Banz als Familie
Es ist dieses familiäre Miteinander von Superstars und aufstrebenden Talenten, das den Banzer Spirit nach zweijähriger Corona-Pause wieder durch den Gottesgarten wabern lässt. Da sind Dauerbrenner wie Haindling, die sich im Schatten des oberfränkischen Klosters eingerichtet haben wie in ihrem eigenen Wohnzimmer. Deren Klassiker „I hab di lang scho nimma gsehn“ nach Corona eine erstaunlich aktuelle Sehnsucht der Menschen auslöst.
Und dann ist da Georg Auf Lieder, der während der Pandemie mehrere Hundert ganz private Wohnzimmerkonzerte gespielt hat, ja spielen musste. In Banz steht der Hamburger mit bolivianischen Wurzeln nun beinahe überwältigt vor ausverkauften Rängen und besingt mit der brachialen Kraft seiner Stimme und mit erdrückender Ehrlichkeit sein bisher sehr kurvenreiches Leben. Max Prosa und Hubert von Goisern wiederum beweisen, dass es nie zu früh oder zu spät sein kann, sich für das Richtige einzusetzen. Beide beschwören den Geist für eine bessere Welt ohne Krieg und Umweltzerstörung. Der eine, Prosa, eher zurückhaltend mit vielen Zwischentönen. Der andere, von Goisern, mit der vollen Wucht seiner Band und einer Jahrzehnte währenden Karriere im Rücken.
Der Wahnsinn des Alltags
Die Abteilung Humor leiten an diesem Abend Die Feisten und Annett Louisan. Mit viel Wortwitz und Leichtigkeit besingen sie den Wahnsinn des Alltags, mal eher derb, mal feingeistig. „Ich will doch nur spielen“, gesteht die Grande Dame des deutschen Chansons, als sie ihren ersten großen Hit zum Besten gibt – und belegt danach eindrucksvoll, dass nach zuletzt vier Jahren ohne Album wieder mit ihr zu rechnen ist.
Bodo Wartke dagegen sollte man IMMER auf der Rechnung haben. Der Klavierkabarettist, der von der ersten Minute des Festivals bis zum großen Finale am Samstagmorgen um 1 Uhr als Gastgeber brilliert, trifft jede Pointe genauso exakt wie die Töne am Klavier. Er liebt Banz und Banz liebt ihn, wobei der Anfang dieser Beziehung – vorsichtig formuliert – unter keinem guten Stern stand. 2001 war es, also vor 21 Jahren, als Wartke selbst zu den Nachwuchspreisträgern der Hanns-Seidel-Stiftung zählte.
Doch die Freude hierüber endete jäh im Gewitterschauer des zweiten Festivaltags, wie Wartke zurückblickt. Es goss in Strömen, irgendwann zerstörte ein Blitz die Technik – und für ein Gedicht wurde der damalige Newcomer sogar ausgebuht. Für das Folgejahr engagiert wurde Wartke nach eigener Aussage nur aus Mitleid, weil er sich an jenem verhängnisvollen Regentag als Einziger auf die Bühne getraut hatte. Mittlerweile ist er ein gefeierter Star und gehört bei den Liedern auf Banz zum Inventar. Es muss also nicht immer alles so schlimm enden, wie es angefangen hat.
Das gilt an diesem Tag übrigens auch für das Wetter. Nach einer langen Hitzewelle hatte es fast den kompletten Freitag über geregnet. Doch als die ersten „Lieder auf Banz“ erklingen, strahlt die Sonne. Bis zum Schluss bleibt es trocken. Oder wie es Wortakrobat Bodo Wartke vielleicht sagen würde: Banz so, wie es sein soll.