Ringen Unentschieden verloren

Nach gutem Kampf dennoch das Aus im Achtelfinale – große Enttäuschung bei Ramsin Azizsir. Foto: /Imago

Bei einem Unentschieden werden die Punkte geteilt, oder es geht eben in eine Verlängerung, um einen Sieger zu ermitteln – nicht beim Ringen. Aufgrund dieser Kuriosität scheitert der Hofer Ringer Ramsin Azizsir im EM-Achtelfinale.

 
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Enttäuschung beim Hofer Ringer Ramsin Azizsir nach dem Aus im Achtelfinale bei den Europameisterschaften im ungarischen Budapest. Aufgrund einer Besonderheit des Regelwerks muss sich der Deutsche dem Österreicher Daniel Gastl mit dem Punktestand von 1:1 geschlagen geben.

„Ohne technische Wertung zu verlieren ist natürlich bitter“, ist Azizsir noch etwas niedergeschlagen. „Er hat dann Bronze gewonnen – ich meine, da hätte ich auch stehen können.“

Dabei zeigt der Hofer einen guten, beherzten Auftritt, ist in Summe über die zweimal drei Minuten auch der wesentlich aktivere Ringer. Schon in der ersten Runde befördert Azizsir den Österreicher mit einem Konter in die Bodenlage – Punkte, es wäre eine Zweierwertung gewesen, gibt es für die Aktion aber keine. „Das war eine Aktion, die von ihm ausging und ich habe mich dann nur hinten draufgesetzt. Das war schon in Ordnung“, hält sich der beim ASV Hof ausgebildete Athlet nicht länger an dieser Szene auf. „Danach war es nur Taktiererei. Ich kenne ihn gut, er kennt mich gut, wir wissen beide, was der jeweils andere versuchen wird, um eine Wertung zu erzielen. Ja und dann hat der Schiedsrichter ihn zuerst runter geschickt. Da wusste ich schon, dass es jetzt ganz schwierig wird, dass ich dringend punkten muss.“

Ursächlich dafür ist eine Regel, die seit ungefähr einem Jahr angewandt wird. „Die lassen sich doch jedes Jahr was Neues einfallen. Eigentlich wollten sie ohne diese Regel ringen lassen – haben sie dann doch. Ich bin absolut kein Freund von dieser Auslegung.“

Die besagt, dass der Kampfrichter je einmal pro Runde eine Bodenlage wegen Passivität ausspricht, die zugleich mit einem Wertungspunkt belegt wird. Aus der Bodenlage heraus soll es dann wohl vermehrt zu Punkten kommen, was einen Kampf attraktiver machen soll. Nur kennen sich Azizsir und Gastl eben so gut, dass keiner der beiden aus der Bodenlage des Gegners Kapital schlagen konnte. Weil der Österreicher in Runde eins auf die Matte musste, hätte Azizsir damit in der zweiten Runde komplett dominant auftreten müssen, dass Gastl erneut in die Bodenlage muss – auf diesem Niveau selten machbar. So wurde der Hofer in Runde zwei runtergeschickt und kassierte den erwarteten 1:1-Ausgleich. Azizsir ist dann auch in der Endphase der aktivere Ringer – Gastl musste wegen Passivität dann nochmals in die Bodenlage.

Früher wäre dies mit einem weiteren Punkt für den Hofer bestraft worden, mit der neuen Regel nicht mehr – es blieb also bis zum Ende des Kampfes beim 1:1. Und jetzt griffen die Regularien erneut zuungunsten von Azizsir. Denn bei Gleichstand wird der Athlet als Sieger ernannt, der die letzte Wertung erzielte – Daniel Gastl. Azizsir wird quasi dafür bestraft den Kampf engagiert angegangen zu haben, wohingegen der Österreicher die erste Wertung gegen sich gerne in Kauf nahm.

„Ich kannte ja die Regel. Nur sollte Ringen doch eigentlich so sein, dass man den Gegner durch eine eigene Wertung bezwingt. Ich hätte eben taktisch anders ringen sollen, dann hätte ich gewonnen“, verdaut Azizsir die ärgerliche Niederlage jetzt erst einmal im gemeinsamen Urlaub mit der Familie. Danach startet der Hofer in die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften im September in Belgrad.

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