„Nicht alles zupflastern“ Stadt sucht Flächen für Photovoltaik

Im Münchberger Raum gibt es bereits PV-Anlagen bei Mechlenreuth-Eiben. Über künftige Standorte entscheidet ein Kriterien-Katalog. Foto: /Patrick Findeiss

Im Raum Münchberg sollen Anlagen entstehen. Eine Firma ermittelt jetzt, wo sie am wenigsten stören und wie die Bürger davon profitieren. Landwirte haben schon angefragt.

 
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Wo sollen im Münchberger Gebiet Photovoltaik-Anlagen auf freien Flächen möglich sein? Lange hielt sich die Stadt bei dem Thema zurück. Kamen Anfragen, lehnte man sie mit dem Verweis auf einen Grundsatzbeschluss von 2010 ab. Zum einen wollte man die Landschaft schützen, zum anderen gibt es bereits in Mechlenreuth/Eiben eine Fläche, auf der sich die Anlagen konzentrieren sollten. Zumal man einige Windkraftanlagen im Gebiet stehen hat, sah man in Sachen alternative Energien keinen Handlungsbedarf.

Jetzt ist die Situation anders. Die Ukraine-Krise zwingt zum Umdenken. „Das Thema ist aktueller denn je“, so Bürgermeister Christian Zuber (SPD) bei der Sitzung des Bauausschusses am Dienstag. Auch die Stadtwerke müssten sich überlegen, wie sie an Energie kommen. Doch eines will Zuber keinesfalls: Wildwuchs. Die Stadt hat die Planungshoheit und kann somit frei bestimmen, wo Anlagen entstehen.

Um geeignete Plätze zu ermitteln, wird nun die Energievision Franken GmbH aus Weißdorf das Stadtgebiet unter die Lupe nehmen und analysieren, welche Flächen geeignet sind. Dazu soll die Firma auch einen Kriterienkatalog ausarbeiten, damit die Stadt bei Anfragen ihre Entscheidung begründen kann. Denn wie der Bürgermeister erklärt, haben bereits einige Landwirte nachgefragt, ob sie als zusätzliches Standbein ihre Felder mit PV-Anlagen bestücken dürfen. „Es wird auch zu einem gewissen Konkurrenzdenken bei den Grundstückseigentümern kommen“, befürchtet Zuber. Umso wichtiger sei die Entscheidungshilfe, der Kriterienkatalog.

Die Firma aus Weißdorf, die Münchberg schon beim energetischen Konzept für das neue Baugebiet in Mechlenreuth beraten hat, ermittelt außerdem den eigenen Strombedarf der Stadt, nicht nur den aktuellen, sondern auch den zukünftigen. Es soll zugleich um die Frage gehen, wie der vor Ort erzeugte Strom in Münchberg genutzt werden kann: von den Stadtwerken oder direkt von den Bürgern.

Ein Argument will Zuber bei der Sitzung gleich vorwegnehmen: Er wisse sehr wohl, dass Photovoltaik primär auf Dächer gehöre. „Ja, wir haben hier Nachholbedarf“, räumt er ein, „aber das bleibt unabhängig davon ein Thema.“ So überlege man, ob man zum Beispiel den Bauhof damit bestücke, auch die Stadtwerke würden gerne ihre E-Autos mit eigenem Strom vom Dach laden.

Florian Bär, stellvertretender Fraktionssprecher der SPD, glaubt, dass es beides braucht: Anlagen auf Dächern und auf Freiflächen. Aber die Stadt müsse bestimmen, wo. „Wir brauchen Richtlinien.“ Er würde sich wünschen, dass die Stadtwerke bei den Freiflächenanlagen eine Vorreiterrolle einnehmen und ein Eigenprojekt starten, am liebsten mit Bürgerbeteiligung. Für die CSU-Fraktion bekräftigt auch Alexander Zink, dass die Energie, die in Münchberg erzeugt wird, hier bleiben soll. Eben nicht wie bei der Windkraft, wo Investoren von außerhalb in Nordbayern Anlagen aufstellten, aber die Bürger nichts davon hätten. „Das ist nicht Sinn der Sache.“ Er schlägt vor, die Firma Zukunfts-Energie Nordostbayern aus Wunsiedel in den Prozess einzubinden. Sie unterstützt Kommunen beim Aufbau klimaneutraler Energieversorgung. Zuber kann sich vorstellen, während des Prozesses auch andere einzubinden und sich mit Nachbarstädten auszutauschen.

Auf Anfrage von Nicole Goller (SPD) erklärt Bauamtsleiter Frank Müller, dass die ermittelten Flächen verbindlich für PV-Anlagen zur Verfügung stehen sollen. Zuber betont noch einmal, dass es Richtlinien brauche, um zu rechtfertigen, weshalb eine Fläche geeignet sei, eine andere womöglich nicht. Es soll harte und weiche Ausschlusskriterien geben, etwa wenn die Fläche in einem Trinkwasserschutzgebiet liegt, Wiesenbrüter vorkommen oder Bodendenkmäler. Geeigneter wären Flächen an der Autobahn.

Max Petzold (MWG) warnt davor, alles vollzupflastern. Er regt an, dass die Energievision auch städtische Gebäude untersucht und ermittelt, auf welchen Dächern Anlagen möglich sind. „Das kostet etwas mehr, wäre aber wichtig.“ Einstimmig fällt der Beschluss, die Weißdorfer Firma zu beauftragen, ihre Angebotssumme liegt bei knapp 15 000 Euro.

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