Nach 2:2 in Haching SpVgg Bayreuth mit Rückenwind ins Gipfeltreffen

Der Altstädter Plan, die individuelle Klasse der Bayern um deren Torjäger Gabriel Vidovic (rotes Trikot) im Kollektiv zu bekämpfen, ging schon im Hinspiel gut auf. Die Partie endete 1:1. Foto: Imago Images/Ulrich Wagner

Es gibt Niederlagen, die fühlen sich so ein kleines bisschen nach Sieg an. Und für manch ein Unentschieden gilt das erst recht. Seit Donnerstagabend weiß auch die SpVgg Bayreuth um die große Kraft des Pünktchens, das so viel mehr sein kann als ein marginaler Eintrag auf dem eigenen Konto. Im Falle der Gelb-Schwarzen entfaltete das jüngste Remis bei der SpVgg Unterhaching den nicht zu unterschätzenden psychologischen Effekt, mit großem Rückenwind ins Regionalliga-Gipfeltreffen mit Hauptverfolger Bayern München II gehen zu dürfen.

 
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Alleine deshalb war das jüngste 2:2 aus Sicht des Altstädter Trainers so immens wertvoll. „Es war sogar Gold wert, ein gefühlter Sieg“, wie Timo Rost mit heiserer Stimme verkündet. Heiser deshalb, weil er durchgehend Anweisungen auf den Rasen des Hachinger Sportparks geschrien hatte, heiser aber auch deshalb, weil er kurz vor und kurz nach dem Abpfiff seine unbändige Freude in den Münchner Nachthimmel gebrüllt hatte.

Es lagen Wimpernschläge zwischen großem Frust und diesen späten, intensiven Glücksmomenten. Tim Danhof hatte in der 86. Minute den Altstädter Sturmlauf mit dem 1:2-Anschlusstreffer belohnt und Edwin Schwarz in der zweiten Minute der Nachspielzeit vom Strafstoßpunkt aus für ein Happyend in Gelb-Schwarz gesorgt. „Großartige Moral nach so vielen Nackenschlägen“, sagt Rost und meint damit zwei aus seiner Sicht zu Unrecht aberkannte Tore, einen nicht gegebenen Strafstoß „nach einem glasklaren Foul“ an Stefan Maderer und das vermeintlich vorentscheidende 0:2 . Das habe sich angefühlt wie ein Schlag in die Magengrube, weil es mitten hinein in die Altstädter Sturm- und Drangphase fiel.

Bis zu 10000 Zuschauer erwartet

Die Bayreuther, die noch in Halbzeit eins überraschend zaudernd, fahrig und drucklos agiert hatten, gehen nun mit breiter Brust ins große Spektakel am Ostermontag (14 Uhr). 7500 Zuschauer werden erwartet, vielleicht kommen sogar 10 000. „Wow, mich freut das für meine Truppe, aber auch für die ganze Region, so etwas wieder einmal erleben zu dürfen“, sagt Rost und hofft auf ähnlich viele Gänsehaut-Momente wie im DFB-Pokal gegen Bielefeld, als 5000 Zuschauer für eine grandiose Stimmung im Hans-Walter-Wild-Stadion sorgten.

Benedikt Kirsch war damals nur Zaungast. Eine Verletzung zwang den Altstädter Kapitän in die Zuschauerrolle. Nicht von ungefähr brennt der 26-Jährige wie eine Fackel. „Pure Vorfreude, null Druck“, empfinde er, wenn er an Montag denke. Bei Alexander Nollenberger ist das ganz ähnlich. „Endlich eine Profi-Kulisse, da wollen wir doch alle hin. Einfach geil“, sprudelt es aus dem 24-jährigen heraus, der zusammen mit seinem Mannschaftskollegen Edwin Schwarz das Bayern-Gen in sich trägt. Während Schwarz seine komplette Jugend an der Säbener Straße verbrachte, um danach zu Viktoria Köln zu wechseln, spielte der pfeilschnelle Nollenberger erst in der U23 für die Talentschmiede des Rekordmeisters. Bis Sommer 2020, zweieinhalb Jahre lang, stand der heute 24-jährige Offensivakteur bei den Bayern unter Vertrag, ehe er in Bayreuth sein Glück suchte – und auch fand.

Druck ganz klar bei den Bayern

Von der damaligen Mannschaft sei kaum noch einer übrig. Lediglich mit dem 32-jährigen Mittelfeld-Routinier Timo Kern stehe er noch in Kontakt, sagt Nollenberger, der gerade aufgrund der großen Fluktuation im Bayern-Kader „keinen Schuss Extra-Motivation“ verspürt. „Noch mehr ginge ohnehin nicht.“

Und schön sei, dass der Druck ganz klar bei den Bayern liege. Die waren im Hachinger Sportpark in voller Mannschaftsstärke versammelt, um ihren nächsten Gegner in Augenschein zu nehmen. „Die müssen gewinnen – wir wollen. Und selbst wenn wir das Spiel weglassen müssten, hätten wir es immer noch selbst in der Hand – überragend“, findet Timo Rost, der – ganz Trainer – auch dem Duell zweier unterschiedlicher Spielstile entgegenfiebert. „Die Bayern als mit Abstand beste Ballbesitz-Mannschaft der Liga gegen ein Team, das unfassbar stark im Umschalten ist.“

Kirsch: „Müssen spielen wie eine Männermannschaft.“

Und wie ist die zuletzt sieben Mal in Folge siegreiche Truppe von Trainer Trainer Martin Demichelis, die so viel individuelle Qualität in ihren Reihen hat, zu knacken? „Indem wir wie eine Männermannschaft auftreten“, sagt der Altstädter Kapitän. „Auf einzelne Spieler brauchen wir uns da gar nicht konzentrieren, sondern wir müssen sie im Kollektiv bekämpfen. Wir müssen kompromisslos in den Zweikämpfen sein, sehr aggressiv, bissig. So ein bisschen spielen wie im Hinspiel. Mit großer Leidenschaft und uns auch bewusst sein, dass wir mitunter auch leiden müssen.“ Besagtes Hinspiel endete 1:1 – es war auch eines dieser Unentschieden, das sich so gut anfühlte wie ein Sieg. Oder gar ein bisschen besser.

SPVGG BAYREUTH

Tabellenplatz: 1.

Punkte pro Spiel: 2,5 (gesamt: 78).

Tore pro Spiel: 2,8.

Gegentore pro Spiel: 0,9.

Form: 13 Punkte aus den letzten fünf Spielen.

Beste Torschützen: Markus Ziereis (18), Alexander Nollenberger (12).

Zuschauerschnitt: 914 (3.).

Kaderwert: 2,3 Millionen Euro.

FC BAYERN MÜNCHEN II

Tabellenplatz: 2.

Punkte pro Spiel: 2,3 (ges.: 70).

Tore pro Spiel: 3,1.

Gegentore pro Spiel: 1,2.

Form: 15 Punkte aus den letzten fünf Spielen.

Beste Torschützen: Gabriel Vidovic (16), Nemanja Motika (15).

Zuschauerschnitt: 838 (4.).

Kaderwert: 13,1 Millionen Euro.

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