Sie hätten, wie der Immunologe ausführt, den Vorteil, dass man sie zur gezielten Therapie nutzen kann. Im Unterschied zu den Pro- und Präbiotika, die in der Regel mehrgleisig fahren. „Das kann zwar in einigen Fällen von Nutzen sein“, betont Zaiss. „Doch wenn ich etwa einen Joghurt mit unterschiedlichen Bakterienstämmen verzehre, habe ich es mit einem außerordentlich komplexen Gebilde zu tun, nicht nur aus Mikroorganismen, sondern auch aus mehreren Substanzen – und möglicherweise brauche ich im Rahmen einer Therapie ja nur eine davon.“
Sie bestehen aus kurzkettigen Fettsäuren
Wer also eine komplexe Wirkung will, fährt mit den Pro- und Präbioten besser, doch gezielter ist die Anwendung eines Postbiotikums. Was zudem den Vorteil hat, dass nichts Lebendiges und damit potenziell Infektiöses zum Einsatz kommt, was insbesondere für Babys, Kleinkinder, Schwerkranke und Menschen mit defekter Darmschranke zum Problem werden kann.
Zu den therapeutisch bedeutsamen Substanzen des Postbiotikums zählen vor allem kurzkettige Fettsäuren wie etwa Butyrat und Propionat. Sie werden im Darm für die Produktion von T-Zellen benötigt, die eine zentrale Rolle in der Steuerung des Immunsystems spielen. Außerdem stärken sie die Darmschranke, sodass weniger schädliche Stoffe in den Blutkreislauf gelangen.
Auch Müsliriegel können Postbiotika enthalten
Zaiss forscht zum Einsatz von Postbiotika in der Prävention von Autoimmunerkrankungen, bei denen sich die Immunabwehr gegen den eigenen Körper richtet. Zu ihnen gehören entzündliche Krankheiten wie Zöliakie, Multiple Sklerose oder auch die Rheumatoide Arthritis. „Sie dröseln oft viele Jahre vor sich hin, bevor sie schließlich ausbrechen“, erläutert der Wissenschaftler. „Unser Ziel besteht nun darin, vorher das Immunsystem durch Postbiotika so zu lenken, dass es erst gar nicht dazu kommt.“ Es könnte also beispielsweise darum gehen, das Immunsystem einer Risikopersönlichkeit, die viele Rheumakranke in ihrer Familie hat, mithilfe der Postbiotika so umzustellen, dass die Erkrankung nicht ausbrechen kann.
Pillen oder Tabletten kommen nicht so gut an
Ein Forscherteam aus Kolumbien, Finnland und Polen fand unlängst heraus, dass Kinder besser vor Durchfallerkrankungen sowie Rachen- und Halsentzündungen geschützt sind, wenn sie postbiotisch versorgt werden.
Verabreicht werden Postbiotika oral, also über den Mund, und das meistens in Gestalt von Pillen oder Tabletten. Doch das hält Zaiss eher für einen Nachteil: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Postbiotika deutlich besser ankamen, wenn man sie etwa in Form eines Müsliriegels verzehren konnte.“
Die drei Bioten-Typen
Probioten
Probiotische Nahrungsmittel wie Kefir oder Joghurt enthalten lebende Bakterien- und Pilzkulturen, die sich günstig auf die Darmflora auswirken.
Präbioten
Präbiotische Nahrung besteht aus pflanzlichen Ballaststoffen wie Inulin oder Oligofructose, die den probiotischen Bakterien als Nahrung dienen.
Postbioten
Bei den postbiotischen Substanzen handelt es sich um Stoffwechselprodukte von probiotischen Bakterien. Meistens bestehen sie aus kurzkettigen Fettsäuren, die gesundheitsfördernde Effekte für den Menschen haben.