Das Hauptproblem sieht der Dekan nicht in der Höhe der Diebesbeute, denn die Opferstöcke würden regelmäßig geleert. Viel schlimmer sei das Gefühl der Unsicherheit, das sich nach mehreren Vorfällen einstelle. „Eigentlich sehen wir Kirchen ja als Begegnungsräume an, die wir offenhalten und nicht absperren wollen“, sagt Müller.
Vor allem für kleinere Pfarreien ist dies ein Problem, weiß man auch bei der katholischen Erzdiözese Bamberg. „Im Dom ist ja immer jemand, der aufpasst oder Sachbeschädigungen mitbekommen würde“, weiß Pressesprecher Harry Luck. In kleineren Orten sei es durchaus denkbar, dass Täter über längere Zeiträume allein und ungestört in den Gotteshäusern seien. Deshalb überlasse die Diözese den einzelnen Kirchenstiftungen die Entscheidung über die Öffnungszeiten der Kirchen.
Randale in sieben Kirchen
Vor fünf Jahren zog allerdings ein Pärchen randalierend durch sieben Bamberger Kirchen, schlug Fester ein und stieß Heiligenfiguren von ihren Sockeln. Schaden: rund 20.000 Euro. Bezogen auf das ganze Bistum habe man jedoch keine aktuellen Zahlen vorliegen, die für einen Anstieg des Vandalismus sprächen, sagte Luck im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch von krassen Vorfällen sei man in jüngerer Vergangenheit verschont geblieben.
Wie etwa in Spalt im mittelfränkischen Landkreis Roth, wo im Mai 2022 der ganze Altar in Flammen stand. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen gegen einen Jugendlichen auf wegen besonders schwerer Brandstiftung. In Oberschneiding in Niederbayern sollen zwei zur Tatzeit erst zwölf Jahre alte Mädchen Orgelpfeifen beschädigt haben.
Die Zahl der Diebstähle aus Kirchen, Kapellen und Klöstern ging hingegen bayernweit nach LKA-Angaben in den vergangenen fünf Jahren deutlich zurück – von 807 Fällen im Jahr 2018 auf 398 im Jahr 2022.