München - Das Bundeskriminalamt hat auf ausgeschnittenen Zeitungsartikeln über zwei mutmaßliche NSU-Verbrechen Fingerabdrücke von Beate Zschäpe gefunden. Das geht aus Unterlagen der Ermittler hervor, die das Münchner Oberlandesgericht (OLG) am Dienstag im NSU-Prozess als Beweismittel eingebracht hat. Die Bundesanwaltschaft wirft dem «Nationalsozialistischen Untergrund» zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge vor. Zschäpe ist die Hauptangeklagte.

Bei den Artikeln handelt sich um einen Bericht der Münchner Zeitung «tz» über den Mord an dem Geschäftsmann Habil Kilic 2001 und einen Artikel des Kölner «Express» über den Nagelbombenanschlag an der Kölner Keupstraße 2004. Zschäpes Verteidiger Wolfgang Stahl forderte das Gericht auf, die Original-Fundstücke vorzulegen und zu prüfen, wo genau sich Zschäpes Abdrücke fanden. Es bestehe die Möglichkeit, dass sie die Zeitungen nur zufällig in der Hand gehalten und umgeblättert habe.

Die Artikel hatten die Spurensicherer im Brandschutt der Fluchtwohnung des NSU-Trios in Zwickau gefunden. Dort fanden sich auch Zeitungsberichte über die anderen Morde, die der NSU begangen haben soll. Mit diesen Fundstücken hatte sich das Gericht zum ersten Mal schon vergangenes Jahr beschäftigt.

Am Morgen hatte der Senat zwei Polizisten als Zeugen gehört, die einen mutmaßlichen Anführer der Chemnitzer Unterstützer-Szene vernommen hatten. Den Vorwurf, er habe dem Trio Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos eine Waffe besorgt, habe er bestritten und weiter zur Sache nichts ausgesagt, berichteten die beiden Ermittler. Der Chemnitzer, der vorübergehend in Baden-Württemberg lebte, hatte eine eigene Aussage im NSU-Prozess früher bereits verweigert. Die Bundesanwaltschaft ermittelt bis heute gegen ihn. dpa