Neue Schulleiter Neustart im Dauer-Stresstest

Uwe Faerber
Das sind die Neuen - obere Reihe von links: Laura Müller, Eichendorff-Schule, Ramona Wittmann, Eichendorff-Schule, Marina Größner, Pestalozzi-Schule Rehau, Christina Cimander, Grundschule Schauenstein, Bianca Schönberger, Otto-Knopf-Schule Helmbrechts, Jeanne Locquenghien, Hofecker Schule, Annette Schaumberg, Grundschule Naila; untere Reihe von links: Franziska Wiche, Hofecker Schule, Fachberaterin Englisch, Janina Wolfrum, Grundschule Zell, Andrea Fickenscher, Grundschule Schauenstein, Kerstin Schwappach, Hofecker-Mittelschule, Stephan Franz, Grundschule Bad Steben, Gerhard Fischer, Grundschule Bad Steben. Foto: ufa

Frisch gebackene Schulleiter und Stellvertreter beginnen ihren Dienst an den Grund- und Mittelschulen in Stadt und Land Hof; außerdem gibt es eine neue Fachberaterin für Englisch. Bei einem Pressegespräch kommen Dinge zur Sprache, die nachdenklich stimmen.

 
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Stefan Stadelmann hatte eingeladen: Der als Schulamtsdirektor der Schulämter im Landkreis und der Stadt Hof Verantwortliche für Grund- und Mittelschulen dankte den „Neuen“ für ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. „Das ist nicht selbstverständlich in einer Zeit, die viele Herausforderungen für Lehrer bereithält.“

Gleichwohl besteht laut Stadelmann kein Grund zur Panik. „Noch sind wir relativ gut versorgt – im Vergleich der neun oberfränkischen Schulamtsbereiche.“ Dennoch müsse man auf die Probleme aufmerksam machen: Einerseits erwarte die Region in den kommenden sechs Jahren steigende Schülerzahlen – andererseits fehlten Lehrer: Laut Stadelmann ist die Schülerzahl in Stadt und Land Hof seit dem vergangenen Schuljahr in den 28 Grund-, 10 Mittelschulen und 3 Privatschulen um 371 Schüler gestiegen – auf 7222. Ein Plus von fast 5,5 Prozent. Auch die Zahl der Lehrkräfte wuchs: von 850 auf 895. Allerdings hätten nicht alle Vollzeitverträge und ein Teil sei krank oder anders gehandicapt. Schwangere, beispielsweise, dürften nicht unterrichten, selbst wenn sie wollten: „Wir hoffen, dass die Corona-Bestimmungen geändert werden, die es derzeit verbieten.“

Stadelmann ließ keinen Zweifel, dass alles getan werde, den Unterricht abzusichern: Mit pensionierten Pädagogen, mit Studenten als Teilzeit-Lehrer, mit Fachkräften, die mehr Stunden übernehmen. Die „mobile Reserve“ (je ein GS- und MS-Lehrer sowie zwei Fachlehrer) ist nach seinen Worten bereits im Einsatz.

Geld für Einstellungen sei vorhanden – dennoch finde man kaum Personal. „Wir kriegen ein Loch bei den Grund- und Mittelschullehrern. Das liegt auch daran, dass deren Studium in Bayreuth weggefallen ist“, sagte Stadelmann. Die fehlende Ausbildungsnähe schwäche die Identifikation der Lehrer mit ihrer Heimat – und stärke die Fluktuation. Dramatisch sei, dass etwa das Land Sachsen-Anhalt versuche, Lehrer abzuwerben.

Weitere Gründe für den Lehrermangel benannten anwesende Lehrerinnen und insbesondere die erfahrene Schulleiterin der Sophien-Grundschule Hof, Jutta Beer, die gleichzeitig Personalratsvorsitzende Hof-Stadt ist und zudem Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes: Wegen der Gehaltsunterschiede würden zu wenige Männer Grundschullehrer werden – sondern lieber Gymnasiallehrer. „Eigentlich müssten alle Lehrer eine gemeinsame Grundausbildung bekommen, sich spezialisieren und dann gleich bezahlt werden.“ Nach Recherchen der Frankenpost liegt das Einstiegsgehalt der bayerischen Grundschullehrer bei 3980 Euro (A12) – Gymnasiallehrer starten bei 4644 Euro (A13).

Sehr nachteilig ist aus Beer Sicht zudem, dass Lehrer-Absolventen nach der Uni (soweit nicht verheiratet) erst kurz vor Schuljahresbeginn ihren Arbeitsort erfahren – und dann „hektisch eine Wohnung etwa in Oberbayern suchen. Das ist gerade für Frauen Mitte 20 ein Problem, die eine Familie gründen wollen“, erklärte sie.

Wie Beer hinzufügte, leiden Lehrer generell an immer größeren Klassen, an immer mehr Schülern mit Migrationshintergrund, an fehlenden Räumen, an den stetig steigenden Herausforderungen, die inklusive und Ganztagsbetreuung mit sich bringen.

Stadelmann forderte deshalb, die Lehrerausbildung zu reformieren. „Migration muss eine stärkere Rolle spielen und Bildungsinhalte wie Digitalisierung, Inklusion und neue Medien.“

Stichwort Schulschließungen: Schulamtsdirektor Ulrich Lang zufolge sind keine mehr im Hofer Raum geplant. „Die Schließung der Mittelschule Schwarzenbach am Wald in diesem Jahr war die letzte. Die Schülerzahl hat einfach nicht mehr ausgereicht.“ Andererseits plane die Stadt Hof, den Neubau der Christian-Wolfrum-Grundschule, Feilitzsch bereite eine Generalsanierung vor, an anderen Schulen werde saniert.

Einen großen Teil des Wachstums der Schülerzahlen geht auf ukrainische KInder zurück. Allein in der Stadt Hof lernen in diesem Schuljahr 233 – in allen Schularten. „Vergangenes Jahr war der Schulbesuch freiwillig, jetzt besteht Schulpflicht. Aber oft sind die Schüler nicht auffindbar“, sagte Lang. Wie er berichtete, gehen die ukrainischen Grundschüler in normale deutsche Klassen, ob sie Deutsch sprechen oder nicht. Für die Großen seien Brückenklassen zum Deutschlernen vorgesehen – für die Mittelschüler zum Beispiel eine Klasse an der Münsterschule Hof und eine an der Mittelschule Münchberg-Poppenreuth. Lang zufolge ist dabei das Verhalten vieler ukrainischer Eltern ein Problem, die denken, dass nur die Brückenklasse am Gymnasium den Weg zum Abitur ebnet. Apropos „Chancengleichheit“: Schulamtsdirektor Manfred Riedel verwies auf die Anstrengungen der Stadt Hof, die seit 2019 eine von sieben inklusiven Regionen in Bayern sei. Eine Gruppe engagierter Lehrer betrete unter dem Motto „Vorhandenes neu denken“ Neuland – trotz Corona oder Personalmangel.

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