Oberkotzau Alltag aus, Stimme an

Der Gute-Laune-Chor aus Oberkotzau singt, was ihm Spaß macht. Das Repertoire ist daher so heiter wie vielfältig.

 
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Oberkotzau - Der stressige Job, der staubige Flur, die Reparaturrechnung fürs Auto - auf der Chorprobe haben sie keinen Platz. Wenn sich dienstags etwa 25 Sängerinnen und Sänger im Alter von 18 bis 80 im Oberkotzauer Bürgerhaus zur Probe treffen, soll der Alltag draußen bleiben. "Beim Singen bekommt man einfach gute Laune", schwärmt Sabine Schmidt - und erklärt damit auch, warum das Ensemble, dessen Vorsitzende sie ist, so heißt, wie es heißt: Gute-Laune-Chor. Mit Gesang werde das Leben bunter und leichter, findet sie.

Hochfranken singt

Mit der Aktion "Hochfranken singt - eine Region erklingt" möchte die Frankenpost das Kulturgut des Chorgesangs fördern. Deshalb hat sie alle Chöre von Schwarzenbach am Wald bis Hohenberg an der Eger, von Berg bis Marktredwitz dazu aufgerufen, sich zu bewerben. Aus 40 Einsendungen hat eine Jury die besten ausgewählt. Die Gewinner-Chöre dürfen Aufnahmen im Tonstudio machen und sind damit auf einer CD vertreten. Außerdem winken Auftritte beim "Ersten Hochfränkischen Chorfestival". Es findet statt am 18. November im Festsaal der Freiheitshalle Hof (17 Uhr), am 28. November im Rosenhaltheater Selb (19 Uhr) und am 5. Dezember in der Stadtkirche Münchberg (19 Uhr). Karten sind ab sofort erhältlich in den Geschäftsstellen der Frankenpost in Hof, Münchberg, Selb und Marktredwitz zum regulären Vorverkaufspreis von 14 Euro; mit Abocard 12 Euro. An den Abendkassen beträgt der Eintritt jeweils 16 Euro. Weitere Informationen unter 09281/816-228. Der Verkauf der CD beginnt am 18. November, dem Tag des ersten Konzerts. Möglich ist "Hochfranken singt" durch die Hilfe engagierter Sponsoren: Lamilux, Sana-Klinikum Hof, Sparkasse Hochfranken und Architekturbüro Wittig.

Dass Musik die Stimmung aufhellen kann, das verstanden die Oberkotzauer bereits im 19. Jahrhundert. Im Jahr 1840 entstand dort ein erster Gesangverein, der sich mit der Zeit aber mehr und mehr dem Schießsport widmete. 22 Jahre später gründeten 30 sangesfreudige Männer deshalb den Verein "Liedertafel". Er existiert noch heute, allerdings unter dem offiziellen Namen "Gesangverein Liederkranz 1862". Seit 1911 dürfen auch Frauen im Chor mitsingen.

In Oberkotzau ist der Gute-Laune-Chor ein wichtiger Teil des öffentlichen Lebens: Beim Sautreiberefest und bei der Kerwa zum Beispiel hilft er tatkräftig mit. Zu den musikalischen Highlights gehört das jährliche Weihnachtskonzert in der Jakobuskirche, deren Ränge immer gut gefüllt sind, wenn der Gesangverein einlädt. Darüber hinaus lässt sich der Chor für private Veranstaltungen buchen, gestaltet Gottesdienste, tritt im Altenheim auf - oder gibt Benefizkonzerte. "Das ist mir ganz wichtig", betont Vorsitzende Sabine Schmidt. "Wir wollen durch Eintrittsgelder nicht bloß Geld einstreichen, sondern auch etwas zurückgeben."

Dass das Ensemble heute als "Gute-Laune-Chor" bekannt ist, ist auch Jürgen Ocker zu verdanken, Chorleiter von 2001 bis 2014. "Er hat den Chor mit viel Herzblut geleitet und musste dann - ausschließlich aus gesundheitlichen Gründen - ausscheiden. Wir haben ihn mittlerweile zum Ehrenchorleiter ernannt", berichtet Schmidt. Er habe den Chor zu dem gemacht, was er heute ist, indem er das Repertoire breiter aufstellte. Statt altdeutschen Volksliedern stehen nun vor allem Pop und Rock, Schlager und Filmmusik auf dem Programm - darunter ganz besonders viele Hits von Abba.

Im Jahr 2014 übernahm Torsten Petzold den Posten Ockers. Der studierte Musiker ist hauptberuflich Dirigent des sächsischen Polizeiorchesters und als Leiter von Chören sowie Instrumentalgruppen in der Region gefragt. Schmidt hatte ihn spontan auf Facebook angeschrieben, als der Chor kurz vor dem Weihnachtskonzert ohne Leiter dastand, und darum gebeten, auszuhelfen. Doch Petzold blieb. Dauerhaft. Bei der Frankenpost-Aktion "Hochfranken singt" ist er gleich zwei Mal vertreten: Neben dem Gute-Laune-Chor auch mit dem Frauenchor Euphonia. "Er war ein Glücksgriff", berichtet Schmidt. "Er ist studierter Pianist. Weil wir viele Stücke mit Klavierbegleitung haben, kommt uns das entgegen."

Ins Repertoire redet der Chorleiter seinen Sängern nicht rein. "Sie sollen in erster Linie Spaß am Singen haben", erklärt Petzold. "Da Druck auszuüben, hat langfristig keinen Zweck - dann bleiben die Leute irgendwann weg." Nur manchmal lege er dem Ensemble ein Experiment nahe - so wie kürzlich, als er das Kinderlied "Ein Männlein steht im Walde" mit in die Probe brachte, bearbeitet im Stil einer Bach-Fuge. Trotz anfänglicher Skepsis hätten die Sänger das Stück schnell ins Herz geschlossen.

Auch deshalb arbeitet der Profimusiker immer wieder gerne mit Laien. "Sie öffnen sich schneller", findet er. "Profis möchten häufig nicht so viel riskieren". Bei Laien hingegen sei der Zugang zu den Emotionen, die hinter den Noten stecken, unverstellt. "Sie verstecken sich nicht hinter Technik, sondern sind mit Atem, Leib und Seele dabei."

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