Christina Zuber, viele aus Ihrem Heimatort kannten und kennen Sie noch als sportlich extrem aktiv. Aber Sie waren nicht immer nur die Handballerin, stimmt's?
Nein, mich haben als Kind viele Sportarten begeistert. Neben Handball war ich auch bei der Leichtathletik, habe eine Zeit lang Fußball im Verein gespielt, war regelmäßig auf dem Reiterhof und auch Golf zählte zu meinen Hobbys. Später, zum Abitur hin, waren es nur noch Handball und Golf.

Wer hat Sie zum Handball gebracht?
Da mein Vater, Bruder und Schwester bei der HG Naila Handball gespielt haben, war es für mich gar keine Frage, dass ich das auch mal ausprobierte. Meine ersten Trainer in der Jugend waren Manfred Poland und Heidrun Seidel. Die beiden haben den Grundstein für meine jetzige Leistung gelegt. Ich habe auch nur ein paar hundert Meter von der Halle entfernt gewohnt. Somit war der Weg zum Training nie sehr weit.

Haben Sie noch Kontakt zu Ihrem Stammverein?
Mit allen lässt sich die Verbindung nicht aufrechterhalten, aber ich habe zu allen früheren Vereinen noch vereinzelte Kontakte.

Wollten Sie schon von klein auf in einer hohen Handballliga spielen?
Den festen Plan, einmal in der Handball-Bundesliga zu spielen, hatte ich ehrlich gesagt nicht. Das hat sich alles einfach so ergeben. Bis zum Abitur hin habe ich in Helmbrechts in der Landesliga gespielt. Nach meinem Abschluss wollte ich eigentlich gleich Medizin studieren, doch der Numerus Clausus hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da habe ich erst einmal eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten gemacht und parallel dazu beim Bayernligisten HaSpo Bayreuth gespielt. Nach einer Saison hat sich dann durch gute Kontakte die Tür beim Zweitligisten BSV Sachsen Zwickau für mich geöffnet.

Hätten Sie auch eine andere Richtung einschlagen können?
Neben Handball habe ich auch recht erfolgreich in der Golfliga gespielt (Bundesliga beim GC Reichswald, d. Red.), doch am Ende habe ich mich dann doch für den Handball entschieden.

Gibt es etwas, worauf Ihr Verein besonders stolz sein kann?
Es ist schon beachtlich, dass der BSV Sachsen Zwickau seit 24 Jahren in der zweiten Bundesliga mitspielt. Stolz können wir auch auf die vergangene Saison sein, wo wir als Dritte knapp am Aufstieg in die erste Liga vorbeigeschrammt sind. Derzeit stehen wir auf Platz zehn und wir wollen uns im oberen Mittelfeld etablieren.

Blicken wir weit über ein Jahr zurück: Verraten Sie uns, wie Sie es geschafft haben, nach einem Kreuzbandriss wieder auf die Beine zu kommen?
Die Knieverletzung war ein herber Rückschlag für mich, vor allem weil Zwickau in der vergangenen Saison um den Aufstieg gespielt hat und ich die Mannschaft nicht unterstützen konnte. Doch mit viel individuellem Training, zwei Mal täglich, und Unterstützung von allen Seiten war ich nach einem Jahr wieder fit und habe jetzt mit dem Knie zum Glück keine Probleme mehr.

Was haben Sie alles für Ihre Fitness getan?
Also die Trainingseinheiten bestehen ja nicht immer aus dem reinen Handballspielen: Es stehen auch Krafttraining oder ab und zu mal Laufeinheiten auf dem Programm, da bleibt die Fitness automatisch erhalten. Vor der Saison, also in der Vorbereitung, werden die konditionellen Grundlagen gelegt. Hier steht dann etwa vier Wochen lang nur Lauf- und Krafttraining an.

Hat Ihre berufliche Ausbildung das regelmäßige Training beeinflusst?
Meine Ausbildungszeit war körperlich sehr anstrengend. Wenn die anderen Feierabend hatten, musste ich noch nach Zwickau pendeln, zwei Stunden trainieren und wieder zurück nach Naila fahren, und das fast jeden Tag.

Sehen Sie das Training eher als harte Arbeit oder als Freizeitbeschäftigung an?
Die täglichen Trainingseinheiten sind für mich wie eine Arbeit, die mir Spaß macht, bei der es aber auch an manchen Tagen schwer ist, sich zu motivieren. Im Großen und Ganzen fühlt man sich aber wie in einer Familie. Man sieht sich ja fast jeden Tag, und das auch am Wochenende.

Es ist sicher nicht immer einfach, zwischen Heimatort und Zwickau hin und her zu pendeln?
Nach der Ausbildung bin ich nach Zwickau gezogen. Da es nur 80 Kilometer Entfernung sind, kann man immer mal heimfahren, wenn man sich nach der Heimat sehnt. Außerdem sind meine Eltern als treue Fans bei jedem Spiel dabei und unterstützen mich.

Welche Ziele streben Sie in sportlicher Hinsicht noch an?
Ich habe mein nächstes Ziel bereits erreicht. Nachdem ich schon seit vier Jahren beim BSV in der Zweiten spiele, habe ich mich nach etwas Neuem umgeschaut. Nach einem Probetraining hat mir der HSG Bad Wildungen das Angebot unterbreitet, in der kommenden Saison für ihn zu spielen. Das ist die Chance, mich in der ersten Bundesliga zu profilieren. Den Vertrag habe ich vor zwei Wochen unterschrieben. Ich werde also ab Juli 2016 in Bad Wildungen spielen und wohnen. Beruflich werde ich weiterhin als medizinische Fachangestellte bis zu meinem Studienbeginn arbeiten.

Haben Sie sich schon ein genaues Bild von Ihrem neuen Verein gemacht?
Die Vipers Bad Wildungen halten sich ja diese Saison schon gut in der ersten Liga. Hier wird natürlich schneller und härter gespielt als in Liga zwei. Aber ich bin mir sicher, dass ich mich gut an das höhere Niveau anpassen kann. Ich bin hauptsächlich für Rückraum Mitte eingeplant. Es werden mich neue Herausforderungen erwarten und ich hoffe, dass ich mich bei dem neuen Verein gut etablieren kann.

Sie gelten als sehr ehrgeizig und haben den nötigen Biss, sich durchzusetzen. Wie behalten Sie auch in Stress-Situationen einen klaren Kopf?
Wenn ich mal eine schlechte Phase habe, beschäftige ich mich schon damit, was ich besser machen könnte. Aber es nützt auch nichts, sich zu viele Gedanken zu machen. Um einen klaren Kopf zu behalten, lege ich die Handballsachen auch einfach mal in die Ecke und konzentriere mich auf etwas ganz anderes. Neben Handball gehe ich bei schönem Wetter auch gerne mal wandern, golfen oder erkunde einfach fremde Städte. Im Winter gehört auch Skifahren zu meinen Hobbys. Freunden und Familie statte ich natürlich auch gerne einen Besuch ab. Nur wird es nicht mehr so ganz einfach sein, wenn ich erst mal bei meinem neuen Verein in Bad Wildungen auflaufen werde.
Das Gespräch führte Katharina Söll