokal und Opernfoyer die Umgebung blenden. Im Zweifel helfen Sonnenbrillen, die bitte am besten radkappengroß sein sollten.
Schulterpolster kehren zurück
Und wenn wir schon beim Dekadenzthema sind: Das Lieblings-Showteil der 80er Jahre waren die Türsteher-Schulterpolster, die Älteren werden sich mit Schaudern an den Denver-Clan-Schick von Joan Collins und Linda Evans erinnern. Nun können die Blazer wie einst nicht mächtig genug sein, zumindest bei den Damenkollektionen von Fendi und Louis Vuitton ist das so.
Anders die Herrenmode: Das Metzinger Modelabel Boss etwa reagiert auf das anhaltende Desinteresse bei den klassischen Businessanzügen für Männer und empfiehlt weiche Silhouetten bei Sakkos und passenden Hosen.
Fließende Stoffe für den postpatriarchalen Mann
Ansonsten gibt sich der postpatriarchale Mann möglichst feminin, am besten genderfluid. Man trägt schon mal einen tiefen Ausschnitt und zeigt die Brust. Fließende Stoffe betonen die Figur, falls eine präsentable zur Verfügung steht, etwa bei den Wollshirt-Hose-Kombinationen von Ferragamo.
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Die lockeren Hosenbeine gehen wieder über den Knöchel, man trägt lässige Sandalen und eine bauchige Tasche spazieren, die sogenannte Tote Bag, in die neben dem Laptop auch noch das Suppengrün vom Biomarkt hineinpasst. Nur merkwürdig, dass Armani die Krawatte wieder auspackt, und zwar mit Palmendessins. Ausgerechnet den Binder, das verfemte Statussymbol des Mannes vom alten Schlage. Geht da wieder was? Oder hat sich der alte weise Herr aus Mailand nur einen genderkritischen Scherz zum Thema Mann und Mode erlaubt?
Reminiszenzen an das Jahr 2000
Und dann wäre da noch so ein seltsamer Trend, der wahrscheinlich noch in den Kleiderschränken der 35- bis 45-Jährigen schlummert: Y2K ist die kryptische Abkürzung für das Jahr 2000. Die modischen Reminiszenzen an die nuller Jahre sind das Comeback des Jahres. Y2K – das waren unter anderem recht offenherzige Butterfly-Tops und Super-Low-Waist-Hosen, also Hosen, bei denen der Bund möglichst tief hängt, mit legeren Gürteln, die mehr Zierrat als Fixierung sind.
Man kann das als Abrechnung mit dem wohl populärsten Damenhosen-Modell der letzten Jahre begreifen: die Mom Jeans. Fashiontechnisch wirkt die karottig geschnittene, weit über den Knöcheln abschließende Hose mit dem hohen Bund bei den meisten Trägerinnen wie eine Absage an jegliche Sexyness. Lieber Clown statt Femme fatale. Man wollte es gemütlich haben.
Diese Zeiten sind augenscheinlich vorbei. Wie gesagt, der Sommer könnte noch anstrengend werden.