Probe gut gelaufen Klinikum Kulmbach meistert „Blackout“

Jede Menge Technik ist in den Schaltschränken versteckt, von denen aus die Notstromanlage versorgt wird. Mit dem großen Test im November ist Horst Wettermann zufrieden. Foto: privat

Ein „Schwarztest“ hat gezeigt: Das Klinikum ist für den Fall eines Stromausfalls gut gerüstet. Ein ausgeklügeltes Notfallnetz sorgt dafür, dass während einer Operation nicht plötzlich das Licht ausgeht.

 
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Hochkomplexe Technik im Wert von Millionen Euro garantiert am Klinikum Kulmbach, dass im Falle eines Stromausfalls der Betrieb unter eingeschränkten Bedingungen weiterlaufen kann. Mögliche Blackouts werden derzeit auf der ganzen Welt diskutiert. Viele fragen sich, was man im Fall der Fälle tun kann, wenn es über längere Zeit keinen Strom mehr gibt. Am Klinikum ist für einen solchen Fall schon längst Vorsorge getroffen. Schließlich kann man ein Krankenhaus nicht einfach vorübergehend stilllegen. Die medizinische Versorgung von Patienten muss auch bei einem Stromausfall gewährleistet sein.

Vom Patienten unbemerkt

Zur Überprüfung, ob auch alles so funktioniert, wie man das geplant hat, gab es vor Kurzem einen sogenannten „Schwarztest“. Einmal im Jahr, unbemerkt von den meisten Patienten und Besuchern und meist für kurze Zeit, ist das Pflicht. Dieses Mal sind sowohl das Klinikum Kulmbach als auch die Fachklinik Stadtsteinach über mehrere Stunden vom Netz genommen worden. Dann hatten die unterbrechungsfreie Notstromversorgung und die gewaltigen Dieselaggregate ihren großen Auftritt. Sie haben ihn, das ist das Fazit, mit Bravour gemeistert.

Horst Wettermann und sein Team sind am Klinikum Kulmbach für die gesamte Technik zuständig. An einem Abend um 20 Uhr haben sie Ernst gemacht. Bis nach Mitternacht wurde das Klinikum vom öffentlichen Stromnetz abgehängt. Als die 20.000-Volt-Stromeinspeisung unterbrochen wurde, wurde es plötzlich dunkel und still im Klinikum. Doch nicht lang.

13 Sekunden später hatten die drei Notstromaggregate bereits ihre volle Leistung erreicht. Anlagen und Beleuchtung sprangen wieder an, ganz wie vorgesehen. Die abgeschaltete Stromeinspeisung haben Techniker genutzt, um die Transformatoren und die Schaltanlagen zu warten. Währenddessen machte sich ein anderes Team aus der Haustechnik auf den Weg zu den Stationen und in die Funktionsbereiche. Sie haben gecheckt, ob die unter den Oberbegriffen SV (Sicherheitsstromversorgung) und EV (Ersatzstromversorgung) gekennzeichneten Steckdosen auch alle wirklich unter Spannung stehen.

Auf die richtige Steckdose kommt es an

Nicht jede Steckdose im Klinikum muss in einem solchen Notfall auch tatsächlich funktionieren. Manche müssen abgeschaltet bleiben, andere keinesfalls. Unverzichtbar sind zum Beispiel die Steckdosen, an denen die Stations-PC hängen, weil das Klinikum seit 2019 die digitale Pflegeakte nutzt. Beim Rundgang wurde auch gleich kontrolliert, ob diese Computer an den richtigen Steckdosen angesteckt wurden. Auch die Beleuchtung der Flucht- und Rettungswege im Notstrom-Modus wurde überprüft, ebenso die Funktion der Fluchttüren. Am Ende stand fest: Das Klinikum erfüllt die baurechtlichen Vorgaben für die Notstromversorgung. Das gilt auch für die Fachklinik Stadtsteinach die an einem anderen Tag während des laufenden Betriebs am Nachmittag für die jährliche „Schwarzschaltung“ vom Strom genommen worden ist.

Während in diesem Bereich kurze Unterbrechungen von einigen Sekunden regelkonform vorkommen können, darf das an anderen Stellen natürlich nicht geschehen. Der OP ist ein solcher Bereich, oder auch die Intensivstationen. Dort übernimmt bei einem Ausfall umgehend eine Batterieversorgung die Beleuchtung unterbrechungsfrei. Die Überprüfung darüber hinaus ergab: Alle medizinisch notwendigen Geräte waren an den richtigen Steckdosen und einsatzbereit. Auch die Feuerwehraufzüge, die Brandmeldeanlage und die Löschwasserversorgung standen auf Bereitschaft, berichtet Horst Wettermann.

