Regionalsport Hofer Frühlingserwachen

Er ist eines der Gesichter der Hofer Zukunft: Tom Feulner (rechts). Foto: Mario Wiedel

Die SpVgg Bayern Hof ist erfolgreich ins Jahr in der Fußball-Bayernliga gestartet. Geht es so weiter? Fünf Thesen, die dafür sprechen.

 
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Man darf wohl fest davon ausgehen, dass die aktuelle Vereinsführung der SpVgg Bayern Hof sich mächtig über den Start ins Jahr 2019 freut. Gerade liegen die Gespräche über die neue Vereinsstruktur hinter dem Präsidium um Reiner Denzler. Und was ist denn ein besseres Argument für künftige Sponsoren und Förderer als sportlicher Erfolg. Insofern ist das Bayernliga-Team in Vorleistung gegangen: zwei Siege, 6:0 Tore, pure Zufriedenheit - in einem Team, das auch viele Spieler aus der Region in ihren Reihen hat. Doch warum läuft es derzeit so gut? Wir haben fünf Thesen zum erfolgreichen Jahresbeginn zusammengestellt.

Der dritte Streich oder Fortsetzung des Fluchs

Wenn am Samstag, 14.30 Uhr, der Anpfiff beim ASV Neumarkt ertönt, gilt für die SpVgg Bayern Hof nur eins: ein Sieg. Der würde einen Fluch beenden. Denn immer, wenn Hof in dieser Saison gegen einen Tabellenletzten spielte, sprangen keine drei Punkte heraus. "Wir sind gewarnt und dürfen nicht blauäugig an die Sache gehen", sagt Hofs Trainer Alexander Spindler. Er erwartet defensive Neumarkter. Sein Gegenkonzept: Geduld, Geduld und nochmals Geduld. "Uns würde ein Tor reichen. Wichtig ist der Sieg." Daher dürfe sich sein Team zu keiner Phase aus der Ruhe bringen lassen und erst recht nicht in Konter laufen. Spindler sieht das Spiel auch als Teil des Reifeprozesses seines Teams: "Wir müssen lernen, auch gegen defensiv spielende Teams zu bestehen." Immerhin kann er bei der Lösung dieser Aufgabe beinahe auf den gesamten Kader zurückgreifen. Bis auf Christian Schraps (letztes Spiel seiner Rotsperre) und Adam Hajek (verletzt) sind alle Spieler einsatzfähig - und sie werden auch, Stand Freitag, spielen. Auch wenn die Prognose eher regnerisch war, will Neumarkt spielen. "Vielleicht rechnen sie sich auf dem tiefen Platz mehr gegen uns aus", sagt Spindler.

Das Team ist erwachsener geworden

Der Verjüngungskurs der vergangen Jahre hatte zur Folge, dass der Altersdurchschnitt des Hofer Teams immer weiter sank. Jugendlichkeit ist nicht mit Erfahrenheit gleichzusetzen. Schwankungen bei jungen Spielern sind normal. Doch der Start ins Jahr 2019 zeigte, dass das Hofer Team reifer geworden ist. Das Hofer Spiel ist erwachsener. Deutlichstes Zeichen ist dabei die Balance zwischen Offensive und Defensive. Daran krankte es in der Hinserie noch von Zeit zu Zeit. Gegen Gegner, die sehr defensiv standen, verloren die Hofer manchmal die Geduld - und dann die Ordnung. Gegen Gegner auf Augenhöhe führten Fehler zu Rückschlägen. Mit Ammerthal und Abtswind hat die Spindler-Elf nun mehr Reife gezeigt. Sie lösen es gegen beide Gegnertypen besser als zuvor.

Das liegt auch daran, weil die Hofer Grundordnung stimmt. Kein Gegentreffer ist kein Zufall. "Wir stellen den Gegner mit unserer Kompaktheit vor Probleme und arbeiten sehr gut gegen den Ball", sagt Coach Alexander Spindler. Hof lässt weniger Torchancen zu - und lebt dann in der Offensive von der individuellen Qualität. Das alles kommt nicht von ungefähr. "Darauf haben wir in der Vorbereitung viel Wert gelegt", sagt Spindler. Das zahlt sich nun in den Pflichtspielen aus.

Allerdings ist angesichts des jungen Altersdurchschnitts auch schnell ein umgekehrter Trend denkbar. Darin besteht die Gefahr für eine Hofer Serie bis in den Frühsommer hinein.

