Naila Bürgermeister hoffen auf Alternativen

Die Sparkasse Hochfranken zieht sich 2021 aus mehreren Gemeinden zurück. Vielleicht gibt es aber kleine Ersatzlösungen. Beispiel Zell: Dort soll eine Kooperation helfen.

 
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Bürgermeister hoffen auf Alternativen Quelle: Unbekannt

Schauenstein/Issigau/Zell/Döhlau - Die Sparkasse Hochfranken zieht sich im Frühjahr 2021 weiter aus der Fläche zurück: Vier Geschäftsstellen und zwei Standorte mit Geldautomaten werden geschlossen, andere Filialen auf Selbstbedienung umgestellt (die Frankenpost berichtete). Nach Ansicht so mancher Bürgermeister ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

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Fahrende Filialen

Manche Banken und Sparkassen setzen in unterversorgten Gebieten fahrbare Filialen ein, zum Beispiel die Sparkasse Leipzig: Deren Filiale auf Rädern fährt im zweiwöchigen Rhythmus mehr als 50 Stationen auf dem Land an. Dabei bietet sie Bankdienstleistungen verschiedenster Art, aber keine Kundenberatung. Für die Sparkasse Hochfranken ist der "Sparkassen-Bus" aber keine Option. Dies hat sie

auf Anfrage mitgeteilt, ohne Einzelheiten zu nennen.


Für Zell ist die angekündigte Schließung der Sparkassenfiliale "äußerst bedauerlich", wie Bürgermeister Horst Penzel auf Anfrage sagt; für viele alte Menschen, die weder über Auto noch über Internet verfügen, sei das eine "kleine Katastrophe". "Es ist schlimm für einen kleinen Ort, wenn sich so eine Institution verabschiedet." Penzel macht den Verantwortlichen der Sparkasse aber keine Vorwürfe. Am Freitag habe ihn Vorstandsvorsitzender Andreas Pöhlmann informiert und die Gründe für die Schließung dargelegt: insbesondere das veränderte Verhalten der Kunden, das Online-Banking. "Gerade auf dem Land ist es zurzeit für Geldhäuser schwierig", meint Penzel. Für die Zeller Kunden befinden sich die nächsten Sparkassenfilialen in Münchberg, Stammbach und Gefrees.

"Linderung" erhofft sich der Bürgermeister durch die Raiffeisenbank, die in Zell nach wie vor eine Geschäftsstelle betreibt. Diese werde in Kooperation mit der Sparkasse für deren Kunden künftig kostenlos die Geldautomaten zur Verfügung stellen, berichtet Penzel - so habe es Andreas Pöhlmann angekündigt.

Die Zeller Sparkassenfiliale befindet sich direkt neben dem Rathaus. Im oberen Stockwerk ist eine Wohnung untergebracht. Penzel hofft, dass sich für die bisherigen Sparkassenräume im Erdgeschoss - "sie sind schön und groß" - rasch eine neue Nutzung findet.

Auch aus Issigau zieht sich die Sparkasse zurück: Sie nimmt den Geldautomaten, der sich noch im Rathaus befindet, 2021 außer Betrieb. Bürgermeister Dieter Gemeinhardt bewertet dies kritisch: Die Sparkassen hätten ja grundsätzlich einen sozialen Auftrag, "für die Bürger in Geldangelegenheiten da zu sein". Leider rücke diese Aufgabe wegen des aktuellen "Marktgeschehens" und des Konkurrenzdrucks immer mehr in den Hintergrund. Die Sparkassen zögen sich zunehmend aus der Fläche zurück, wie auch die genossenschaftlichen Raiffeisenbanken, bedauert Gemeinhardt. Die nächsten Sparkassenhäuser in Issigauer Nachbarschaft befinden sich in Berg, Naila und Bad Steben.

Immerhin: Die Gemeinde sei im Gespräch mit den Verantwortlichen, berichtet der Bürgermeister, und es zeichne sich eine "technische Lösung" ab, um die Bürger vor Ort wenigstens weiter mit Bargeld zu versorgen. Einzelheiten dazu will Dieter Gemeinhardt noch nicht nennen.

In Schauenstein wird die Geschäftsstelle geschlossen, es bleibt aber eine Selbstbedienungsstation - darüber ist Bürgermeister Florian Schaller froh. Doch der Verlust der Beratung vor Ort sei immer ein Einschnitt für die betroffenen Kommunen, auch wenn die wirtschaftlichen Gründe für die Schließungen nachvollziehbar seien, meint Schaller.

Die nächsten Sparkassen-Geschäftsstellen befinden sich in Selbitz und Helmbrechts. Positiv bewertet der Bürgermeister, dass er vom Vorstandsvorsitzenden Andreas Pöhlmann über die bevorstehende Schließung informiert worden ist, bevor die Nachricht über die Medien an die Öffentlichkeit ging. Er hoffe, sagt Schaller, dass sich noch eine Alternative finden lässt, um den Sparkassenkunden in Schauenstein weiter Beratungsgespräche mit Anmeldung anzubieten. Das wäre vor allem für alte Menschen wichtig. Über solche Varianten sei bereits gesprochen worden; vereinbart sei allerdings noch nichts.

Im Döhlauer Ortsteil Tauperlitz schließt die Sparkasse die Filiale ersatzlos - so ist es momentan vorgesehen. Bürgermeister Marc Ultsch will sich aber dafür einsetzen, dass die Gemeinde "am besten im Rathaus" wenigstens eine Station zum bargeldlosen Abheben und Bezahlen erhält. Eine entsprechende Anfrage habe er schon an die Sparkasse gerichtet.

Auch ihm hat Vorstandsvorsitzender Pöhlmann die Gründe der Schließung erklärt: "Die Kundenfrequenz bei uns reicht nicht einmal für einen Geldautomaten", hat der Bürgermeister erfahren. Das Hauptproblem sei, dass im Ort viele Senioren leben, die mit Internet und Online-Banking einfach nichts anfangen können. "Viele ab Mitte 70, die ihr Leben lang Überweisungen ausgefüllt haben, werden sich auch nicht mehr umstellen." Wichtig sei es nun, noch mehr Kraft in eine Verbesserung des ÖPNV zu legen (Stichwort Hofer Landbus), um die Mobilität gerade von Senioren zu erhöhen. "Der Landkreis ist da ja sehr emsig."