Radsport Es war ein Drama

Der Weißenstädter Faruk Bär hat auf dem Rad so ziemlich alles erlebt. Doch die 24-Stunden-MTB-WM im italienischen Finale macht ihn um eine weitere Erfahrung reicher.

 
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„Es war ein Drama. Ich bin nicht enttäuscht, aber ich bin zurück auf dem Boden der Tatsachen“, ist die erste Aussage von Faruk Bär zu seiner Teilnahme an der 24-Stunden-Mountainbike-Weltmeisterschaft in Italien. Und wenn Bär so etwas sagt, dann will das was heißen. Der Ex-Radprofi hat auf dem Bike schließlich nahezu alles erlebt – auf der Straße, im Gelände, gerade auch bei Ultraevents. Bär hat mit der Durchquerung Malaysias einen Weltrekord aufgestellt, in Thailand das 12-Stunden-Rennen auf dem Mountainbike gewonnen – und jetzt so eine Aussage?

„Thailand war im Vergleich zu Finale eine asphaltierte Autobahn. Die Strecke war wirklich extrem. Entweder ging es auf dem steinigen Untergrund bergauf, oder eine technisch anspruchsvolle Abfahrt hinunter – keine Gelegenheit, mal die Beine oder Hände auszuruhen“, erholt sich Bär jetzt bereits im heimischen Weißenstadt von der jüngsten Strapaze.

Bei dieser WM ist er einer von 220 Startern aus 25 Ländern. Die Rundstrecke um Finale hat bei einer Länge von zwölf Kilometern gut 360 Höhenmeter und verläuft zu einem sehr hohen Anteil auf Singletrails, also Passagen, auf denen ein Überholen nur unter gegenseitiger Rücksichtnahme möglich ist. Das Terrain und Profil sind aber nicht die einzige Herausforderung an der ligurischen Mittelmeerküste. „Es war brutal heiß, von circa 12 bis 18 Uhr gefühlte 100 000 Grad. Da gab es nicht wenige, die einen Hitzekollaps erlitten haben“, meint Bär, der den Großteil seines Rennens in eben dieser Hitze bestritt. Eigentlich hatte er auch die ganze Nacht durchfahren wollen. Ausdauer, wenig Pausen zu benötigen, ist schließlich eine Stärke des Weißenstädters, der von diesem Plan dann trotzdem Abstand nahm. „Da gab es viele Passagen mit nur ganz schmalen Gratwegen, die steinigen Abfahrten – es war mir dann einfach zu gefährlich mit dem kleinen Lichtkegel von der Lampe am Rad. Schließlich hängt bei mir auch die Arbeit noch dran. Einen Unfall wollte ich nicht riskieren.“

Trotzdem kann sich das von Bär erreichte Resultat sehen lassen. In den 24 Stunden legt er bei einem Zeitdurchschnitt von einer Stunde und fünf Minuten pro Runde fast 200 Kilometer zurück, kommt damit in der Altersklasse der Masters auf einen hervorragenden 10. Platz. „Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Trotzdem hätte ich wahrscheinlich die Finger davon gelassen, wenn ich gewusst hätte, was mich da erwartet“, lacht Bär. „Da fährt die Weltklasse. Ich habe mich fast gefühlt, wie ein Freizeitsportler.“

Diese Aussage ist Anerkennung der Leistung der Topfahrer. Der Kanadier Cory Walles, der Bär eingeladen hatte, fährt die Runde mit einem mittleren Vierziger Schnitt und wird am Ende mit Abstand verdienter Weltmeister – zum vierten Mal infolge.

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