Premiere der Kinderoper Der Fall Gottfried: "Lohengrin" wird zum Krimi

Die Kinderopern der Bayreuther Festspiele führen in die Welt von Wagner ein. In diesem Jahr mit einer Produktion, an der Berliner Studenten mitwirkten.

 
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Richard Wagner für Kinder – die Kinderoper ist zu einer Institution geworden. Und sie wird jedes Jahr von Eltern und Kindern mit Spannung erwartet.

„Eine Premiere ist etwas ganz Besonderes, etwas das man eigentlich nicht erleben kann“, erklärt ein rotblondes Mädchen im schwarzen Kleid einem anderen Kind, während beide vor dem Eingang der Probebühne auf den Einlass warten. Genau so ist es, denn schließlich treten in der Inszenierung (Regie: Lea Willeke) ebenso tolle Solisten auf wie auf der großen Bühne im Festspielhaus.

Das blau-weiße Bühnenbild, entworfen von der Berliner Studentin und Theatermalerin Zoe Leutnant, erinnert an eine Burg. Rechterhand ein Glasvorbau, in dem später die scheinbar harmlose Hausfrau Otrud (Stéphanie Müther) ihre Pflanzen gießt. Dabei ist sie eine Furie mit Zauberkräften.

Sherlock Holmes lässt grüßen

Doch als Erstes kommen König Heinrich (Oleksandr Pushiniak) und „Herr Rufer“ (Manni Laudenbach) herein spaziert. Sie tragen karierte Anzüge in Sherlock-Holmes-Manier. Klar, versuchen sie doch, im Laufe des Geschehens herauszufinden, was mit Elsas Bruder Gottfried passierte.

Denn der finstere Telramund (Michael Kupfer-Radecky) beschuldigt sie, für sein Verschwinden verantwortlich zu sein, um selbst Herrscherin von Brabant zu werden. Damit beginnt ein großes Hin und Her um Schuld und Unschuld und ein Drama um einen Ritter ohne Namen, dem Elsa (Brit-Tone Müllertz) blind vertrauen soll.

Tut sie natürlich nicht, denn Ortrud träufelt ihr Gift ins Herz und entfacht ihr Misstrauen. Wie immer bei Wagner geht es um heftige menschliche Gefühle, Intrigen, Liebe und Enttäuschungen.

Original auf knapp eine Stunde eingedampft

Eine Kunst, das Original auf 65 Minuten einzudampfen. Mit der Detektivgeschichte als Rahmenhandlung ist das gut gelungen. Für die Zuschauer im Alter von acht bis zwölf Jahren ergibt sich somit ein roter Faden, das Geschehen wird nachvollziehbar.

Berühmte Partien wie Lohengrins „Mein lieber Schwan“ und „Nie sollst du mich befragen“ oder „Treulich geführt“ erklingen eindrücklich. Zwar in verkürzter Form, aber teilweise ganz schön laut.

Das Brandenburgische Staatsorchester aus Frankfurt (Oder) unter der musikalischen Leitung von Hartmut Keil, der die ersten vier on zehn Aufführungen dirigiert, lässt ein sehnsüchtiges Vorspiel erklingen. Die Solisten setzen ihr ganzes schauspielerisches Können ein, allen voran Stéphanie Müther. Und Manni Laudenbach ist ein Sympathieträger, der die Kinder in seine geheimen Ermittlungen einbezieht. Ein paar Ungereimtheiten weist die kindgerechte Regie auf, die Figuren wirken phasenweise comichaft überzeichnet. So ist denn auch der Schwan eine an die Wand projezierte Comicfigur. Trotzdem unterm Strich ein „Lohengrin“ der Spaß macht.

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