Aber spätestens als 2019 die aufsehenerregende Dokumentation „Surviving R. Kelly“ die Anschuldigungen zusammenfasste, wurde es um den Sänger immer einsamer. Andere Musiker distanzierten sich von ihm, genauso wie Radiosender, Streaming-Dienste und dann auch sein Musiklabel RCA, das zu Sony Music gehört. Im Sommer 2019 wurde Kelly festgenommen, seither sitzt der einstige Star im Gefängnis.
Das Verfahren ist neben den Anklagen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein und den Komiker Bill Cosby der wahrscheinlich prominenteste Fall in der MeToo-Ära.
Sieben Frauen erzählten vor Gericht teilweise unter Tränen noch einmal ihre Geschichten. Der Musiker habe einen „Gotteskomplex“, habe „Millionen Menschen manipuliert“ und „jämmerliche, unerklärliche“ Taten begangen, sagte eine Frau. „Ich bin nicht hier wegen des Geldes und schon gar nicht für Hollywood“, sagte eine andere. „Ich bin hier, weil ich Gerechtigkeit suche.“
„Robert, du hast so viele Menschen zerstört“
Die Frauen berichteten erneut von dem sexuellen, physischen und mentalen Missbrauch, den sie durch Kelly erfuhren - teilweise, als sie noch minderjährig waren. „Robert, du hast so viele Menschen zerstört“, sagte eine Frau. „Du bist ein Missbrauchstäter, du bist schamlos, du bist ekelhaft und du bist selbstgerecht“, klagte eine andere Frau den Sänger an. Eine weitere sagte, es gehe ihr nicht um Kellys Reue, denn sie könne sehen, dass er keine zeige. Die Frauen berichteten auch, dass sie von Fans des Sängers, die ihnen nicht glaubten, im Internet angegriffen worden seien.
Vor Gericht gab es zudem erneut Diskussionen über die Vermögensverhältnisse des Musikers. Während die Staatsanwaltschaft behauptete, dass Kelly Millionen aus Rechteverkäufen zustünden, wies die Verteidigung des Musikers das zurück und gab an, er sei quasi bankrott. „Seine Musik wird nicht mehr gespielt“, sagte Anwältin Bonjean. „Wir sehen es an seinen Tantiemen, seit dem Prozess sind die extrem zurückgegangen.“
Mit der Strafmaßverkündung in New York sind die juristischen Auseinandersetzungen für Kelly noch nicht vorbei: Auch in den US-Bundesstaaten Illinois und Minnesota liegen Anklagen gegen den Musiker vor. Ein Prozess in Chicago soll schon Mitte August beginnen.