Rockman-Run Zwischen Stromschlag und Schaumbad

Michael Meier

Der Rockman-Run wartet auch in der achten Auflage mit einigen Gemeinheiten auf. Doch die Extremläufer trotzen allen Hindernissen zwischen Luisenburg und Tröstau.

 
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„Eigentlich ist man den Rockman-Run ja nur mit Kälte, Nebel und kühlem Wind gewohnt“, brachte es ein Teilnehmer am Sonntag auf den Punkt. Es kommt eher selten vor, dass der kultige Extremlauf im Fichtelgebirge mit wolkenlosem Himmel, strahlendem Sonnenschein und mehr als 15 Grad Lufttemperatur einhergeht.

Nur gemeinsam geht’s

Bei der bereits achten Auflage des Spektakels zwischen Luisenburg und Tröstau war Organisator Julian Herrgesell wieder einmal ganz in seinem Element. Insgesamt 438 Teilnehmer waren seinem Aufruf gefolgt. Vor ihnen lagen neun beziehungsweise 18 Kilometer Laufstrecke, üppig gespickt mit vielen fiesen Hindernissen und Aufgaben. Wer nun allerdings ausschließlich extrem durchtrainierte Athleten in Hightech-Kleidung vermutete, der lag total falsch. Denn das Flair des Rockman-Run machen die hochmotivierten Freizeitsportler aus. Nicht wenige standen daher wieder in ausgefallenen Verkleidungen und originellen bunten Kostümen gut gelaunt am Start. Sprüche wie „Es wird lustig – haben sie gesagt“ oder „Ich werde nicht aufgeben – aber ich werde die ganze Zeit fluchen“ standen auf so manchem Shirt.

„Was hier zählt, sind Humor, Gemeinschaftssinn und Hilfsbereitschaft. Europas größtes Felsenlabyrinth, einen Steinbruch und die unzähligen Hindernisse werdet ihr nicht alleine bezwingen können. Ihr müsst euch Mut zusprechen und gegenseitig helfen“, riet Julian Herrgesell, bevor er zusammen mit Landrat Peter Berek den Startschuss gab. Das Künstler-Duo Manuel Fontanari und Felix „Filah“ Müller brachte die Teilnehmer gemeinsam mit dem Team von „Clever fit“ auf Betriebstemperatur.

Eiskalter Petzelweiher

Gleich zu Beginn wartete das THW Selb mit einem über sieben Meter hohen Gerüst auf, das es zu überwinden galt. Das moosfeuchte, glitschige Felsenlabyrinth forderte anschließend höchste Konzentration. Und zahlreiche matschige Kriechhindernisse – teils mit Stacheldraht gespickt – glatte Kletterwände, eiskalte Bachläufe sowie eine Vielzahl an Autoreifen gingen den Sportlern gewaltig auf die Knochen. Aber die Höhepunkte waren natürlich wieder das Abtauchen in die tiefen Schlammlöcher am Tröstauer Sportplatz sowie ein Container mit jeder Menge Seifenschaum. Der Tröstauer Petzelweiher lud mit einstelliger Wassertemperatur zwar nicht zum Schwimmen ein, hindurch mussten die Teilnehmer trotzdem. Im Steinbruch ging es zunächst über einen riesigen Sandhaufen, bevor die Läufer einen Stein zum Tragen aufgebürdet bekamen.

Julian Herrgesell wäre nicht Extremlaufprofi, wenn ihm nicht alle Jahre wieder eine neue Gemeinheit für die Läufer einfallen würde: Heuer schickte er sie durch einen Tunnel, der mit stromgeladenen Fäden bestückt war, eine rutschige Halfpipe versprühte einen Hauch von „Ninja Warrior“, und kurz vor dem Ziel bekamen die eh schon strapazierten Rockman-Runner auch noch einen schlammigen Autoreifen verpasst, den sie durch einen langen Waldparcours tragen mussten.

Granitpokal und Shirt

Nahezu alle Teilnehmer kamen wohlbehalten ins Ziel; dafür sorgten unter anderem wieder die Helfer vom THW, der Bergwacht, der DLRG, der Johanniter, der umliegenden Feuerwehren sowie zahlreiche Quadfahrer. Es gab zwar wieder eine Zeitwertung mittels Transpondern, aber das war nur für die in der ersten Welle gestarteten Sportler interessant. Besonders bemerkenswert war erneut die Spannweite der erzielten Zeiten: Waren auf der 18-Kilometer-Strecke der „Wiederholungstäter“ Frank Hausmann mit einer Stunde und 59 Minuten als schnellster Mann und Veronika Komraus mit zwei Stunden 43 Minuten als beste Frau im Ziel, brauchten die letzten Läufer hier knapp fünf Stunden. Auf der Neun-Kilometer-Strecke waren Alexander Bier bereits nach 1.04 Stunden und Nele Göhl nach 1.10 Stunden im Ziel; der Abschluss dieser Distanz erfolgte nach 2.36 Stunden. Und wie angekündigt, war mit Mehmet Topyürek ein außergewöhnlicher Teilnehmer am Start: Er hatte die ganzen 18 Kilometer lang einen 20 Kilogramm schweren Baumstamm umgeschnallt und kam mit diesem nach 4.56 Stunden wohlbehalten ins Ziel.

Mit einer würdigen Siegerehrung und dem Versprechen auf eine Wiederholung im Jahr 2023 ging die Veranstaltung zu Ende. „Jeder von uns ist ein Sieger“, waren die Teilnehmer überzeugt, als sie den begehrten Granitpokal und ein T-Shirt erhielten.

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