Ein intensives Walderlebnis bot gleich diese Übung, wie eine 17-Jährige berichtet: „Wir gingen langsam und schweigend für zehn bis 15 Minuten den Weg weiter. Man konzentrierte sich gut auf sich selbst und nahm beispielsweise das Zwitschern der Vögel, das Rascheln des Laubes, den Wind, die eigenen Schritte oder die Gerüche des Waldes neu wahr.“
Mehr Vertrauen in den Partner bekamen die Jugendlichen beim gegenseitigen Führen am Stock. Anfangs war es schwierig, sich bei geschlossenen Augen nur auf die möglichst genaue Wegbeschreibung des Partners zu verlassen, es wurde aber mit jedem Meter leichter. Anschließend setzten sich die Teilnehmerinnen auf den Waldboden und nahmen sich Zeit, diverse Objekte aus dem Wald mit all ihren Sinnen zu betrachten; so konnten einige an einem Tannenzapfen die besondere Struktur und den harzigen Geruch wahrnehmen. Sie erkannten schnell, dass hinter einem banalen Objekt oft mehr steckt, als gedacht.
Achtsamer Umgang mit Essen
An den großen Mühlsteinen des kleinen Labyrinths ging es um den Geschmackssinn. Die Aufgabe bestand darin, einen Schokoriegel in mehreren Schritten zu verspeisen. Zunächst gab Elke Seidel ein Stück den Jugendlichen, die die Augen geschlossen hatten, sodass sie die Schokolade erst ertasten und von allen Seiten beschnuppern konnten. Zum Schluss wurde die Schokolade zum „Lippenstift“ und alle ließen sie in kleinen Stücken im Mund zergehen. Hier ging es darum, achtsam gegenüber dem Essen zu sein und es zu genießen. Auf dem Rückweg sollte die Gruppe dem Wald noch ein „Geschenk“ hinterlassen, indem die Teilnehmer ein kleines Haus aus Tannenzapfen, Blättern, Stöcken, Moos und Ästen bauten.
Das Fazit der Schülerinnen fällt sehr positiv aus: „Vor dem Kurs wusste ich überhaupt nicht, dass es so schön wird. Ich habe gedacht, dass es langweilig wird, es war aber genau das Gegenteil! Am schönsten war es, zu vergessen und nur in die Umgebung zu hören und zu sehen. Es war ein angenehmes Gefühl!“
Abschließend stellte die Gruppe fest, dass der Großteil des Waldbadens insgesamt geholfen hat, Schulstress abzubauen und richtig abzuschalten, auch wenn einzelne Aufgaben auf einige noch suspekt wirkten: „Wir konnten ein paar Inspirationen für den nächsten Waldbesuch mitnehmen.“
Rucksack voller Möglichkeiten
„Der Montagnachmittag verging wie im Fluge, und ich lernte meine Schülerinnen von einer ganz neuen Seite kennen“, berichtet Heike Schöpe. Alle kehrten ganz gelöst und angenehm erschöpft an die Schule zurück. In den kommenden Wochen widmen sie sich nun den Sorgen und Nöten des Schulalltags, warten aber schon gespannt auf das folgende Modul „Eine Frage des Stils – die drei Säulen der Gesundheit“ im Januar. In der weiteren Zusammenarbeit werden die Module „Achtsamkeit“ und „Resilienz“ behandelt. Am Ende wünscht sich die Seminarleiterin, dass die Schülerinnen einen vollen Rucksack an Möglichkeiten im Umgang mit Stress mit auf ihren weiteren Lebensweg nehmen. red