Ist OnlyFans auch in Deutschland verfügbar?
Zwar hinkt die Übersetzung der englischsprachigen Seite noch stark hinterher, der Dienst kann jedoch auch von deutschen Nutzern in Anspruch genommen werden. Allerdings gab es zum Zeitpunkt der Recherche weder eine deutsche Übersetzung der Nutzungsbedingungen noch der Datenschutzerklärung. Selbst die offiziellen FAQs waren noch auf Englisch verfasst.
Da die Betreiberfirma in England ansässig ist, unterliegt sie zumindest der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Nichtsdestotrotz wird in der Datenschutzerklärung darauf hingewiesen, dass persönliche Daten mit Firmen in Nordamerika geteilt werden. In diesem Fall erlischt der Schutz der DSGVO.
Generell ist die Datenschutzerklärung von OnlyFans etwas undurchsichtig. Es empfiehlt sich daher, sowohl diese als auch die Nutzungsbedingungen zunächst durch ein Übersetzungstool laufen zu lassen und gründlich durchzulesen.
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Wie viel Geld kann man mit OnlyFans verdienen?
Einige Benutzer berichten von astronomischen Summen, die sie monatlich auf OnlyFans verdienen. So behauptet der Macher des Kanals „The OnlyFans Bible “ er habe mit expliziten Bildern in einem Monat 50.000 $ verdient und zeigt als Beweis die Abrechnungen der Plattform.
Screenshot vom 24.08.2020 um 10:22 Uhr. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=VtZGkQpVzg8
Die deutsche YouTuberin missesvlog dagegen hat in einem Selbstexperiment 9000 $ in einem Monat mit Dessousbildern verdient, die sie laut eigenen Angaben an eine Organisation für Frauenrechte spenden möchte. Andere YouTuberinnen berichten ebenfalls von Einnahmen im fünfstelligen Bereich. Von außen betrachtet wirken solche Umsätze zunächst zu schön, um wahr zu sein. Doch anhand einer kleinen Beispielrechnung wird schnell klar, wie viel Geld auf dieser Plattform mit den entsprechenden Followern verdient werden kann. Folgende Grafik zeigt, welcher Bruttoverdienst bei dem niedrigsten Abopreis von 4,99 $ rein theoretisch mit 100, 1000 oder 5000 Followern möglich wäre.
Grafik: Lukas Böhl / Piktochart
Gehen wir also davon aus, dass ein Influencer 1000 Follower hat und für ein Abo 4,99 $ berechnet. In Summe würde er circa 5000 $ im Monat allein durch die Abogebühren verdienen (Trinkgelder und Privatnachrichten noch nicht miteinkalkuliert). 20 % davon gehen an OnlyFans. Somit würden dem Influencer monatlich 4000 $ bleiben, was bei dem aktuellen Umrechnungskurs knapp 3400 € entspricht. Davon gehen selbstverständlich noch Steuern und andere Kosten ab.
Nichtsdestotrotz ein beachtliches Einkommen, vor allen Dingen, wenn man bedenkt, wie konservativ diese Rechnung ist. Wer 49,99 $ verlangt, könnte bei 1000 Followern immerhin knapp 50.000 $ Dollar verdienen. Hierin liegt jedoch auch der größte Kritikpunkt an der Plattform.
Muss man auf die Einnahmen Steuern zahlen?
Ja, die durch OnlyFans verdienten Einnahmen sind steuerpflichtig und müssen über die jährliche Steuererklärung an das Finanzamt gemeldet werden. Welche Steuern zu entrichten sind, hängt von der Höhe des Verdienstes und der beim Finanzamt gemeldeten Tätigkeit ab. Wer zum Beispiel als Freiberufler mit OnlyFans Geld verdient, ist einkommens- und gegebenenfalls auch umsatzsteuerpflichtig. Entscheidet man sich dagegen für die Gewerbeanmeldung, ist zudem die Gewerbesteuer fällig.
Fazit und Kritik
OnlyFans macht da weiter, wo andere aufhören. Auch wenn sich das soziale Netzwerk nicht explizit als Erotikportal versteht, so lassen die lockeren Regeln der Plattform viel mehr Spielraum bei der Erstellung von Inhalten als Facebook, Instagram und Co. Durch die Altersbeschränkung und Bezahlschranke finden sich daher neben exklusiven Einblicken in das Leben und Schaffen von Künstlern, Comedians oder Sportlern auch pornografische Bilder und Videos. OnlyFans hebt die Quintessenz von Social Media auf das nächste Level, man kann seinem Idol noch näherkommen, ja fast intim werden, wenn man nur die Abogebühr bezahlt.
