Kunigunde Stenglein macht Werbung für diese Form der Seniorenbetreuung. „Hier habe ich Ansprache und mache mit, was mir Spaß macht.“ Ideal findet es die 85-jährige Frau, dass sie mit Hilfe der Tagespflege Gesellschaft hat, Betreuung erfährt und trotzdem nicht aus ihrem Zuhause ausziehen muss. Kunigunde Stenglein lebt immer noch in der Blaich. Für die Tagespflege wird sie von Mitarbeitern des BRK morgens abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Dann genießt sie ihr Daheim, freut sich aber auch gleichzeitig schon wieder, an den Weißen Turm zurückzukehren. „Der Mensch ist nicht zum Alleinsein gemacht.“
Langsam kommt wieder Schwung in die Sache
Genau deshalb, sagt Daniela Kupsch, gebe es die Tagespflege. „Etwas Besseres gibt es nicht für Senioren, die in ihrem häuslichen Umfeld bleiben wollen, aber sich doch nicht mehr den ganzen Tag selbst versorgen können.“ Den Begriff Tagespflege würde Daniela Kupsch aber am liebsten ändern. „Betreuung wäre besser.“ Daniela Kupsch und ihr Team unternehmen viel mit ihren Gästen. Von Sport über Spiel bis zum gemeinsamen Kochen ist fast alles im Angebot. Manchmal werden Ausflüge gemacht. Ein Bummel durch die Stadt steht öfter auf dem Programm. „Da treffen sich dann manchmal Leute wieder, die sich schon ewig nicht gesehen haben.“ Freunde finden, wieder am Leben teilhaben, aktiv sein und auch das Gefühl, gebraucht zu werden: Das mache die Tagespflege aus. Die hat, wie Daniela Kupsch erzählt, durch die Pandemie einen herben Rückschlag erlitten. „Die Nachfrage war enorm, dann kam Corona. Viele wollten vor Angst nicht mehr raus.“ Das war nicht einfach für die Einrichtung am Weißen Turm mitten in der Kulmbacher Altstadt, die erst seit einem Jahr offen hat. Doch langsam komme wieder Schwung in die Sache. 20 Plätze kann die Einrichtung anbieten, nicht alle sind besetzt.
Corona allein sei es nicht, was oftmals die Senioren zurückhält. „Viele wissen gar nicht, dass die Tagespflege eine zusätzliche Leistung der Pflegekasse ist“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Wer zu Hause einen Pflegedienst in Anspruch nimmt, muss deswegen weder auf das eine noch das andere verzichten. Man kann beides haben. Pflegegeld und Pflegesachleistungen werden davon nicht berührt, wenn man zusätzlich Tagespflege bucht. 25,73 Euro beträgt der Eigenanteil in dieser Einrichtung pro Tag, der Entlastungsbeitrag von monatlich 125 Euro kann zudem bei der Pflegekasse geltend gemacht und mit dem Tagessatz verrechnet werden. Dafür bekommt man ein komplettes Versorgungspaket von früh bis spät mit Hol- und Bringdienst, Behandlungspflege, wenn nötig, drei Mahlzeiten und weitere Zwischenmahlzeiten sowie jede Menge Programm, um den Tag abwechslungsreich zu gestalten.
Die beste Voraussetzungen, fortschreitende Demenz zu bremsen
Wer nur eine kleine Rente hat, muss deswegen auch nicht auf dieses Angebot verzichten. Es gibt, wie Daniela Kupsch informiert, die Möglichkeit, einen Antrag auf über die Leistung der Pflegekasse hinausgehende Kostenübernahme zu stellen. Die Ausgabe lohnt sich, ist die Leiterin der Tagespflege überzeugt. So sei es für Senioren länger möglich, in ihrer Wohnung zu bleiben und trotzdem gut versorgt zu sein. Und überhaupt: „Wo hat man schon ein Hotel, das all inclusive mit Essen und Trinken für 25,73 Euro täglich zu haben ist?“
Tagespflege macht fit und hält fit. Das sagen nicht nur Barbara Fischer, Kunigunde Stenglein und Hans-Jürgen Beck. Daniela Kupsch erzählt von einer Frau, die unter Demenz leidet und die Tagespflege besucht. Sie lebt auf, wenn sie jemanden findet, mit dem sie Dame spielen kann und ist alles andere als ein einfacher Gegner. Aktive Beschäftigung und Gesellschaft, das sind laut Daniela Kupsch beste Voraussetzungen, um fortschreitende Demenz zu bremsen. „Tapetenwechsel für pflegebedürftige Menschen und Entlastung für pflegende Angehörige“ biete diese Form der Betreuung. Wer mag, kann sich bei einem kostenlosen Schnuppertag anschauen, ob dieses Angebot für ihn passt. Wie oft und wie lang man pro Woche die Einrichtung besucht, kann sich jeder individuell aussuchen. Fünf Tage pro Woche können, müssen aber nicht sein.