Oberfranken Elektrifizierung der Bahn hinkt hinterher

Werner Reißaus
Der Ausbau elektronischer Bahngleise hängt im Bundesdurchschnitt in Oberfranken weit hinterher. Foto:  

Viele Bahnstrecken in Oberfranken werden noch nicht elektrisch betrieben. Das hat nicht nur Folgen für die Infrastruktur und die Wirtschaft sondern auch für das Klima.

 
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Kulmbach - Eigentlich sollte es ein Termin mit der Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr Kerstin Schreyer sein, den die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner mit Landrat Klaus Peter Söllner vereinbart hatte. Doch die Ministerin musste wegen Krankheit absagen, dafür kam Ministerialdirektor Helmut Schütz.

Und so stand die Elektrifizierung der Oberfrankenachse im Vordergrund des Gesprächs. Sowohl Landrat Klaus Peter Söllner (FW) als auch MdB Emmi Zeulner und die Kanzlerin der siebten Fakultät der Uni Bayreuth, Dr. Nicole Kaiser, richteten eine gemeinsame Botschaft und zugleich Forderung an das zuständige Staatsministerium in München: „Wir brauchen jetzt einen Schub für die Verkehrspolitik in Bayern und die Elektrifizierung der Oberfrankenachse muss vorne dabei sein.“

Landrat Klaus Peter Söllner machte deutlich, dass Nordostbayern mit rund 450 Kilometer nicht elektrifizierter Bahnstrecken als größte zusammenhängende Dieselinsel in Deutschland, wenn nicht gar in Mitteleuropa gilt. Der fehlende Elektroantrieb verhindere hochwertigen Schienenverkehr sowie wirtschaftlichen Güterverkehr, belaste die Umwelt und trage nicht zur Erreichung der Klimaziele bei.

Landrat Klaus Peter Söllner wurde noch deutlicher: „Das gravierende Defizit in der Infrastruktur wurde durch unseren Landkreis bereits seit Jahren thematisiert und immer wieder mit entsprechenden Forderungen hinterlegt.“ Dabei verwies Söllner auch auf die Gründung der Interessengemeinschaft IGE „Oberfranken-Achse“ der Planungsverbände Oberfranken Ost und West. Sie werde von mehr als 60 Landräten und Bürgermeistern unterstützt, auch aus Wirtschaft und Politik erhalte man breite Unterstützung. Es bedürfe jedoch weiterer großer Anstrengungen in den nächsten Jahren, um das Infrastrukturdefizit zu überwinden, das immer im Zusammenhang mit der Gesamtregion und den drei großen Projekten in Nordbayern zu sehen sei:

Oberfranken-Achse (Hochstadt-Marktzeuln - Hof/Nürnberg – Bayreuth – Neuenmarkt/Wirsberg) – 127 Kilometer, Gesamtkosten: 766 Millionen Euro

Franken-Sachsen-Magistrale (Nürnberg-Prag-Dresden) – 140 Kilometer, Gesamtkosten : 1,2 Milliarden Euro

Ost-Korridor Süd (Hof-Regensburg) – 180 Kilometer, Gesamtkosten: 790 Millionen Euro

Landrat Klaus Peter Söllner zeigte Ministerialdirektor Helmut Schütz auch die bisher historischen Meilensteine von 2011 bis 2018 sowie die aktuellen Initiativen von 2018 bis heute auf. Die Zielsetzung der IGE „Elektrifizierung Oberfranken-Achse“ ist die vollständige Elektrifizierung und Zweigleisigkeit der Oberfranken-Achse. Söllner betonte, damit sei das Projekt von wesentlicher Bedeutung für die zukunftsfähige Ausrichtung des Schienenverkehrs in Oberfranken und dessen Anbindung an die Haupttrassen.

„Die Schiene als Transportmittel der Zukunft ist nur durch ein abgestimmtes Vorgehen unterschiedlichster Akteure und unter Berücksichtigung aller Optionen zu entwickeln. Zudem trägt eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur zur Reduzierung von CO2 bei. Das hilft, auch bei steigenden Transportmengen, die Klimaziele nicht aus den Augen zu verlieren“, betonte der Landrat.

Für notwendig wird die Besetzung der Geschäftsstelle „Bahnelektrifizierung“ im Herbst dieses Jahres und ein Abstimmungsgespräch zwischen der Region, dem Ministerium und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft gehalten. Dabei auch eine nochmalige Prüfung von Staatsministerin Schreyer der 2019 in Aussicht gestellten Förderung der Studie von 50 Prozent mit dem Ziel, aus den Teilzielen und Teilstrecken ein Entwicklungskonzept für die Oberfranken-Achse zu erstellen.

Weitere Punkte, die Landrat Söllner dem Ministerialbeamten mit auf die Fahrt in die bayerische Landeshauptstadt gab, waren eine ÖPNV-Campus-Linie von Bayreuth nach Kulmbach bis 2023, das nach wie vor notwendige Grundstücksgeschäft am Campus Kulmbach sowie den Ausbau der Barrierefreiheit an den Bahnhöfen Kulmbach und Neuenmarkt-Wirsberg.

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