Ganz nüchtern betrachtet erfindet OnlyFans das Rad nicht neu, sondern kombiniert erfolgreich zwei Geschäftsmodelle, die bereits existiert haben: die Freizügigkeit von Twitter mit dem Bezahlmodell von Patreon. Ein Unternehmen wie OnlyFans war die logische Konsequenz der Fan-Star-Beziehungen, die durch Social Media entstanden sind. Manche Influencer und Fans sind bereit, einen Schritt weiter zu gehen, wie das Geschäftsmodell beweist. Selbst wenn den Influencern nur ein kleiner Teil ihrer Gefolgschaft auf OnlyFans nachzieht, kann sich daraus eine lukrative Verdienstmöglichkeit entwickeln.
Und darin liegt ein großes Risiko begründet. Durch die hohen Verdienstmöglichkeiten könnte die Hemmschwelle für junge Menschen sinken, sich des Geldes wegen auszuziehen. Nie war es einfacher, mit nackter Haut schnelles Geld zu verdienen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig zu verstehen, dass alles, was man im Internet über sich preisgibt, irgendwann auf einen zurückkommen kann. So schreibt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) über die Gefahren von sozialen Medien unter anderem folgendes:
„Informationen, Texte und insbesondere Bilder werden häufig von Privatpersonen auch außerhalb der Netzwerke auf dem eigenen Computer archiviert. So können Daten plötzlich auf anderen Seiten im Internet auftauchen oder für andere Zwecke missbraucht werden – auch nachdem diese vermeintlich aus dem sozialen Netzwerk gelöscht wurden.“ (Quelle)
In den Nutzungsbedingungen von OnlyFans ist unter Punkt 8.2.3 sogar ausdrücklich geregelt, dass man für die private Nutzung Kopien der Webseiteninhalte anfertigen darf:
Screenshot vom 24.08.2020 um 09:03 Uhr. Quelle: https://onlyfans.com/tos
Sollte sich ein Nutzer also dafür entscheiden, sensible Bilder irgendwann anderswo ins Netz zu stellen, handelt er damit zwar illegal, tritt aber gleichzeitig einen Prozess los, der sich kaum rückgängig machen lässt. Sind die Bilder erst mal im Netz, sind sie dort nur schwer wieder herauszubekommen, wie das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (BMJV) diesbezüglich schreibt.
Wer nur den schnellen Reichtum sieht und glaubt, der Zweck heiligt die Mittel, verbaut sich vielleicht unbewusst seine Zukunft. Insbesondere junge Menschen, die tagtäglich auf den sozialen Medien mit der Zurschaustellung von Reichtum konfrontiert werden, könnten so dem Glauben verfallen, sich einen ähnlichen Lifestyle durch die Aufgabe ihrer Intimsphäre leisten zu können. Schließlich kann jeder Nacktbilder von sich machen.
Die Einstiegshürden bei einem sozialen Netzwerk sind darüber hinaus weitaus geringer als bei einschlägigen Pornoseiten. Auch scheint die Stigmatisierung solcher Portale durch die Ähnlichkeit in Aufbau und Funktionsweise zu Mainstream-Plattformen wie Instagram oder Twitter weniger brisant, als es bei klassischen Erotikseiten der Fall ist.
Obwohl die Plattform durch den Verifikationsprozess sicherstellen will, dass sich keine Minderjährigen registrieren können, hat die BBC einen Fall aufgedeckt, bei dem ein 16-jähriges Mädchen über sieben Monate hinweg mit Nacktbildern Geld verdient hatte. Sie habe den Ausweis einer älteren Freundin bei der Anmeldung benutzt und teils mehrere Profile verwendet, um durch die Sicherheitschecks der Betreiber zu schlüpfen.
Weiter heißt es in dem Bericht auch, dass Online-Plattformen wie OnlyFans per Gesetz in England nicht dazu verpflichtet seien, explizite Inhalte zu überwachen, die von Minderjährigen erstellt worden sein könnten. In einem von der BBC zitiertem Statement zu dem Fall heißt es von OnlyFans, man habe seither den Verifikationsprozess verbessert und gehe strikt gegen derartige Betrugsversuche vor, indem man die Systeme fortlaufend prüft.
Nichtsdestotrotz sollten insbesondere Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder im Auge behalten und kritisch hinterfragen. Bevor Sie sich also auf einer Plattform wie OnlyFans registrieren, sollten Sie sich der möglichen Risiken bewusst werden und sowohl die Datenschutzerklärung als auch die Nutzungsbedingungen aufmerksam durchlesen. Weitere Informationen zu Medienkompetenz im Allgemeinen und den Risiken im Internet finden Sie auf den Seiten des BSI, BMJV und „Surfen ohne Risiko“ des BMFSFJ.
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