Neudrossenfeld Freude über leichtes Umsatzplus

Braumeister Bernd Weibrecht (links) sorgt dafür, dass der Bräuwerck-Biernachschub nicht ausgeht. Aufsichtsratschef Harald Hübner und AG-Vorstand Dieter Bauernfeind arbeiten daran, die wirtschaftliche Situation weiter zu verbessern. Foto: Ute Eschenbacher

Einfach war es noch nie. Als Aktionärsgesellschaft eine eigene Gastwirtschaft zu betreiben ist nicht leicht. Ohne Verlust kommt die Drossenfelder Bräuwerck AG noch nicht über die Runden.

 
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Neudrossenfeld - Mit Dieter Bauernfeind steht seit 8. Januar 2019 der dritte Vorstand an der Spitze der Bräuwerck-Aktiengesellschaft. Zugleich ist er seit der Kommunalwahl 2020 wiedergewählter CSU-Gemeinderat und dritter Bürgermeister. Wenn heute die Kerwa im Brauereigasthof startet, wird sie zum ersten Mal von einem Bürgermeister organisiert.

Kerwagerichte

Seit 15. September sind Montag und Dienstag Ruhetage. Bei der Wirtshauskerwa, die von Donnerstag bis Sonntag, 20. September, geht, werden ab 11 Uhr deftige fränkische Speisen wie Schlachtplatte, Rinderzunge, Krenfleisch und Siedwürste serviert. Für den kleinen Hunger gibt es Kartoffelsuppe, Schweizer Wurstsalat oder auch Ziebelskäs. Samstag ist eine geschlossene Gesellschaft.


Doch als Mitstreiter der Kirchweih in Unterbrücklein kennt sich der Maschinenbauer bestens aus in dem Geschäft. "Mir war das Bräuwerck schon immer am Herzen gelegen", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. "Das Areal zu sanieren, war eine hervorragende Idee. Mit einem der schönsten Biergärten der Region ist es ein Hingucker."

Seine Vorgänger waren Michael Kaim, einstiger Bankvorstand, und Rainer Schimpf, langjähriger Geschäftsleiter der Gemeinde, zusammen mit Peter Schuhmann. Seit Kaim hat die AG einen Alleinvorstand. "Man braucht Glück, Fingerspitzengefühl und Leute, die einem Tipps geben", sagt Dieter Bauernfeind, der im Bräuwerck selbst mit anpackt. "Außer Kochen habe ich schon alles gemacht."

Damit der Betrieb des Brauereigasthofs überhaupt starten konnte, wurden 3400 Aktien zu einem Nennwert von je 250 Euro gezeichnet. Das Grundkapital in Höhe von 850 000 Euro schrumpft seitdem Jahr für Jahr. Das ist kein Geheimnis. "Wir werden auch in diesem Jahr Verlust machen", sagt Aufsichtsratsvorsitzender Harald Hübner. Zugleich verweist er jedoch auf ein leichtes Umsatzplus. "Und wir haben nach wie vor keine Schulden." Der Kauf einer eigenen Brauerei habe jedoch für einen "gewissen Kapitalverzehr" gesorgt. Die Abschreibung läuft über zehn Jahre. 2018 lag der Fehlbetrag bei rund 36 000 Euro (2017: 65 000).

Das Wichtigste stimmt: "Den Gästen schmeckt unser Bier", sagt Hübner. "Wir haben einen hervorragenden Braumeister. Er ist ein Garant für erstklassige Qualität." Wie für alle Gastronomen sei der Betrieb unter Coronabedingungen generell schwierig. Kostendeckend zu wirtschaften, sei im Corona-Krisenjahr fast nicht möglich. Weniger Gäste, dafür ein höherer Personalaufwand wegen der Hygieneregeln. Die Kurzarbeit habe zwar die Personalkosten ein wenig aufgefangen.

Doch entscheidend sei jetzt das Winterhalbjahr. "Das wird eine Herausforderung, aber wir hoffen, dass wir unsere Liquidität erhalten." Die genauen Zahlen erfahren die Aktionäre bei der Hauptversammlung am 26. November in einer Videokonferenz.

Dieter Bauernfeind will das Bräuwerck als feste gastronomische Größe zwischen Stadt und Land etablieren. Dazu gehörten selbstverständlich "gutes Essen und gutes Bier". Mit dem Sonntagsbrunch, den Tagen mit Extra-Angeboten wie Burger, gebratener Leber, Lammhaxen und Spareribs und einem überarbeiteten Biergartenkonzept will er die Gäste positiv überraschen. Eine Reservierung via Whatsapp hat er ebenfalls erfolgreich eingeführt. "Dann sind die Leute nicht mehr nur an unsere Öffnungszeiten gebunden."

Einiges strukturierte Bauernfeind also bereits um. Zum 1. September wechselte der Küchenchef. Mehr Servicekräfte sind im Einsatz. Für Spitzenzeiten stehen dreißig Mitarbeiter zur Verfügung. "Ich bitte aber auch um Verständnis für unseren Service", sagt Bauernfeind. Dieser habe teils lange Wege zurückzulegen. Im Biergarten sei keine Selbstbedienung möglich, um das Hygienekonzept einzuhalten. "Am 18. Mai haben wir den Biergarten erstmals wieder von 16 bis 20 Uhr aufgemacht. Ich bin mit der Teamleistung bisher sehr zufrieden."

Die Preise bezeichnen Bauernfeind und Hübner als günstig, vielleicht zu günstig. Die Speisekarte decke das ganze Spektrum ab - von kleinen Speisen wie dem Dosenfleisch bis zu besonderen wie dem Rumpsteak. "Ich denke, da ist für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack etwas dabei", sagt Hübner, der von einem "sinnlosen Preistreiben" wenig hält. Der Bierpreis wurde noch von Bauernfeinds Vorgänger auf drei Euro angehoben.

Das Drossenfelder Pils, das Tagwerck und das Nachtwerck gibt es auch in Flaschen zum Mitnehmen. Zudem werden saisonale Biere gebraut wie das Feierwerck oder das Hexenwerck. Nach einem eigenen Rezept mit Litschi und Zitronennote ließ Dieter Bauernfeind das Mainwerck brauen. Und er fand 23 Leute als Abnehmer für die zehn Hektoliter.

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