Rehau/Selb Frust am Kornberg

Wintersportler aus der Region sind über die Absage der Saison am Kornberg enttäuscht. Für die Entscheidung des Landkreises haben sie kein Verständnis.

 
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Rehau/Selb - "Suboptimal, enttäuscht, nicht sehr glücklich" - mit diesen Worten haben Skilehrer aus der Region auf die Nachricht reagiert, dass der Kornberg-Lift in dieser Saison nicht in Betrieb gehen soll (wir berichteten). Das hatte der Landkreis Hof gemeinsam mit dem Zweckverband Naherholungs- und Tourismusgebiet Großer Kornberg entschieden. Der Zweckverband ist gerade dabei, auf dem Berg einen Bike-Park zu errichten. Für die Absage des Skilift-Betriebs auf dem Hausberg von sechs Gemeinden führt der Zweckverband vor allem zwei Argumente an: Baustellen auf dem Weg und an der Talstation des Kornbergliftes - und die derzeit allgemein schwierige Situation wegen der Corona-Pandemie.

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Sven Röhring, Leiter der Skischule des ASV Rehau, macht seinem Ärger Luft: "Wenn man wirklich will, muss es doch Mittel und Wege geben, um Skisport auf dem Kornberg zu ermöglichen." Seiner Meinung nach könne die Straße, die derzeit wegen des Kanalbaus einseitig aufgerissen ist, befahrbar gemacht werden.

Die eingeschränkten Parkmöglichkeiten rund um die Talstation würden für die Sportler ausreichen. Auch das Argument, die neue Hütte sei noch nicht fertig und noch nicht an den Kanal angeschlossen, lässt Röhring nicht gelten: "Wir haben jahrelang Skikurse ohne Toiletten und Einkehrmöglichkeit abgehalten."

Der Rehauer wirft dem Zweckverband vor, Aufwand gescheut und eine bequeme Lösung gesucht zu haben - und geht ins Grundsätzliche: Urlaub in Deutschland solle doch wieder attraktiver werden. "Die Mittelgebirge boomen. Und ich gehe davon aus, dass Skisport im Januar oder Februar am Kornberg gehen könnte."

Auch Thomas Braun, der die Skiabteilung des TSV Großwendern leitet, kann die Begründung des Zweckverbandes mit der blockierten Zufahrt nicht nachvollziehen: "Es sollte doch kein Problem sein, die Straße befahrbar zu machen." Im Frühjahr hatten sogar die Planer des Bike-Parks schon von einer provisorischen Öffnung der Straße für den Winter gesprochen.

Doch die zuständigen Mitarbeiter am Landratsamt Hof sehen das anders: "Ein provisorisches Aufbereiten der Straße ist nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand möglich", erklärt Stefanie Schulze, Pressesprecherin des Landkreises Hof. Denn die Fahrbahn sei durch größere Gesteinsbrocken an vielen Stellen unterhöhlt und auch an den Randbereichen gebe es "erhebliche Setzungen". Außerdem bestünde die Gefahr, dass durch den Winterdienst die Kanalschächte beschädigt werden könnten.

Ebenso widerspricht die Sprecherin dem Rehauer Sven Röhring beim Thema Parkplatzangebot, das durch Erdablagerungen kleiner geworden ist: In den vergangenen Jahren seien bei schönem Wetter und guten Schneeverhältnissen der gesamte Parkplatz und weitere Parkmöglichkeiten am Hackschnitzelplatz genutzt worden. "Ein derartiges Platzangebot können wir in diesem Winter nicht anbieten."

Seinem Sportfreund Röhring steht Niko Ploß zur Seite, der Vorsitzende der Skigilde Selb: "Wir hätten lieber eine schlechte Lösung gehabt als gar keine." Er wundert sich darüber, dass schon Ende Oktober die gesamte Skisaison abgesagt wurde und sich die Entscheider keine Möglichkeit offengelassen haben, im neuen Jahr eventuell doch noch "Brettlspaß" am Kornberg zu ermöglichen.

Diese Entscheidung begründet der Landkreis allerdings mit mehreren weiteren Argumenten: "Die Maßnahmen, um den Skibetrieb eventuell zu ermöglichen, wären mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden." Zweitens stünde man vor "großen hygienischen Herausforderungen hinsichtlich der Wasser- und Abwassersituation". Vor dem Hintergrund der derzeitigen Pandemie und einer schwer planbaren Zukunft habe dies zu einer frühzeitigen Absage geführt.

Ein weiterer Umstand ärgert Niko Ploß von der Skigilde in Selb: Bisher haben seine Sportfreunde bei ausreichender Schneelage die Loipen gespurt. Nun übernehme der Zweckverband diese Aufgabe - mit einem Beschluss von vergangenem Freitag, wie Schulze informiert -, ermögliche aber eben nicht den optimalen Einstieg an der Vorsuchhütte. Dem hält die Sprecherin des Landkreises entgegen: "Bei ausreichender Schneelage ist es auch möglich, die Ringloipe von den weiteren Loipen aus mit Skiern anzufahren." Parkplätze gibt es in Schönwald am ehemaligen Schützenheim und am Wasserhaus, in Göringsreuth oder Wüstenbrunn.

Während Langlauffreunde - ordentlich Schnee im Winter vorausgesetzt - ins Hohe Fichtelgebirge ausweichen können, ist der Weg dorthin nicht für alle Skilehrer eine Alternative. "Es fährt kein Anfänger bis nach Mehlmeisel", begründet diese Aussage Thomas Braun. Deshalb hat er die für diesen Winter geplanten Skikurse abgesagt. Die anderen Vereine überlegen noch, ob der Aufwand für regelmäßige Fahrten in die Skiorte zu stemmen ist. Enttäuscht sind die Skifahrer auch aus einem anderen Grund: Von der Saison-Absage haben sie aus der Zeitung erfahren, "auch wenn es schon eine Woche lang Gerüchte gab", sagt Braun.

Das Landratsamt habe unterdessen das Gespräch mit den Skiclubs gesucht und ihnen seine Beweggründe erläutert, berichtet Schulze. Dem Landkreis sei es wichtig gewesen, die Entscheidung so früh wie möglich bekannt zu geben - "gerade auch, um den Skiclubs eine frühzeitige Planung ihrer Kurse an einem anderen Ort zu ermöglichen".