Harry verachtet die „Yellow Press“
Für Harry ist der Feldzug gegen die berüchtigte „Yellow Press“ eine zutiefst persönliche Angelegenheit. In seiner Biografie und in vielen Interviews seit seinem Auszug in die USA hat er keine Gelegenheit ausgelassen, dem Boulevard eine erhebliche Mitschuld am kalten und teils unmenschlichen Klima im Palast zu geben, über das Ehefrau Meghan öffentlich geklagt hat. Harry verachtet die „Yellow Press“, daraus macht er keinen Hehl. Er gibt ihr die Schuld am Unfalltod seiner Mutter Diana 1997, die in Paris von Paparazzi verfolgt wurde.
Doch es ist nicht nur die Presse. Harry prangert eine unheilige Allianz zwischen Boulevard und Königshaus an. So warf der Fünfte der Thronfolge etwa seiner Stiefmutter Königin Camilla vor, sie habe Informationen durchgestochen, um sich auf seine Kosten in ein gutes Licht zu stellen. Die Anschuldigungen haben Harrys Verhältnis zu Vater Charles sowie Bruder Prinz William erheblich verschlechtert.
Zuletzt wurde im Zuge einer anderen Klage Harrys bekannt, dass William 2020 von Murdochs Verlag „eine sehr große Geldsumme“ erhalten hat, um eine Klage des neuen Thronfolgers abzuwehren. Von einer geheimen Absprache zwischen Palast und Presse ist die Rede.
„Der Grund dafür war, eine Situation zu vermeiden, in der ein Mitglied der Royal Family im Zeugenstand sitzen und konkrete Details der privaten und hochsensiblen Voicemails erzählen müsste“, die von einem Reporter der „News of the World“ abgehört worden waren, heißt es in dem Schriftsatz. Die „Institution“ sei unglaublich nervös gewesen und habe um jeden Preis einen neuen Reputationsschaden vermeiden wollen. Explizit wird auf den „Tampongate“-Skandal verwiesen: 1993 wurde ein Telefongespräch zwischen Charles, noch mit Diana verheiratet, und Camilla publik, in dem der Thronfolger sagte, er wolle als Tampon in der Hose seiner damaligen Geliebten leben.
Sieg könnte Folgen für britische Medienbranche haben
„Falls Harry gegen Mirror Group Newspapers gewinnt, könnte dies weite Folgen für die britische Medienbranche haben“, betonte die Zeitung „Guardian“ jüngst. Denn MGN gehört zum Herausgeber Reach, der wiederum viele andere Boulevardtitel betreibt. „Journalisten dieser Ausgaben werden das Gerichtsverfahren nervös verfolgen, da jede hohe Zahlung an Harry die ohnehin wackeligen Finanzen des Unternehmens treffen würde, was bereits zu Entlassungen geführt hat.“
Als sicher gilt, dass sich die Presse, aber auch der Palast mit dem Prozess auf neue Details gefasst machen müssen. „Selbst wenn der Herzog von Sussex der Mirror Group kein rechtswidriges Verhalten nachweisen kann, wird er wahrscheinlich eine Art Sieg erringen“, so der „New Statesman“. Harry sei also mindestens der moralische Sieger.