Notstromnetz nicht erweiterbar

Die Erprobung des Erstfalls hat ergeben: Alles ist gut, auch wenn es natürlich immer noch weitere Verbesserungen geben könnte. „Aber ein Notstromnetz kann man nicht beliebig erweitern“, macht Wettermann deutlich. „Eine Erweiterung des Sicherheitsstromnetzes bedarf genauester Berechnungen und muss mit speziellen feuerfesten Kabeln verlegt werden.“ Großgeräte, wie MRT’s können aufgrund des immens hohen Strombedarfs nicht an Notstromaggregaten betrieben werden.

Die Leistungsfähigkeit der Generatoren ist entscheidend. Im Klinikum stehen drei Generatoren zur Verfügung. Zum Betrieb der zwei Motoren werden 30 000 Liter Heizöl vorgehalten. Das schafft im Volllastbetrieb und bei einem Verbrauch von etwa 120 Litern pro Stunde eine Laufzeit von etwa 250 Stunden (zehn Tage). Im Neubau Süd gibt es 5000 Liter bevorratetes Öl für das große Aggregat. Bei einem Verbrauch von 80 Litern pro Stunde garantiert das einen Volllastbetrieb von 2,5 Tagen. Den Begriff Volllast müsse man hier aber eher theoretisch sehen, erklärt Horst Wettermann, da im Falle eines Stromausfalls natürlich alle nicht zwingend notwendigen Behandlungen in dieser Zeit ausgesetzt werden. „Für die leistungsstarken Löschwasserpumpen, Entrauchungen und sonstige Großverbraucher muss immer eine Reserve vorgehalten werden.“

Kein Stromausfall im OP

Wenn der Strom plötzlich ausfällt, dann gehen auch in einem Krankenhaus erst einmal alle technischen Anlagen auf Störung. Doch rund um die Uhr ist ein Techniker im Haus, der schnell alles wieder zum Laufen bringt, was laufen muss. Patienten, die gerade einen Eingriff haben, müssen sich nicht sorgen, versichert Horst Wettermann. „Überall da, wo gerade ein Eingriff läuft, sorgt die unterbrechungsfreie Stromversorgung dafür, dass der Eingriff zu Ende gebracht werden kann.“ Im Bereich des Herzkatethers beispielsweise, aber auch in vielen anderen Bereichen im OP, ist das der Fall. Gerade laufende Untersuchungen im MRT beispielsweise werden bei Stromausfall dagegen abgebrochen und müssen wiederholt werden, da diese Großgeräte für eine Überlastung der Notstromaggregate sorgen würden. Dank der getroffenen Vorsorge werden Medikamente und Blutkonserven weiter gekühlt, Dialysepatienten werden mit der für sie lebenswichtigen Blutwäsche versorgt und vieles andere mehr.

Für Horst Wettermann ist das Ergebnis des neuesten Stresstests mit simuliertem totalen Stromausfall positiv und beruhigend ausgefallen. „Wollen wir aber trotz aller getroffener Vorkehrungen hoffen, dass sich auch zukünftig die Stromunterbrechungen auf Blitzschlag und kurzzeitige Ausfälle beschränken werden.“ Mit Tests wie diesem lerne das Team der Klinikumstechnik und gewinne wichtige Erkenntnisse darüber, wie sich welche Anlagen verhalten, wenn plötzlich der Strom weg ist.

Zufriedenes Fazit

Brigitte Angermann Geschäftsführerin des Klinikums Kulmbach, die während des Schwarztests zusammen mit ihrem Stellvertreter Andreas Hacker selbst im Haus unterwegs war, um sich einen Eindruck von der Funktionsfähigkeit des Hauses zu verschaffen, zeigt sich ebenfalls zufrieden.

„Der Test wurde in diesem Jahr nochmals unter ganz anderen Aspekten betrachtet, war doch ein tagelanger Blackout wie er gerade diskutiert wird bisher kaum denkbar. Diese Schwarztests sind für uns von großer Bedeutung, schließlich müssen wir wissen, dass wir in einem Notfall gut aufgestellt sind.“ Brigitte Angermann sieht das auch als ein positives Signal an die Bevölkerung. Sie könne sich auch in einem Krisenfall wie einem Blackout im Klinikum Kulmbach sicher fühlen.

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