Neuer IHK-Präsident „Wachsam sein und die Stimme erheben“

Andreas Engel, neu gewählter Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg, bei seiner Antrittsrede. Foto: IHK zu Coburg

Andreas Engel ist neuer Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg. Welche Aufgaben auf die Interessensvertretung von rund 8000 Unternehmen in Stadt und Landkreis zukommen, schildert er im Interview der Neuen Presse.

 
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Herr Dr. Engel, Sie übernehmen das Amt des Präsidenten der Industrie- und Handelskammer zu Coburg in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten. Wo liegen für die Coburger Unternehmen aktuell die größten Herausforderungen?

Dr. Andreas Engel: Fachkräftesicherung, Infrastrukturausbau, Digitalisierung, Klimaschutz und Strukturwandel – das sind bestimmende Themen, die unsere Unternehmen auch in den nächsten Jahren beschäftigen werden. Großer Grund zur Sorge sind die unkalkulierbaren Aussichten über den weiteren Pandemieverlauf, aber auch die Lieferschwierigkeiten bei Material und Vorprodukten sowie die massiv verteuerten Energie- und Rohstoffpreise. Deshalb ist es jetzt wichtig, die im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung formulierten Ziele, Vorhaben und Absichten zu Innovationsförderung, Technologieoffenheit und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes zügig zu konkretisieren und umzusetzen.

Was benötigen die rund 8000 Unternehmen, die die IHK in Stadt und Landkreis Coburg vertritt?

Unsere Unternehmen brauchen verlässliche Vorgaben, wie die angestrebte Transformation erfolgreich gestaltet werden kann. Denn letztlich sind sie es auch, die technologische Lösungen für die gewünschten Veränderungen entwickeln, fertigen und liefern müssen. Ich sehe bei der auf Bundesebene erstmalig angetretenen Ampelkoalition durchaus den Willen zu einem neuen Aufbruch, unterm Strich zählen dann die Taten.

Welche Aufgaben kommen auf die IHK zu Coburg zu und wie kann sie diese meistern?

Bei der Digitalisierung wie auch beim politisch vorgegebenen Mobilitätswandel und der Dekarbonisierung sehe ich die IHK gefordert, sich mit Sachkenntnis, Fakten und Praxisorientierung aktiv einzubringen, am Ausbau der Forschungsinfrastruktur mitzuwirken und über unsere Netzwerke den Technologietransfer zwischen Unternehmen und Wissenschaft zu befördern. Wir werden wichtige Standortthemen weiterverfolgen, laufende Projekte fortsetzen und je nach aktuellen Entwicklungen neue Initiativen vorantreiben. Dazu ist die IHK zu Coburg dank meines Amtsvorgängers Friedrich Herdan hervorragend aufgestellt – und gerade auch deshalb ist es für mich eine große Ehre und Freude, das Amt des Präsidenten übernehmen zu dürfen.

Ihr Ziel...

... ist, die Leistungsfähigkeit unserer unabhängigen, selbstständigen IHK im Spannungsfeld wirtschaftlicher, technologischer und gesellschaftlicher Umwälzungen weiterzuentwickeln. Wir dürfen dabei auch gespannt sein, welche neuen Herausforderungen nicht nur durch die nun amtierende Ampelkoalition anstehen. Eine starke IHK muss dabei immer den Anspruch haben, wachsam zu sein und die Stimme zu erheben, wenn es zum Wohle der Region nötig ist. Das war in der Vergangenheit so und das muss auch in Zukunft unser Anspruch sein!

Sie haben es, ebenso wie Ihr Vorgänger Friedrich Herdan, als wichtige Aufgabe bezeichnet, die Eigenständigkeit der IHK zu Coburg zu bewahren. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Die Eigenständigkeit unserer IHK zu Coburg ist ja kein Selbstzweck. Wir können sehr dankbar sein, dass aufgrund des Staatsvertrages vor 100 Jahren die Selbstständigkeit der Coburger IHK festgeschrieben wurde. Und der Erfolg unserer Unternehmen spricht ja für sich. Seit Gründung der Kammer 1896 erweist sich der große Nutzen wirtschaftlicher Selbstverwaltung für unsere Unternehmen. Es macht natürlich in der IHK-Arbeit einen Unterschied, ob man, wie in unserem Fall, einen Wirtschaftsraum mit 8500 Betrieben im Blick hat oder die Belange eines weitläufigeren IHK-Bezirks zusammenführen muss.

Der Wirtschaftsraum Coburg ist hervorragend positioniert, aber das ist kein Selbstläufer, sondern das Verdienst tüchtiger Unternehmer und einer starken, eigenständigen IHK. Die regionale Verwurzelung ermöglicht eine passgenaue Interessenvertretung für unseren Standort und eine qualitativ hochwertige Dienstleistung für die Mitgliedsunternehmen vor Ort.

Eine weitere Stärke ist die großartige ehrenamtliche Unterstützung der IHK-Arbeit: Rund 1000 Vertreter der regionalen Wirtschaft engagieren sich in der Vollversammlung – unserem höchsten Entscheidungsgremium – sowie in Fachgremien, Arbeitskreisen und Prüfungsausschüssen. Dafür möchte ich mich bei dieser Gelegenheit auch persönlich sehr herzlich bedanken!

Wie definieren Sie die Zusammenarbeit mit der IHK in Bayreuth, die für Oberfranken – mit Ausnahme von Coburg – zuständig ist?

Das ergibt sich aus der gelebten Praxis zwischen eigenständigen Kammern und den Regelungen im IHK-Gesetz: Danach haben die bundesweit 79 Industrie- und Handelskammern die gleichen Aufgaben, die allerdings recht weit gefasst sind. Das heißt die Kammern haben die Möglichkeit, ihre Aktivitäten je nach regionalen Gegebenheiten auszurichten. Und da, wo sich Ansätze für die Zusammenarbeit ergeben, nutzen wir diese natürlich. Übrigens arbeiten wir mit all unseren Nachbarkammern vertrauensvoll zusammen, wie beispielsweise auch mit Würzburg-Schweinfurt und Südthüringen. Das hat in der Vergangenheit immer gut funktioniert und wird sicher auch künftig so sein.

Welche Aufgabe haben Sie sich als erste vorgenommen?

Zunächst bin ich sehr gespannt auf die neue Aufgabe, die auch für mich persönlich ein wichtiges neues Kapitel bedeutet. Zumal in einer Zeit, die extremst herausfordernd ist. Aber ich darf das Amt von Friedrich Herdan übernehmen, der uns mit seinem Sachverstand und als Ehrenpräsident eng verbunden bleibt und der auch dafür Sorge getragen hat, dass die Kammer, wie bereits angesprochen, bestens aufgestellt ist. Insofern besteht kein unmittelbarer Handlungsdruck, die Herausforderungen, die vor uns stehen habe ich ja bereits beschrieben. Wichtig sind mir vor allem enge Zusammenarbeit und Zusammenhalt unserer IHK-Vollversammlung wie auch aller weiteren Gremien, Ausschüsse und so weiter – als Basis für erfolgreiche Kammerarbeit und damit letztlich zum Nutzen unserer Region.

Ein wichtiges Anliegen ist mir ebenso das vertrauensvolle Miteinander von Haupt- und Ehrenamt, wie das ja in der Vergangenheit schon sehr gut funktioniert hat. Sie sehen, wir sind bestens gerüstet für alle Aufgaben der Zukunft und können sozusagen guter Dinge an die Arbeit gehen.

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