Online-Umfrage Kulmbach will fahrradfreundlicher werden

Was läuft in der Stadt beim Radverkehr nicht rund? Bisher eine ganze Menge. Bis Monatsende soll eine bundesweite Online-Umfrage neue Erkenntnisse bringen. Die Radfahrer selbst sind gefragt.

 
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Nicht nur in der Klostergasse wird es für Radfahrer in Kulmbach oft eng. Foto: Archiv/Gabriele Fölsche Foto:  

Seit September können Radfahrerinnen und Radfahrer wieder das Fahrradklima in ihren Städten und Gemeinden bewerten. Dabei wird dieses Mal ein besonderer Fokus auf den ländlichen Raum gelegt, denn dort gibt es viel Potenzial für den Radverkehr und einen hohen Nachholbedarf beim Infrastrukturausbau. Die große Online-Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) läuft noch bis Ende November unter www.fahrradklima-test.de.

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Möglichst viele Menschen aus der Region sollten sich daran beteiligen, rät Astrid Pfitzer vom ADFC Kulmbach, denn nur so könne sich an der Radwegesituation im raum wirklich etwas ändern. „Unsere Radler und Radlerinnen sind Alltagsexperten“, betont die 66-Jährige, die regelmäßig in der Stadt auf ihrem Drahtesel unterwegs ist. Nur wenn es viele Rückmeldung gebe, könne ein umfangreiches Bild der aktuellen Situation entstehen.

Neben Fragen, die mittels Kreuzchen beantwortet werden müssen, gibt es auch die Möglichkeit, konkrete Missstände in Sachen Radverkehr zu benennen. Alle gemachten Angaben würden außerdem nach der Auswertung auch vom ADFC Kulmbach angefordert und für die eigene Arbeit verwendet. „Die Teilnahme an der Online-Umfrage ist natürlich anonym“, betont Astrid Pfitzer. Von den Rückmeldungen erhofft sich der ADFC auch Impulse für die Stadtplanung und die Politik vor Ort.

Die Teilnahme ist anonym

Die Online-Umfrage findet alle zwei Jahre statt. 2020 bekam Kulmbach die Schulnote 4,7. Das bedeutete bundesweit im Vergleich mit allen anderen Kommunen in der Größe bis 50 000 Einwohnern den blamablen letzten Platz und damit die Rote Laterne. Im Jahr 2018 hatte ebenfalls eine 4,7 immerhin für den vorletzten Rang gereicht – vor Hof. Die Kritik war vielfältig und reichte von Falschparkern, die Radwege blockieren über ungünstige Ampelschaltaltungen bis zum Fehlen eines Wegenetzes. In jeder Kategorie lag Kulmbach unter dem Durchschnitt. Kein Wunder, dass Oberbürgermeister Ingo Lehmann jüngst erklärte, es sei oberstes Ziel, die Rote Laterne abzugeben. Dabei solle das neue Radwegekonzept der Stadt helfen. Einer der konkreten Inhalte: „Wir werden künftig Radwege integrieren, wenn bauliche Maßnahmen an Straßen vorgenommen werden“, so der OB. Beim ADFC sieht man enormen Verbesserungsbedarf. „Es gibt weder Carsharing, noch Lastenräder oder Leihräder“, sagt Astrid Pfitzer und verweist auf zahlreiche Programme von Bund und Freistaat mit einigen Anreizen, wie Städte ihren Anteil an Radfahrern im Verkehr vergrößern können.

Insgesamt gingen vor zwei Jahren 129 Bewertungsbögen aus der Region Kulmbach ein – und damit deutlich mehr als zwei Jahre zuvor (79). „Aktuell sind wir bei 170. Man sieht, dass das Thema immer mehr Leute beweg“, weiß Pfitzer.

Insgesamt beteiligten sich im Jahr 2020 knapp 230 000 Radfahrerinnen und Radfahrer am ADFC-Fahrradklima-Test und bewerteten mehr als 1000 Städte und Gemeinden. Die Umfrage besteht aus 27 gleichbleibenden Fragen sowie fünf Zusatzfragen, die besonders auf die Bedürfnisse von kleineren Orten im ländlichen Raum abzielen. Dabei geht es darum, ob zentrale Ziele wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsstätten mit dem Fahrrad gut erreichbar sind, wie sicher sich die Wege in die Nachbarorte anfühlen, ob für Pendler Fahrradparkplätze an Bahnhöfen vorhanden sind und um die eigenständige Mobilität von Kindern und Jugendlichen.

Der ADFC-Fahrradklima-Test findet zum zehnten Mal statt und ist die größte Befragung weltweit. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2023 vorgestellt.

Der ADFC

Struktur:
  Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) ist die größte Interessenvertretung für Radfahrer und Radfahrerinnen weltweit und hat mehr als 215 000 Mitglieder. „Je stärker der ADFC wächst, desto mehr spürt die Politik den Druck – in Berlin und direkt vor Ort“, heißt es von ihnen.

Ziele:
 Der ADFC will, dass Deutschland Fahrradland wird, damit das Fahrrad mehr Platz bekommt und die Gesetzgebung fahrradfreundlicher wird. Überall sollen gute Radwege gebaut werden, auf denen alle Menschen sicher und komfortabel fahren können. Bundesweit sind mehr als 12 000 Ehrenamtliche, in über 500 Ortsgruppen aktiv. Sie beraten rund ums Rad, machen Fahrradchecks, codieren Fahrräder und informieren zu Technik, Recht, Tourismus und Politik.