Die Alternativen passen

Die größte Frage, die sich die Hofer vor dem Start in die Punktspiele stellte: Ist Routinier und Leader Christian Schraps zu ersetzen? Der Kapitän ist rotgesperrt. Das war er auch bereits im letzten Spiel des Jahres 2018 beim ATSV Erlangen. Damals ging es schief, Hof verlor mit 0:1. "Wir hatten schon die Befürchtung, dass Christians Fehlen zu einem Vakuum im defensiven Bereich führen könnte", sagt Spindler. Doch er hatte genug Zeit, um nach einer Lösung zu fahnden. Die heißt: die Doppelsechs Elia Bifano und Tom Feulner. Beide geben dem Hofer Spiel bislang die Struktur. "Sie spielen nach hinten und nach vorn gut", sagt Spindler. Eine optimale Lösung, sodass fast schon die Frage aufkommt, ob Schraps überhaupt noch eine Chance zur Rückkehr in die Startelf hat? Natürlich, entgegnet sein Coach. "Wir brauchen Spieler wie ihn, der auch mal Zeichen setzt. Mit nur zwei Spielern im Zentrum kommen wir nicht durch die Saison. Die Erfahrung zeigt, dass wir uns stets mit Ausfällen auseinandersetzen müssen." Und dass ein Tom Feulner trotz seines jungen Alters eine fast perfekte Alternative für fast jede Position ist, hat er in der laufenden Saison bereits mehrfach bewiesen.

Der Kader harmoniert und ist in einer guten Verfassung unter Druck

Das Hofer Team ist aus der Winterpause in Topform zurückgekehrt. Die Erfolge in der Halle brachten Selbstvertrauen, die taktischen Tests in den Vorbereitungsspielen haben der Mannschaft mehr Optionen gegeben. Erstaunlich ist auch, dass Spieler wie Heron Miranda sich in erstaunlich guter Verfassung befinden. "Er ist derzeit unverzichtbar", sagt Spindler. "Da haben wir schon andere Zeiten durchgemacht, als er noch ein Wackelkandidat war." Nun ist er ein Garant für die defensive Stabilität. Ein Grund für die gute Form ist auch, dass einige Spieler Hof als Zwischenstation sehen, andere noch um eine Vertragsverlängerung in Hof spielen. Das beflügelt. Die individuellen Ziele der einzelnen Spieler führen derzeit zu einem gemeinsamen Ziel zusammen.

Der Trainer ist reifer geworden

Auch der ambitionierte Trainer spielt um eine Vertragsverlängerung in Hof, auch Alexander Spindler hat sich seit seinem Amtsantritt - damals aus dem Nachwuchsbereich kommend -weiterentwickelt. Er hat aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Das scheint die Mannschaft auch zu spüren, weshalb die Chemie zwischen Team und Trainer stimmig ist. Und selbst wenn Hof nicht mit ihm verlängern will: Spindler will mit seiner akribischen Arbeit zeigen, dass er auch bei anderen Vereine Erfolg haben könnte. Seine Entscheidung zur Winterpause, auch trotz Widerständen im Team, die Dreierkette auzuprobieren, zeigt seinen Willen.

Das Momentum ist auf Hofer Seite

Zwei Spiele bleiben zwei Spiele. Es wäre selbst verfrüht, von einer Mini-Serie zu sprechen. Aber trotzdem: Das Selbstvertrauen, das Hof mit den Siegen gegen Ammerthal und Abtswind getankt hat, könnte sie durchs Frühjahr schweben lassen. Zumal nun mit Neumarkt ebenfalls ein schlagbarer Gegner wartet, danach mit Erlangen-Bruck und Forchheim ebenfalls. Spätestens dann könnte man von einer Serie sprechen. Euphorie - nein, davon bekommt er von außen nichts mit, sagt Spindler. "Damit setzen wir uns auch nicht auseinander. Intern ist es ein Thema, wie wir zu den Siegen kommen: durch unsere Balance zwischen Defensive und Offensive." Und wenn die hält - und die nächsten Gegner lassen davon ausgehen - kommt die Euphorie schnell auf die Grüne Au. Aber Spindler bemüht eine Fußballerphrase: "Wir denken von Spiel zu Spiel."

Angesichts der guten Ausgangslage im sportlichen Bereich bleibt also noch der organisatorische: Es obliegt nun wohl der Vereinsführung, die Vorlage aufzunehmen und mit einem großen Wurf in der Erneuerung der Vereinsstruktur für ein echtes Hofer Frühlingserwachen zu sorgen.

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