Knötchen und Pusteln
Offenbar spielt vor allem das angeborene Immunsystem eine Rolle, das übermäßig stark auf bestimmte Trigger reagiert. „So kommt es zu einer Entzündung, in deren Folge etwa Knötchen und Pusteln entstehen“, sagt Elsner. Gleichzeitig bewirken äußere Einflüsse wie UV-Licht, Stress, Hitze, starke Kälte, scharfe Speisen und Alkohol Gefäßerweiterungen, die mit der Zeit zu krankhaften Veränderungen führen.
Möglicherweise wird die Entzündung von Haarbalgmilben ausgelöst. Dabei handelt es sich um winzige Spinnentiere, die in den Haarfollikeln – vor allem des Gesichts – leben und sich von Talg ernähren. „Eine Besiedlung mit diesen Demodex-Milben ist etwas ganz Normales“, sagt Reinholz. Die unsichtbaren Lebewesen finden sich bei den meisten Menschen. Wissenschaftler haben entdeckt, dass auf der Haut von Rosazea-Patienten sehr viel mehr Demodex-Milben siedeln als üblicherweise. Offenbar löst diese Besiedlung eine übermäßig starke Immunantwort aus. „An der Frage, welche Rolle die Milben spielen, forschen wir gerade“, sagt der Experte. Klar ist, dass die Tiere optimal an ihren menschlichen Wirt angepasst sind und in Symbiose mit ihm leben. „Man vermutet, dass der Mensch auch Vorteile von dieser Besiedlung hat.“ Sonst hätte sich die Milbe im Zuge der Evolution nicht durchsetzen können. „Vielleicht ist das Gleichgewicht bei Rosazea-Patienten aber durch UV-Strahlung oder Bakterien gestört“, erklärt Reinholz. „Doch das ist Spekulation.“
Kann eine Creme helfen?
Für die Bedeutung der Spinnentiere spricht, dass der Wirkstoff Ivermectin, mit dem Parasiten wie Fadenwürmer, Läuse und Milben erfolgreich bekämpft werden, bei Rosazea hilft. Vor ein paar Jahren wurde eine Ivermectin-Creme zur Behandlung der Hautkrankheit zugelassen. „Etwa 60 Prozent der Patienten zeigen nach 16-wöchiger Anwendung eine mildere Symptomatik“, berichtet der Hautarzt. „Es ist aber nicht klar, ob das Mittel wirklich die Demodex-Milben bekämpft. Wahrscheinlich wirkt es allgemein antientzündlich.“
Gut gegen schwere Rötungen
Daneben gibt es Medikamente zum Auftragen, mit der sich die lästigen Hauterscheinungen lindern lassen. Dazu zählen Antibiotika, Azelainsäure und Brimonidin. „Brimonidin blockt die Gefäßerweiterungen und wirkt gut gegen Rötungen“, sagt der Dermatologe Elsner. „Es hat aber keine Langzeitwirkung.“ In schweren Fällen werden auch Mittel zum Einnehmen, meist Antibiotika, verordnet. „Man muss die Behandlung immer individuell anpassen und Verschiedenes probieren“, erklärt der Hautarzt. „Es gibt keine Therapie, die auf einen Schlag erfolgreich wäre.“ Ergänzend stehen nicht-medikamentöse Verfahren zur Verfügung. So lassen sich erweiterte Äderchen mit einer Lasertherapie veröden und Rhinophyme („Knollennasen“) operativ korrigieren.
Patienten bitte ernst nehmen!
Die Krankheit ist zwar nicht bedrohlich, doch können Betroffene unter den allseits sichtbaren Rötungen, Pickeln, Pusteln und Deformationen psychisch sehr leiden. Abgesehen davon können Rhinophyme so stark wachsen, dass sie die Nasenatmung behindern. „Leider werden die Patienten oft nicht ernst genommen“, sagt Reinholz. „Bei manchen dauert es Jahre, bis sie richtig behandelt werden.“ In der Regel lässt sich Rosazea gut beherrschen, wenn auch nicht heilen.